Nachdem unsere Schicht vorbei ist, begleitet mich Pit zu meinem Auto und wartet, bis ich losgefahren und auf die Hauptstraße eingebogen bin. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Pit jetzt ein Auge mehr auf mich werfen wird, seitdem er von der Schwangerschaft weiß.
Zuhause angekommen, treffe ich Alex, Tom, Paul und Flo im Wohnzimmer an.
"Hey!", meine Begrüßung fällt leise und knapp aus, da ich Flo's gequältes Gesicht schon von weitem sehe und es mir wahnsinnig Leid tut, dass seine Freundin so einen Mist abgezogen hat. Flo dreht sich sofort zu mir, erhebt sich schnell vom Sofa und kommt auf mich zugelaufen, um mich schnell in seine Arme zu ziehen: "Josi, es tut mir so wahnsinnig leid! Ich wusste nicht, dass Jennifer so ein falsches Spiel spielt. Ich habe sie vorhin in den Wind geschossen....". Meine Arme finden ebenfalls den Weg um Florian's Körper: "Mach dir doch kein Kopf! Du kannst nichts dafür! Du hättest dich aber nicht gleich wegen mir trennen müssen". Flo schiebt mich ein Stück von sich weg und wirft mir einen verständnislosen Blick zu: "Doch! Sowas geht gar nicht! Ich kann ihr doch gar nicht mehr vertrauen. Ich würde mich ständig fragen, ob sie sich wieder von Melissa um den Finger wickeln lassen würde und einen neuen Angriff plant. Es tut mir wirklich so leid, dass das passieren musste". "Zwischen uns ist alles gut, Flo. Mach dir keinen Kopf", wir lösen uns aus unserer Umarmung und gesellen uns zu den drei Männern auf dem Sofa. "Lebt Susi eigentlich noch? Man könnte nicht meinen, dass sie sich hier im Haus aufhält", ich schaue die Männer reihum an, um eine Antwort zu bekommen. Paul grinst vor sich hin: "Ja, die ist noch am Leben. Sie war heute Abend eine Weile hier unten im Wohnzimmer. Es geht ihr schon besser, aber ganz fit ist sie noch nicht".
"Ok. Ich hoffe, das wird jetzt mal langsam...", nebenher öffne ich den Knopf meiner Hose und atme erleichtert auf. "Sag nur, die Hose wird zu eng?" Alex kontrolliert meinen Bauch und stellt auch sofort fest, dass der Hosenbund schon ordentlich eingeschnürt hat. "Ja, das ist voll unangenehm, aber zumindest tendiert es in die richtige Richtung!" "Dann sortierst du morgen gleich mal deine Hosen. Sowas will ich nicht mehr sehen! Du drückst dir ja alles ab" Alex zieht mein Oberteil wieder nach unten und legt anschließend einen Arm um mich. "Mach ich... Ich merke selbst, dass das nicht gut ist." Mein Kopf fällt müde gegen den Körper meines Freundes, worauf ich lauthals gähne."Ich glaube, da muss jemand ins Bett! Bevor du jetzt hier einschläfst, gehen wir gleich hoch!” Alex drückt mir einen Kuss auf meine Schläfe und erhebt sich im nächsten Moment, womit ich nicht gerechnet habe und einfach seitlich wegkippe. "Ich bleib hier liegen! Mich bekommen keine zehn Pferde auf die Füße!", ich drücke meinen Kopf weiter in Tom's Richtung, worauf dieser sich räuspert: "Na dann können wir ja mal über deinen Auftritt heute Mittag reden!" Mit einem Ruck springe ich schon fast vom Sofa auf und schnappe mir Alex' Hand, um ihn ins Bad zu ziehen: "Gute Nacht zusammen!"
Auf irgendwelche Diskussionen habe ich jetzt überhaupt keine Lust und eigentlich sehe ich es auch nicht ein, mich vor Tom rechtzufertigen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und auch keine Ermittlungen behindert, eher noch habe ich die ganze Sache beschleunigt.
Nachdem wir uns im Bad fertig gemacht und uns in unserem Zimmer umgezogen haben, kuschel ich mich in Alex' Arme und schlafe fast wie auf Knopfdruck ein.
