✅️(18) Erneuter Anfall

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Die Türe wird aufgerissen und ich höre schon, wie Tom hereingestampft kommt. "Sag mal, geht's noch? Spinnst du eigentlich dich so volllaufen zu lassen und mit irgendwelchen fremden Typen durch die Gegend zu rennen?"

Ich bin tot und Tote reden nicht.

"Hallo, ich rede mit dir!", brüllt er wieder.

Warum? Warum muss er so ausrasten? Ich bin doch nicht seine Teenager- Tochter! Ganz ruhig bleiben.. tief ein und ausatmen.
Nicht aufregen.

"Tom, hör mal bitte auf!", höre ich jetzt Alex. "Das gibt's doch nicht, dass man sich in dem Alter so benimmt und dann besoffen mit wildfremden Typen mitgeht! Weis der Teufel, was da hätte passieren können! Aber nein, Madame weiß ja nicht, wann die Grenze erreicht ist!", brüllt Tom weiter.

Mein Hals schnürt sich langsam zu und der Druck auf meinem Brustkorb wird immer stärker. Die Decke auf meinem Gesicht ist bestimmt auch nicht förderlich, aber ich muss darum kämpfen, genug Luft zu bekommen, ansonsten hätte ich sie weggezogen. Mir laufen schon Tränen runter und die schwarzen Punkte benebeln meine Sicht.

Alex reißt, vermutlich auffeund meiner komischen Atmung, die Decke runter und Tom schreit nur "Scheiße!" "FRANCO!", ist jetzt Alex derjenige, der brüllt. "Josi, wach bleiben, hörst du!", tätschelt mir Alex die Wange. "Tom auf, zieh sie hoch!" Aus meinem Hals ist schon ein leises Röcheln zu hören. "Shit. Tom, was musst du sie auch gleich so zusammenbrüllen?", mault Franco, als er im Eilschritt herein gerannt kommt.

Alex sitzt wieder hinter mir: "Du kennst das, hör nur auf mich, okay! Wir schaffen das! Du musst langsam atmen, ganz langsam!" Alex drückt meinen Kopf an sich dran und ich fange panisch an zu weinen, was die Lage absolut nicht verbessert. "Nicht weinen. Du erstickst nicht! Du musst normal atmen! Einatmen .... Ausatmen ...." Alex gibt sich die größte Mühe.

Plötzlich wird mir eine Tüte vor den Mund gehoben und ich weiß nicht, was für eine Paranoia ich schiebe, aber ich versuche mit meiner restlichen Kraft alles von mir wegzuschieben. Alex hält meine Hände fest. "Franco, wir brauchen einen Zugang und Diazepam, sie bekommt sich nicht beruhigt", weist Alex an und man hört, wie Franco die Treppe runter springt. "Tom, drück ihr die Tüte auf den Mund, schnell!", jetzt wird Alex langsam aufgeregter und das macht mich völlig fertig. Meine Augen werden immer schwerer und fangen an, sich zu verdrehen. "Komm, da bleiben Josi", tätschelt mir jetzt Tom meine Wange.
"Josi, wir sind doch ein gutes Team. Atme mit mir mir: Einatmen..ausatmen ....einatmen.." Alex versucht wieder ruhiger zu werden.

An meiner Hand bemerke ich ein kurzes Brennen und gleich darauf nickt Alex Franco zu. Der Italiener streicht mir meine Haare aus dem Gesicht: "Es wird gleich besser, aber hör auf Alex! Atme mit ihm. Das schaffst du!" Mein ganzer Körper zittert, aber langsam bekomme ich meine Atmung in den Griff. Tom nimmt die Tüte von meinem Mund weg. "Das hast du gut gemacht! Ruhig weiter atmen und versuch dich zu entspannen!", flüstert mir Alex zu.

Das mit dem entspannen regelt das Beruhigungsmittel. Ich bin fix und fertig und es laufen mir wieder unzählige Tränen über mein Gesicht. "Pscht, es ist vorbei, alles wird gut", schwingt Alex seine Arme um meinen Körper und ich schließe langsam meine Augen vor lauter Erschöpfung. "Das gibt es doch nicht, warum bekommt sie dauernd solche Anfälle?" Toms Stimme ist zerbrechlich. "Das Hämatom auf ihren Rippen drückt stark auf den Brustkorb und die Atmung ist somit eh schon relativ flach. Wenn sie sich dann zu stark aufregt, verengt sich der ganze Brustkorb und übt noch mehr Druck aus. Den Rest erledigt die Panik", erklärt ihm Alex. "Hoffentlich wird das wieder besser, wenn das Hämatom abgeklungen ist!", flüstert Franco vor sich hin.

"Tom! Fahr nicht immer so aus der Haut! Ich hätte sie fast so weit gehabt, zu erzählen, wer da dauernd anruft und was los ist. Aber du musstest ja das ganze Haus zusammen brüllen. Klar, die Aktion war scheiße, aber rede doch mal normal mit ihr!" Alex' Stimme ist vorwurfsvoll. "Ja, ich weiß, aber ich mache mir doch nur solche Sorgen. Sie ist immer so leichtsinnig und ich habe Angst, dass sie dafür irgendwann die Quittung bekommt! Wir leben hier in keinem Dorf..." Franco fordert Tom auf, mit ihm runter zu gehen. Alex ist noch da und streicht mir über die Haare: "Was belastet dich nur so?" Ich gebe mich meiner fordernden Müdigkeit hin und drifte in einen unruhigen Schlaf ab.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt