Als wir endlich unser Frühstück vor der Nase stehen haben, fallen wir darüber her, wie ausgehungerte Monster. Gestern waren wir wirklich zu aufgeregt, um ordentlich zu essen. "Wie ist es eigentlich so, in einer großen WG zu leben? Ist das nicht manchmal anstrengend? Ich meine, du bist ja irgendwie nie für dich alleine, oder?" Susi trinkt genüsslich einen Schluck Kaffee und wartet gespannt auf eine Antwort. "Mir gefällt die WG wahnsinnig gut! Du hast immer jemanden zum Reden, Unterstützung, Spaß... Natürlich gibt es auch vereinzelt mal Momente, in denen man seine Ruhe will. Da geht man dann aber einfach in sein Zimmer und gut ist. Das wird von allen respektiert!" Ich muss unweigerlich grinsen, wenn ich an die Chaoten zuhause denke. Susi beißt von ihrem Croissant ab und nickt mir zu: "Hat schon viele Vorteile. Aber ich finde, man muss schon der passende Mensch für so etwas sein. Bei Josi hätte ich nie gedacht, dass sie das in der WG schafft... Hätte eher damit gerechnet, dass sie verrückt wird!" "Am Anfang war es ja auch nicht einfach für sie. Aber mittlerweile versteht sie sich gut mit Tom und ist mit Alex zusammen, das gibt ihr auf jeden Fall Halt. Allerdings hat sie auch jeder andere ins Herz geschlossen, auch wenn sie manchmal kompliziert ist. Ich denke, jeder hat seine Macken, Ecken und Kanten, die dem ein oder anderen schwer aufstoßen. Aber entweder man kann sich damit arrangieren, oder man lässt es. Unsere WG ist glücklicherweise sehr offen und und nicht so verkopft! Das weißt du ja selbst", ich trinke jetzt ebenfalls einen Schluck meines Muntermachers und lege meinen Kopf schief: "Und du? Ist dir das manchmal nicht zu still daheim?" Susi isst den Rest des Croissants und scheint zu überlegen. "Zeitweise, ja. Seitdem Josi nicht mehr da ist, sowieso. Die hat fast schon hier gewohnt.. Bis dann die Sache mit dem Stalker angefangen hat. Ansonsten kommen immer mal wieder Freundinnen vorbei, davon habe ich einen ganzen Stall voll... Allerdings sind die alle so oberflächlich. Wenn du Party machen willst, stehst du an erster Stelle, aber wehe du willst mal deinen Frust von der Seele reden oder brauchst bei irgendetwas Hilfe...Dann kennen die einen gar nicht mehr!" "Von dieser Sorte gibt es leider viel zu viele! Weißt du, ich habe lieber nur eine Handvoll Freunde, auf die ich mich jederzeit verlassen kann, als zehn oder zwanzig, die gleich weglaufen, wenn es kompliziert wird!" Ich schenke mir nochmals Kaffee aus dem kleinen Kännchen nach und grinse Susi an, die über ihrem rechten Mundwinkel einen Klecks Nutella hängen hat.
"Warum grinst du so?" Anstatt etwas zu sagen, strecke ich meine Hand aus und wische ihr mit dem Daumen den braunen Fleck aus dem Gesicht.
Daraufhin lacht Susi leise: "Danke. Ich bin manchmal ein Kleckerfritze!"Als mein Handy klingelt, entschuldige ich mich kurz bei Susi und nehme den Anruf entgegen:
Ich: "Funke?"
Tom: "Phil?...Wo hast du..aua.. das Magnesium hin? Du hatteeeeeest es doch... aaah... zuletzt, oder?"
Ich: "Tom, was ist denn passiert?"
Tom: "Frag nicht. Sag's einfach!"
Ich: "Ich glaube, das habe ich ausversehen in meinem Zimmer stehen lassen. Was ist denn los? Sag schon!"
Tom: "Boah... Wir müssen jetzt mindestens dreimal wöchentlich an einem Sportprogramm teilnehmen und gestern war die erste Stunde!"
Ich: "Wer hat das denn angeordnet? Klaus?"
Tom: "Ne, Josi. Wir machen Pilates und Yoga... Franco und Stephan sind auch am Arsch.... Nein, Josi, ich telefoniere mit Phil!"
Ich: "Hahahaha. Oh Gott. Herzliches Beileid!"
Tom: "Du sollst nicht so lachen, du seist auch fällig, sagt sie gerade hahahaha!"
Ich: "Ich muss mich aber als Notarzt noch irgendwie bewegen können.."
Tom: "Ach, wir Polizisten und Sanitäter nicht?.... Geh weg jetzt, du Nervensäge!"
Josi: "PHIIIIIIIIIL?! Wie läuft's mit Susi? Sag ihr Grüße von mir!"
Phil: "Gut! Werde ich machen."
Tom: "Sorry... Die Frau ist so neugierig.. Dann euch noch ein schönes Wochenende und Entschuldigung für die Störung! Bis dann!"
Phil: "Kein Problem, Tom. Danke. Bis dann!""Grüße von Josi!", kopfschüttelnd stecke ich mein Handy weg und konzentriere mich wieder auf Susi. "Dankeschön. Ist was passiert?" Eine leicht besorgte Miene legt sich auf ihr Gesicht. "Hahaha. Nein. Josi hat die Männer zu Pilates und Yoga verdonnert und die sterben jetzt auf Grund von Muskelkater. Anscheinend muss ich auch noch dran glauben", ich kratze mir unsicher den Nacken, worauf Susi die Augenbrauen zusammenzieht: "Sie hasst eigentlich Sport. Das wundert mich, dass sie jetzt plötzlich mit sowas anfängt! Ich glaube, ich überlege mir das nochmal mit dem Besuch hahahaha!" "Nein, nein, nein. Ich werde sie auf Alex ansetzen. Sie soll ihn in Form halten oder ich muss ihr klar machen, dass übers Wochenende Sportpause gilt, da der Körper sich auch wieder regenerieren muss". Mir selbst zu nickend beende ich den Satz und hoffe, dass diese Aussage dann auch fruchtet.
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanfictionASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...