◇◇◇◇◇◇◇◇◇
Als mich die ersten Sonnenstrahlen aus meinem Schlaf reißen, stelle ich mit Verwunderung fest, dass Alex noch tief und fest schläft. Der Schlaf sei ihm gegönnt, weshalb ich ihn weiterschlafen lasse und ich mich vorsichtig und leise aus seinen Armen kämpfe und aus dem Bett klettere.
In der Küche treffe ich auf Stephan, Franco und Phil. "Morgen!" Mit einem breiten Lächeln begrüße ich die müden Zombies, die mit ihren Nasen fast in der Kaffeetasse hängen. Während ich mir meine Folsäuretablette einschmeiße, merke ich die stechenden Blicke in meinem Rücken. "Was ist?", ziemlich irritiert drehe ich mich zu den Männern, die mich skeptisch betrachten. "Mutierst du langsam zum Frühaufsteher? Du bist sogar noch vor Alex wach, das ist wirklich gruselig und dann ziehst du nicht mal eine Fresse, wie sonst immer!" Franco scheint schon fast schockiert zu sein, doch ich lasse mich nicht von ihm aus dem Konzept bringen, sondern zucke einfach nur mit den Schultern. "Morgen zusammen. Josi, alles gut?" Alex kommt noch ziemlich verschlafen in die Küche und bremst sofort bei mir ein. "Ja, alles prima. Wieso?", ich erwidere nebenher seinen Kuss und schaue ihn fragend an. "Ist dir nicht gut oder hattest du schon wieder ein Gespräch mit deinem Freund?", sein forschender Blick mustert mich genauestens, doch anscheinend findet er nicht das, was er vermutet hat. "Ne, weder das eine noch das andere. Jetzt tut doch nicht alle so, als wenn es das siebte Weltwunder wäre, wenn ich morgens mal zeitig wach und gut gelaunt bin!" Da ich langsam Hunger verspüre, schiebe ich meinen Freund aus dem Weg und erobere den Kühlschrank. "Habt ihr auch Hunger?" Da zumindest zwei Bestätigungen in meinen Ohren eintreffen, decke ich summend den Tisch und werfe nebenher den Backofen an, um die Brötchen aufbacken zu können. Als alles soweit fertig ist, sitzen auch Tom, Phil und Susi am Tisch, um gemeinsam mit uns zu frühstücken.
"Wollt ihr eigentlich die Geschlechter wissen, wenn man was sieht, oder lasst ihr euch überraschen?" Stephan mustert uns neugierig, während er seinen letzten Schluck Kaffee trinkt. "Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht so genau. Irgendwie wäre es cool, wenn wir uns überraschen lassen, allerdings weiß ich nicht, ob ich meine Neugier im Zaum halten kann! Du?" Ich drehe mich zu Alex, der mich ebenso ratlos anschaut: "Habe mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Mir ist es viel wichtiger, dass die Beiden gesund sind... Außerdem finde ich es immer schrecklich, wenn man sich auf ein Geschlecht festlegt und nachher was ganz anderes dabei herauskommt. Daher tendiere ich eher zum Überraschungseffekt. Die Sachen, die wir kaufen, werden einfach neutral gekauft und fertig." Alex' Meinung gefällt mir und ich denke, dass ich mich ihm in dieser Hinsicht gut anpassen kann. "Echt jetzt? Aber ich muss doch wissen, ob ich Kleidchen kaufen kann oder nicht!" Susi ist fast schon empört, was mir ein leichtes Schmunzeln entlockt: "Susi, du wirst viele Jahre lang Kleidchen kaufen können. Am Anfang packen wir die Mäuse eh in Strampler, da ist noch nichts mit Kleidchen. Alex hat schon irgendwie recht: Wenn Finn nachher sagt, dass ein Mädchen dabei ist und du so viel in Rosa kaufst, letztendlich aber zwei Jungs auf die Welt kommen, dann haben wir den Salat. Von daher, bitte neutral. Du weißt ja sowieso, dass ich nicht so auf rosa, pink und lila abfahre!" Susi verzieht eine Schnute und ich weiß ganz genau, dass Tante Susi eine kleine Prinzessin heranzüchten wird, wenn denn ein Mädchen dabei sein sollte. "Aber so ein bisschen Glitzer und Einhörner und Rosa darf ich dann schon", ihre Arme verschränken sich vor ihrer Brust, worauf Alex zu lachen anfängt:."Ja, das darfst du dann. Aber es hat noch Zeit! Die Kleinen sind noch nicht einmal fertig hergestellt". Meine Freundin streckt mir frech die Zunge raus und schenkt Alex darauf ein zufriedenes Lächeln.
"Wann gehen wir denn endlich mal shoppen? Das könnten wir doch langsam mal in Angriff nehmen, oder?" Tom kann es auch gar nicht abwarten, endlich Babysachen zu kaufen. "Könnten wir doch demnächst mal machen. Ein bisschen Shopping schadet nie. Wir sollten aber Christopher und Anne ebenfalls Bescheid geben, sonst sind die womöglich noch beleidigt. Das will ich dann auch nicht!" Alex scheint damit einverstanden, denn er nickt mir zu. "Wenn ihr das Zimmer noch streichen wollt, sollten wir das auch so früh wie möglich machen, damit das dann nicht mehr nach Farbe stinkt. Außerdem müssen die Möbel auch rechtzeitig aufgebaut werden, da Zwillinge doch gerne vor Termin auf die Welt kommen", anscheinend haben jetzt alle wieder ihre Babyeuphorie aus der Ecke gekramt, denn einer nach dem Anderen schmiedet Pläne, was schnellstens erledigt werden muss.
Ich höre mir alles mit einem schmunzeln an und freue mich so sehr über die Begeisterung, die alle ans Tageslicht legen."Habt ihr schon Namen überlegt?" Nach einer etwas längeren Pause, wirft Susi das nächste Thema ein. "Um Gottes Willen, nein. Ich habe einmal ein bisschen gegoogelt, aber mehr ist bisher nicht passiert", mit einem Kopfschütteln drehe ich mich zu Alex, worauf er aber fleißig nickt. "Warum nickst du jetzt?" "Weil ich schon ein paar Namen aufgeschrieben habe, die mir gefallen würden. Mach du das doch genauso. Irgendwann vergleichen wir unsere Listen und wenn wir dann ein Match haben sollten, ist ja alles geklärt. Wenn nicht, schauen wir uns alle Namen gemeinsam an und überlegen, was uns beiden gefallen könnte!" Über Alex' Vorgehensweise bin ich sehr überrascht, aber mir gefällt die Idee und deshalb erkläre ich mich mit seinem Vorschlag auch einverstanden.
Nach den ganzen Gesprächen fällt mir aber einiges gewaltig auf: Ich sollte mir langsam mal anfangen, Gedanken zu allem zu machen! In welcher Farbe sollen wir das Zimmer streichen? Was sollte in dem Zimmer alles vorhanden sein? Was brauchen wir am Anfang überhaupt alles und was kann warten?
Welche Klamottengrößen kauft man üblicher weise und wieviel von was?
Welche Namen gefallen mir besonders gut? Welche Nachnamen sollen die Kinder tragen? Wann muss ich mich denn für einen Geburtsvorbereitungskurs anmelden?Mir platzt fast der Kopf, als die vielen Fragen direkt in mein Gehirn einschießen, weshalb ich stöhnend meinen Kopf in den Händen vergrabe.
Tom streicht mir sanft über den Rücken und zieht mich leicht zu sich: "War das jetzt eine zu geballte Ladung?" "Ja... Keine Ahnung...Irgendwie sind mir jetzt lauter Sachen eingefallen, über die ich nachdenken sollte, aber das ist alles so viel!" "Lass es uns doch aufteilen! Dann habt ihr nicht so viel und wir können uns aktiv beteiligen und nerven nicht immer mit so vielen Fragen!" Tom ist gerade die Rettung für mein überstrapaziertes Gehirn. "Ja, bitte! Hervorragende Idee! Verteilt die Themen aber selbst: Kinderzimmer, Klamotten, Maxi Cosi, Kinderwagen, restliche Erstausstattung. Mir ist wirklich egal, wer was macht. Wenn ihr wunderbar informiert seid, dann könnt ihr wiederum uns informieren. Bei Fragen, einfach melden!"In dem Fall beschäftigst du dich mit den Vor- und Nachnamen und mit den ganzen Vorbereitungskurs Gedönse und wie du die Geburt überleben könntest. Kann das auch möglich sein, dass man mit dem kleinen Haufen an Aufgaben auch schon überfordert ist?
Oh Josi, wie soll das nur Enden?
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanfictionASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...