(40) Ab in die Klinik

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Die halbe Nacht liege ich wach und versuche mich abzukühlen, indem ich die Bettdecke abwechselnd von mir wegstoße und dann wieder zu mir herziehe. Alex schläft wie ein Stein, was nicht verwunderlich ist. Die letzten Nächte musste er sich wegen mir um die Ohren schlagen.

Ich drehe mich zu ihm und beobachte ihn beim Schlafen. Der Brustkorb hebt und senkt sich regelmäßig. Sein Gesicht ist entspannt und ein paar wirre Haare hängen ihm in die Stirn.
Seine Lippen sind einen kleinen Spalt geöffnet und ich kann nicht widerstehen, ihm einen Kuss aufzudrücken. Sanft lege ich meine Lippen auf seine und löse mich nur schwerfällig wieder davon. Ich lasse meine Finger zwischen seine gleiten, da seine Hand direkt neben seinem Gesicht liegt.

Wer hätte das noch vor ein paar Wochen gedacht? Ich bin meinen Stalker los, hab ein gutes Verhältnis zu Tom aufgebaut, wohne hier in der WG bei diesen umwerfenden Männern und ich habe Alex.

Mir kullern ein paar Tränen über meine Wange, weil ich so dankbar bin und es irgendwie nicht fassen kann. Eins steht mir noch bevor: Ich muss mich bei Susi melden und mich mit ihr treffen.
Sie fehlt mir, aber ich soll erst wieder richtig fit werden, bevor ich mit ihr Kontakt aufnehme. Phil schreibt ab und zu mir ihr und hält sie auf dem neuesten Stand.

Es ist acht Uhr morgens und ich starre die Zimmerdecke an.

Hmmmm, wird doch bestimmt schon jemand wach sein, oder? Ich gehe mal schauen...

Wieder kämpfe ich mich aus diesem Bett und nehme mir noch ein frisches T-Shirt und eine Jogginghose von Alex mit. An mir klebt alles und ich fühle mich wirklich ekelhaft. Unten angekommen, treffe ich Franco und Florian, die genüsslich ihren Kaffee trinken. "Morgen!", krächze ich ihnen entgegen und hole mir auch schnell einen Kaffee. "Geht's wieder?" Franco beobachtet jeden meiner Schritte, als wäre ich hundert Jahre alt und würde Gefahr laufen, jeden Moment tot umzufallen. "Ja, ich denke schon. Keine Ahnung", schulterzuckend setze ich mich zu den Beiden an den Tisch. "Schläft Alex noch?" Franco mustert mein Gesicht. "Ja und das hat er sich auch verdient. Er musste in letzter Zeit oft genug seinen Schlaf unterbrechen. Franco, hör auf mich so anzuglotzen! Ich weis auch ohne Spiegel das ich scheiße aussehe!" "Du bist blass...iss bitte nachher was! Wann hast du das letzte Mal gegessen?" Schulterzuckend trinke ich den ersten Schluck von meinem Kaffee. "Müsst ihr zum Dienst?", abwechselnd schaue ich zu Florian und Franco. "Ja, leider. Meine Motivation hängt heute irgendwie im Keller.. Naja, wird sich auch legen", murmelt Florian vor sich hin. "Sollen wir tauschen? Ich würde echt gerne gehen!" "Vergiss es! Werd du erst mal wieder richtig gesund!", grinst er mir entgegen, worauf ich nur eine Schnute ziehe.

"So! Jetzt geh ich mal schauen, wer wach ist und dann müssen wir los!" Franco steht auf und ich schenke ihm einen fragenden Blick. "Ich will nicht, dass du hier unten so alleine bist! Wenn irgendetwas ist, bekommt es niemand mit!" "Ich bin noch immer kein Pflegefall! Jetzt lass doch den Rest schlafen. Mir geht's schon viel besser und außerdem kann ich doch ganz laut schreien, wenn irgendetwas ist!", langsam werde ich wirklich giftig, weil man in diesem Haus ständig unter Kontrolle steht. Florian und Franco tauschen Blicke aus.

Augenverdrehend trinke ich den letzten Schluck aus meiner Tasse und schnappe meine Klamotten: "Macht was ihr wollt. Ich gehe jetzt duschen und euch wünsche ich einen ruhigen Dienst! Bis heute Abend!” Unterwegs schwanke ich ein paar Mal und nehme noch zwei Türrahmen mit der Schulter mit. Dann stehe ich endlich im Bad und ziehe mir meine Klamotten aus. Auf meinem Körper versammeln sich lauter kleine rote Punkte.

Beginnender Ausschlag… Sag ich doch, Drei-Tage-Fieber!

In der Dusche wird mir leicht schwindelig und ich setz mich einfach auf den Boden, so verkraftet das mein Kreislauf schon etwas besser. Nach wohltuenden zehn Minuten, schaffe ich es irgendwie aus der Dusche raus und quäle mich in meine Unterwäsche und Alex' T-Shirt. Mein Kreislauf hat sich gegen mich verschworen und ich gestehe ein, dass ich unbedingt etwas essen sollte.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt