(73) Endlich Heim

1.9K 77 14
                                    

Soooo, Leute :)
Das letzte Kapitel der Lesenacht!
Danke an alle, die dabei waren und fleißig gelesen haben.
Es hat mir wirklich Spaß gemacht 💙💚💙💚
Gute Nacht, schlaft gut!
Eure Rojo
💚💙💚💙
____________________________________

Nachdem Alex und die restlichen Männer gegangen sind, fühle ich mich schon wesentlich wohler. Ich bin soweit mit allen im Reinen und muss nur noch mit Susi telefonieren. Allerdings muss ich erst die Schwangerschaft verkünden, dann kann ich mich entweder mit ihr zusammen freuen oder mich von ihr trösten lassen, wenn es total in die Hose geht.

Meine große Angst ist einfach, dass Alex das alles gar nicht will. Es ist alles zu früh und zu schnell, aber wenn man es genau betrachtet, bin ich ja nicht alleine Schuld. Selbstbefruchtung klappt noch nicht wirklich. Bei ihm kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass er allzu negativ reagiert, aber das weiß man nie.

Mit der Verkündung sollte ich mich schon beeilen, da ich zuhause meine Kotzattacken nur schwer verstecken kann. Meine Fressanfälle könnte ich noch irgendwie verheimlichen, aber lange wird das auch nicht gut gehen.

Apropos, Fressattacken. Mein blauer Freund ruft!

Heute mache ich mich schon um dreiundzwanzig Uhr auf den Weg, um meinen Insulinpuschenden Vorrat aufzustocken. Die zwei Packungen Flips haben oberste Priorität und als kleines Goodie, packe ich noch ein Kitkat, ein Snickers-Riegel und aus dem Automaten nebenan einen heißen Kakao mit ein.

In meinem Zimmer angekommen, vernichte ich meine Beute und lass kurz darauf die übrig gebliebenen Beweise verschwinden. Meine Hand ruht auf meinem Bauch und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich in ein paar Wochen eine Kugel vor mich her schiebe. Das ist alles so unreal und die Gedanken, die sich zwischen einer kleinen Freude und riesengroßer Angst abwechseln, halten mich fast die ganze Nacht wach.

Als mein Kopf endlich zur Ruhe kommt und meine Augen vor Müdigkeit zufallen, schleicht sich wieder die penetrante Übelkeit in meinen Magen.

Eins ist sicher, das überlebe ich nicht ewig!

Total fertig mach ich mich auf den Weg zur Toilette und werfe mich auf den Boden, damit ich nur noch meinen Kopf über den Toilettenrand strecken muss, wenn es dann losgeht. Auf den Start muss ich auch nicht lange warten. Eine Welle nach der anderen erfasst meinen Körper, während meine Kräfte sich immer mehr dem Ende neigen. Mein Wille, den Schwestern Knopf zu drücken, ist konstant präsent, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine Rettung tritt in Form einer blau uniformierten Person in das Badezimmer. "Josi! Was machst du denn hier?", mein Bruder kniet sich neben mich und mustert mich besorgt.
Der Anblick seiner fast schlafenden Schwester auf dem Badezimmerboden scheint ihn etwas aufzuwühlen.
"Hi, Tom. Schaffe es nicht mehr zurück. Hilfst du mir?", die Worte kommen sehr leise aus meinem Mund, aber das Lächeln auf seinem Gesicht deutet mir, dass er es verstanden hat.
Als er mich im Bett ablegt, mustert er mich kritisch: "Das ist doch nicht mehr normal!"

Lass dir was einfallen! Ihn kannst du womöglich noch an der Nase herumführen...

"Das kommt durch die Anämie. Bis in vier Wochen hat sich das eingependelt, weil dann der Folsäurespeicher soweit aufgefüllt ist. Mach dir keine Sorgen!", ich greife nach seiner Hand und klammere mich an ihm fest. Seine Antwort bekomme ich schon gar nicht mehr mit, da ich so fertig bin und direkt einschlafe.

◇◇◇◇◇◇◇◇

"Josi?" Mir kommt es vor, als hätte ich nur fünf Minuten geschlafen. "Hmmm?" "Kannst du kurz die Augen öffnen?" Mit Mühe und Not bekomme ich meine Augen auf und blicke direkt Charlotte ins Gesicht. "Hey. Wie geht's dir?", sie zieht sich einen Stuhl neben mein Bett und lächelt mich freundlich an. "Ich fühle mich wie ein einziger Matschhaufen. Diese Übelkeit überlebe ich nicht lange!", ich versuche ihr ebenfalls ein Lächeln zukommen zu lassen, aber das funktioniert nicht so richtig. "Ich lass dir nachher nochmal ein bisschen Flüssigkeit durch eine Infusion zukommen. Außerdem werde ich dir einen Saft aufschreiben, der dir gegen die Übelkeit und den Brechreiz helfen soll. Du solltest Alex so schnell wie möglich einweihen, weil diese Symptome lassen sich wirklich schlecht verheimlichen und dumm ist er auch nicht. Womöglich macht er uns noch die Hölle heiß, wenn ihm die ganze Sache hier spanisch vorkommt und wir ihm keine Diagnose liefern, aufgrund des dauernden Übergebens."
Ich nicke ihr wissend zu und will kurz darauf wissen, wann ich wieder heim darf. "Jetzt lassen wir dir eine Infusion durchlaufen und wenn es dir dann nach dem Frühstück besser geht, kannst du heute nach Hause. Die Visite hast du ja mit Bravour verschlafen. Allerdings kommst du bitte wieder vorbei, wenn das mit dem Saft nicht so ganz klappt. Du verlierst sonst viel zu viel Flüssigkeit und Nährstoffe, ok? Wo soll ich deinen Mutterpass hinlegen?", sie fächert mit dem gelben Heft in der Hand vor meiner Nase herum. "Kannst du den in meiner Tasche verstecken? Das wäre wirklich lieb." Nachdem sie den Mutterpass verstaut hat, hängt sie mir die angesprochene Infusion an und lässt mir wieder meine Ruhe.

Ich durchforste nebenher das Internet, um nach einer Idee für die "Papa Verkündung" zu suchen und werde auch sofort fündig. Da ich nicht alles auf die lange Bank schieben will und es viel zu lange dauert, dass zu bestellen, google ich, ob es einen Laden in Köln gibt, in dem ich eventuell fündig werden könnte.

Alex wird heute Mittag bestimmt schlafen. Hoffentlich findet sich ein Opfer, das mich kurz zu dem Laden fährt. Wenn ich das Haus alleine verlasse, werde ich sicherlich einen Kopf kürzer gemacht.

Schwester Carla kommt herein geplatzt und bringt mir mein Frühstück, das ich mit langsamen Bissen zu mir nehme. Zum Glück bleibt alles im Magen. Als Charlotte wieder in mein Zimmer kommt, ist die Infusion durch und sie nickt mir zufrieden zu: "Du siehst wieder etwas besser aus. Ich denke, du kannst getrost nach Hause. Kann dich jemand abholen?" "Ja, Alex holt mich nach seiner Schicht. Danke für alles". "Das ist mein Job... Ich drück dir die Daumen für deine Verkündung. Mach dir keinen Kopf, Alex wird bestimmt kurz geschockt sein, aber er wird es schon verkraften und sich danach mit dir freuen!", sie tätschelt mir kurz die Hand und verschwindet danach auch schon wieder.

Nachdem ich Alex eine Nachricht geschrieben habe, hüpfe ich noch schnell unter die Dusche und mach mich soweit Außenwelt tauglich. Bevor ich mir mein T-Shirt anziehe, werfe ich noch einen Kontrollblick in den Spiegel. Mein Bauch scheint noch normal auszusehen, hoffe ich zumindest. Als ich gerade das Badezimmer verlasse, kommt auch schon Alex zur Türe herein gestürmt.
"Oh, was ist denn da los?", sein Blick ist auf meine Körpermitte gerichtet und mir bleibt kurzzeitig die Spucke weg.

Er kann doch noch gar nichts bemerken!

"W-was ist wo los?", ich kratze mir unsicher meinen Nacken und versteife leicht meine Körperhaltung. "Na, du hast deinen Zugang noch drin. Egal, wir bremsen vorne im Schwesternzimmer ein und da sollen die dir den schnell entfernen!" Alex nimmt mich freudestrahlend in seine Arme und drückt mir einen Kuss auf meine Lippen auf. "Alles okay bei dir?", er drückt mich etwas von sich weg und wirft mir einen prüfenden Blick zu. "Ja, alles gut. Ich habe nur schlecht geschlafen und bin noch etwas neben der Spur!", anscheinend akzeptiert er meine Aussage, denn kurz darauf schnappt er sich schon meine Tasche und zieht mich an der Hand zum Schwesternzimmer.

Charlotte ist gerade zufällig anwesend und entfernt mir schnell den Zugang. Sie kann sich kaum ihr dämliches Grinsen unterdrücken, als sie Alex ansieht. Der hat aber zum Glück seine Auffassungsgabe in der Wache gelassen und scheint das nicht einmal zu bemerken.

Hand in Hand verlassen wir zu viert die Klinik.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt