(49) Endlich wieder vereint

2K 61 4
                                    

Das Klingeln an der Türe lässt doch wieder etwas Freude aufkommen: "Ich mach auf!!" Kaum ist das Loch in der Wand, das durch eine Türe geschmückt wird, aufgerissen, fällt mir auch schon Susi um den Hals und bringt uns ganz schön ins Straucheln.
Glücklicherweise steht Alex ganz in der Nähe und rettet uns beide vor einem Sturz: "Bitte macht euch nicht schon kaputt, bevor wir überhaupt einen Schritt aus der Türe gesetzt haben!" "Aaaaaaah, ich hab dich soooooooo vermisst! Wie viel Jahre ist unser letztes Treffen her?" Susi spricht mir aus der Seele und lässt die Männer gekonnt die Augen verdrehen.
Franco schlägt den Weg in die Küche ein und schüttelt den Kopf: "Keine Ahnung, was schlimmer ist. Unsere kleine Kratzbürste alleine oder die zwei da im Doppelpack!" Wir ignorieren diesen Kommentar gekonnt und Susi umarmt auch noch die restliche Truppe zur Begrüßung. Bei Phil dauert es besonders lange und ich weiß auch ganz genau, was unser erstes Thema sein wird, wenn die Männer ausgeflogen sind.

"Willst du einen Kaffee, Susi?", mein Gebrüll, da ich gerade in die Küche laufe, lässt Franco zusammenzucken, was ich mit einem entschuldigenden Grinsen kommentiere. "Jahaaaaa" Susis laute Antwort lässt Franco ebenfalls nochmal zusammenzucken und qualvoll aufstöhnen: "Zum Glück sind meine Patienten meistens schweigsam. Bei so zwei Sirenen wie euch, würde ich nach dem halben Tag sterben!"

Wir setzen uns alle an den Esszimmertisch und in mir steigt die Vorfreude auf unseren heutigen Mädelsabend. Egal ob im Club oder zuhause, Hauptsache ich kann mich wieder mit meiner besten Freundin austauschen.

"Susi, mir wäre es wirklich recht, wenn ihr heute Abend nicht auf die Piste geht! Die spontanen Fieberschübe sind wirklich nicht Club tauglich. Ich habe Josi fiebersenkende Tabletten gegeben, die sie rechtzeitig nehmen soll! Wenn was ist, könnt ihr jederzeit anrufen, okay?" Alex' Blick ist eindringlich und dass er sich doch so große Sorgen macht, bringt mich wirklich zum Nachdenken. "Ich denke, wir können uns auch prima hier Vergnügen und müssen nicht unbedingt außer Haus!" Susi ist auf einmal auch ziemlich Ernst und ich beuge mich auch einfach meinem Schicksal, damit Alex ohne Sorgen sein Wochenende verbringen kann: "Wir bleiben zuhause! Versprochen!"
Alex' Blick wirkt erst etwas irritiert, nach ein paar Sekunden schlägt er aber in Dankbarkeit um und als Lohn bekomme ich einen Kuss. "Danke!", seine Hand wandert zu meiner und umschließt sie liebevoll, während er sich mit der anderen seinen Kaffee in den Rachen stürzt.

Florian hat es anscheinend auch aus den Federn geschafft, begrüßt kurz Susi und gönnt sich ebenfalls noch einen schnellen Kaffee.

Susi und Phil sitzen verdächtig nah beieinander und ich frage mich, wie viel Kontakt sie in letzter Zeit hatten. Vielleicht hat er sie auch bestochen... Einmal zuhause bleiben gegen eine Nacht Zweisamkeit. Bei meinen absurden Gedanken muss ich unweigerlich lachen, vergesse jedoch den gerade eingeflößten Kaffee in meinem Mund und verschlucke mich prompt.

Kurz vor der Bewusstlosigkeit fängt sich mein Körper wieder und ich versuche, stoßweise meinen Lungen die benötigte Luft zuzuführen. "Am besten gibst du ihr die nächsten zwei Tage auch nichts zu trinken!" Florian schüttelt belustigt den Kopf, worauf ich leider nicht kontern kann, da ich noch mit Atmen beschäftigt bin. "Geht's denn wieder?" Alex streicht mir die Haare aus dem Gesicht, da mein Kopf mittlerweile vor lauter Erschöpfung auf der Tischplatte ruht und schüttelt ebenfalls belustigt den Kopf. "Ja, der Kaffee war eben schneller als mein Schluckreflex!"

"Wer ist hier bitte am Sterben?" Tom kommt total verstrubbelt in die Küche und sieht sich fragend um. "Deine Schwester!" Franco winkt lachend ab, worauf Tom aufstöhnt: "Wer auch sonst! Hey Susi!", er läuft kurz zu Susi, schenkt ihr eine Umarmung und lässt sich anschließend seinen Muntermacher aus der Maschine laufen. "Ich liebe dich auch!", mein Körper scheint sich wieder ziemlich gut erholt zu haben, deshalb richte ich meinen kompletten Körper wieder auf und versuche meine Gedanken von vorhin zu verdrängen.

"Wir sollten langsam aufbrechen, Leute!" Phil erhebt sich als erstes von seinem Stuhl und steckt die restlichen Männer, die uns über das Wochenende verlassen, mit seiner Aufbruchstimmung an. Ich dackel Alex hinterher und habe so ein zwiegespaltenes Gefühl in mir: Einerseits bin ich froh, dass der Herr Kontrolleur zwei Tage lang etwas anderes als mich kontrolliert und Andererseits vermisse ich ihn jetzt schon.

Zwei Finger, die mein Kinn nach oben schieben, fordern meine Aufmerksamkeit: "Sei nicht traurig, ich komm doch wieder!" Alex' Lippen treffen auf meine, worauf mich ein wohliger Schauer durchfährt. "Pass auf dich auf, okay?", ich hüpfe auf seine Hüfte, um ihn wie ein Klammeräffchen zu umarmen und bekomme ein "Na klar doch" als Antwort. Nach dem allerletzten Kuss verschwindet die Mannschaft aus der Türe und Susi grinst mich freudestrahlend an: "Du weißt, dass wir mega viel zu bereden haben, oder? Ich habe wirklich gedacht, dass wir uns nie wieder sehen!" Die leicht aufsteigenden Tränen in Susis Augen lassen mich ebenfalls sentimental werden und wir fallen uns in die Arme. "Keine Ahnung, ob ich das je wieder gutmachen kann... aber ich musste das tun... er hat mir gedroht dir etwas anzutun und ich wollte dich lieber aus meinem Leben verbannen, als das dir irgendwas wegen mir zustößt!" "Das weis ich doch! Phil hat mir alles erklärt und mich immer auf dem Laufenden gehalten! Das zeigt doch, wie wichtig ich dir bin! Mach dir keinen Kopf"

"Hey Mädels, alles klar bei euch?" Stephan stoppt kurz vor uns und als er sieht, dass wir beide Tränen in den Augen haben, zieht er uns beide kurzerhand in eine Umarmung. "Ich glaube, ihr beide habt eine Menge zu bereden und das Wochenende wird euch gut tun! Macht euch nicht so einen großen Kopf über das, was passiert ist. Es lässt sich nicht rückgängig machen und vor allem hatte dieser kranke Typ wirklich die Fäden in der Hand." "Danke Stephan!", ich drücke ihn nochmal fest, bevor ich mich von ihm löse und ihm ein dankbares Lächeln schenke. "Nichts zu danken!", er wischt mir und Susi jeweils eine Träne aus den Augenwinkeln und seufzt dann laut auf: "Jetzt macht irgendwelchen Weiberkram und seid wieder glücklich. So gefällt mir das gar nicht!", er zieht lächelnd in die Küche ab und murmelt kurz darauf irgendwas mit Tom. "Ich habe einen Plan: Wir gehen einkaufen und decken uns mit Sekt und Süßkram ein. Dann bestellen wir heute Abend Pizza, quatschen und ziehen uns irgendeinen Film rein!" Susi strahlt wie eine Atombombe, nachdem sie eingeschlagen hat und ich stimme ihr voller Euphorie zu. Nachdem ich meine Schuhe an den Füßen habe, stürmen wir in die Küche: "Wir sind kurz einkaufen. Braucht ihr noch was?"
"Josi, du solltest..", nach einem Schlag in die Rippen von Stephans Ellenbogen und einem bösen Grinsen, ändert Tom seine Satzstellung "Viel Spaß und passt auf!" "Danke, machen wir!", somit flüchten wir aus dem Haus und springen in mein Auto.

Wir fahren in den nächstgrößeren Supermarkt und schnappen uns einen Einkaufswagen. Während wir durch die Gänge schlendern, schmeißen wir das ein oder andere unnötige Nahrungsmittel in unser Transportmittel. "Wieviel Sekt sollen wir mitnehmen?" Susi steht schon vor dem Regal mit einer Hand an der Sektflasche und schaut mich fragend an. "Pack mal sechs Flaschen ein. Vielleicht brauchen wir morgen Abend auch noch was und dann müssen wir nicht nochmal los!" Lauthals lachend stellt sie sechs Flaschen unseres Lieblingssekt in den Wagen, worauf wir den schnellsten Weg zur Kasse suchen, damit wir nicht noch mehr als nötig einpacken.

Als wir den Einkauf in den Kofferraum laden, gebe ich Susi zu verstehen, dass wir den Sekt vorerst im Kofferraum lassen, da Tom sonst denkt, wir besaufen uns heute Abend vorsätzlich. "Kein Problem! Wir sind heute vorzeige Schwester und Freundin!", als sie über ihren eigenen Satz nachdenkt, schüttelt sie selbst mit dem Kopf und bringt den Einkaufswagen zurück in seine "Garage".

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt