(126) Jennifer

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Gerade als ich einen Fuß aus dem Krankenhaus setze, schießt mir eine Erkenntnis in den Kopf.

Jennifer… Eine Jennifer Gomerding hat die Email geschrieben. Verdammte Scheiße, wenn das mal kein Zufall ist.
Die könnte über Flo an meine Nummer gekommen sein und eventuell alles an Melissa weitergeleitet haben..

Die beste Chance, den Nachnamen zu erfahren, ist, Flo anzurufen.

Flo: "Josi? Was los?"
Ich: "Hey. Du ich hab mal eine ganz blöde Frage. Wie heißt denn deine Freundin mit Nachnamen?"
Flo: "Warum?"
Ich: "Erkläre ich dir später. Kannst du mir bitte den Nachnamen nennen?"
Flo: "Gomerding, oder so ähnlich. Ist schlecht zu merken, dieser Name"
Ich: "Danke Flo! Tut mir echt leid..."
Flo: "Was tut dir leid?"
Ich: "Erkläre ich dir auch später. Bis dann, muss los. Ciao!"

Na wenn da mein Blut nicht wieder in Wallung kommt!

Ich atme einmal tief durch, damit ich mich mit der Dame am Empfang normal unterhalten kann und begebe mich auch augenblicklich dorthin. "Ähm, sorry, können Sie mir sagen, auf welcher Station Jennifer Gomerding zu finden ist?" "Können Sie mir das Geburtsdatum nennen? Sind Sie verwandt?" Die Brille rutscht der Frau gegenüber von der Nase, die sie gekonnt schnell mit ihrem Zeigefinger, den Nasenrücken entlang, wieder nach oben schiebt. "Achso, nein. Das ist eine Krankenschwester", kurz muss ich selbst über mich lachen, bevor ich die Information bekomme, dass Jennifer im vierten Stock zu finden ist.
"Vielen Dank!", mit schnellen Schritten laufe ich zum Aufzug und lasse mich in den vierten Stock kutschieren.

Als ich dort auf den Flur hinaustrete, sehe ich Madame weiter vorne mit einem Arzt reden. Wie ein Stier, dem ein rotes Tuch vor die Nase gehalten wird, beschleunige ich meine Schritte, bis ich fast schon im Jogg-Modus angekommen bin. Bei Melissa's Komplizin angekommen, schnappe ich sie mir mit einem festen Griff am Ellenbogen und ziehe sie einfach mit mir mit. "Hey, was...." Zuerst will sie los wettern, doch als sie erkennt, dass ich es bin, hält sie schön den Mund.
Im nächstbesten Zimmer angekommen, anscheinend ein Behandlungszimmer, treffen wir auf zwei Schwestern, die sich lachend unterhalten. "RAUS UND ZWAR ZACKIG!" Mein Gebrüll hört man bestimmt noch in der Pathologie unten, aber das ist mir sowas von egal. Die zwei Tussis sind schneller weg, als ich auf drei zählen kann, worauf ich mich dann Florians Freundin zuwende. Diese steht mit dem Rücken an der Wand gelehnt und schluckt schwer.

"So, Fräulein. Erste Frage: Kennst du mich?" Sie nickt zögerlich mit dem Kopf. "Zweite Frage: Hast du irgendein Problem mit mir?", ich stehe direkt vor Jennifer und halte meine Hände in die Hüften gestemmt. Sie schüttelt ihren Kopf. "Komisch. Sehr komisch! Nach meinen Informationen hast DU nämlich Pit eine E-Mail geschrieben, dass ich nicht zur Arbeit kommen muss. Des Weiteren hast du, wenn meine Schlussfolgerungen richtig sind, von Florian meine Handynummer ergaunert und die an Melissa weitergeleitet...Richtig?" Meine Stimme bebt vor Wut und ich kann mich wirklich kaum noch zügeln. Das mit der Handynummer ist nur eine Annahme, allerdings scheint mir die Schlussfolgerung ziemlich logisch zu sein. Von Jennifer kommt keine Reaktion. "Ob das richtig ist, verdammt nochmal!" Meine Magensäure grüßt mittlerweile meinen Rachen, doch diese Nummer hier muss ich unbedingt durchziehen. "Ja", flüstert sie vor sich hin. "Also, ich finde es eine krasse Unverschämtheit, dass du Florian so ausnutzt! Das ist ein anständiger Kerl und hat es nicht verdient, derart hintergangen zu werden! Schon alleine dafür sollte ich dir eine Scheppern. Aber das du dann auch noch so dreist bist und Melissa unterstützt, um mich fertig zu machen...", ich muss kurz innehalten, da ich einen Schwall Magensäure runterschlucken muss. "Brrr. Weiter im Text: Hat Sie Dich erpresst oder dir Geld geboten? Warum hilfst du ihr, mich fertig zu machen? Hab ich dir irgendwas getan? Macht es dir Spaß, jemanden nervlich so kaputt zu machen? Erfreut es dich, zu sehen, wie jemand Angst hat und sich unwohl fühlt?" Ich schnappe mir vorsorglich schon mal den Mülleimer, der neben mir auf dem Boden steht, falls ich doch noch kotzen muss. "Sie ist meine Cousine und hat mich darum gebeten!" Jennifer's Stimme ist immer noch so piepsig wie von einer kleinen zierlichen Maus. "Aha und das gibt... warte mal... Cousine?" Für einen kurzen Moment bin ich leicht schockiert. "Bitte sag Florian nichts davon. Ich.... Ich mag ihn wirklich sehr und...", ich lasse Mrs. Cousine gar nicht erst ausreden: "ICH SOLL ALLEN ERNSTES FLORIAN NICHTS SAGEN? IST DASS DAS EINZIGE WAS DIR EINFÄLLT? HAST DU EIGENTLICH NOCH ALLE LATTEN AM ZAUN?", während meinem Geschrei wird es mir wirklich sehr übel, worauf ich mir auch sofort den Mülleimer unter mein Kinn halte.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt