Alex' Sicht
Total angefressen und genervt, steige ich in mein Auto und mache mich auf den Weg in das Hotel meiner Eltern.
Eigentlich wäre ich jetzt viel lieber bei Josi, aber so kann das ganze nicht weitergehen. Es sprengt schon alle Grenzen, dass sie mich jedesmal in die Mangel nehmen und versuchen ihre Meinung durchzusetzen, aber dieses Mal sind sie zu weit gegangen!Keine zehn Minuten später parke ich mein Auto vor dem Hotel und begebe mich in das noble Gebäude. Am Empfang erkundige ich mich nach der Zimmernummer meiner Eltern und mache mich darauf auf direktem Weg dorthin.
"Alexander! Was machst du denn hier?" Man könnte meinen, mein Vater stand schon lauernd vor der Türe, so schnell wie er diese nach einmaligem Anklopfen aufgerissen hat. "Wir müssen reden! Darf ich reinkommen?" Ich schiebe mich schonmal an ihm vorbei, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten. "Äh, sicher. Komm doch rein!", mit hochgezogener Augenbraue schließt er die Zimmertüre und läuft mir hinterher, worauf ich auf einem der Stühle im Raum platz nehme: "Wo ist Mom?" "Die gönnt sich gerade eine Wellnessbehandlung wegen ihrer gestressten Haut", mein Vater stellt eine Flasche Wasser auf den Tisch und schiebt mir ein Glas vor die Nase, bevor er sich ebenfalls setzt. "Was ist denn bitte mit euch los? Ihr benehmt euch wie die Axt im Wald. Warum konntet ihr mit meiner Freundin keinen stinknormalen Tag verbringen?", meine Hände umklammern die Stuhllehnen dermaßen fest, dass meine Knöchel schon weiß hervortreten. "Alexander, warum bist du denn so gestresst? Du bist total unentspannt. Sollen wir ein paar Akupressurpunkte abarbeiten?", sein Blick liegt auf meinen verkrampften Händen, die ich kurz darauf etwas lockere und einmal tief durchatme: "Lenk nicht vom Thema ab! Ihr solltet euer Verhalten mal bearbeiten, dann wäre ich auch lockerer. Was habt ihr euch dabei gedacht? Warum pumpt ihr Josi mit solchen Fragen voll? Wenn wir heiraten, werdet ihr das schon erfahren. Wenn wir umziehen wollen, dann machen wir das und welche Namen unsere Kinder tragen werden, erfahrt ihr, wenn sie auf der Welt sind. Meine Freundin ist in der sechsten Woche und da wartet man erst einmal ab, ob alles gut verläuft. Aber das sollte ich Dir ja eigentlich nicht erklären müssen", ich muss mich so beherrschen, ihm nicht ins Gesicht zu schreien. "Aber das war doch nicht so gemeint. Wir wissen eben schon wie der Hase läuft und wollen euch den späteren Stress ersparen. Ihr habt ja gar keine Ahnung, wie das alles funktioniert". "Das wollen Josi und ich gemeinsam herausfinden! Wir werden beide das erste Mal Eltern und wir werden gemeinsam unsere Erfahrungen sammeln und daran wachsen. Es läuft nicht überall gleich ab und du kannst eure Zeit nicht mit unserer vergleichen. Wir lassen uns gerne Tipps geben und sind offen für Ratschläge, aber ihr braucht eure Meinung nicht mit dem Vorschlaghammer in uns reinhämmern wollen. Das funktioniert nicht. Außerdem habe ich keine Lust, jedesmal befürchten zu müssen, elende Diskussionen zu führen, wenn wir uns treffen." Mein Standpunkt sollte somit klar sein.
Mein Vater sitzt einen Moment sprachlos da und scheint zu überlegen. Währenddessen schenke ich mir mein Glas voll und leere das Wasser in einem Zug in meinen Rachen. "Wo war Josi? Warum ist sie denn einfach weggerannt?" Christopher sieht etwas besorgt aus, was mich etwas versöhnlicher stimmt.
"Sie hat sich von ihrem Bruder abholen lassen. Weist du, sie kann zu viel Wirbel um ihre Person nicht leiden und hat gerade eh genug im Kopf, mit der Schwangerschaft an sich und allem, was es so mit sich bringt. Das war ihr zu viel und das hätte euch eigentlich klar sein müssen. Geht doch mal auf uns ein und hört zu, wenn wir etwas sagen. Josi macht sich selbst die größten Vorwürfe, weil sie einfach gegangen ist, obwohl ich an ihrer Stelle nicht anders reagiert hätte. Sie ist taff und hält einiges aus, aber auch ihr reicht es irgendwann. Wir könnten alle zusammen einen guten Draht zueinander haben und ich würde mir wünschen, dass ihr ein bisschen Rücksicht nehmt und einen Gang runterschaltet", ich schaue meinen Gegenüber erwartungsvoll an und hoffe doch stark auf einen kleinen Funken Einsicht. "Ich schätze uns war das vor lauter Freude gar nicht bewusst. Wir werden uns Mühe geben und versuchen uns mehr zurückzuhalten. Entschuldige bitte!”, dass er so schnell einlenkt, hätte ich jetzt nicht erwartet! "Danke. Aber sag das auch zu Josi. Sie hat euch wirklich gerne, das merkt man und ich möchte nicht, dass ihr mit eurer preschhaften Art einen Keil zwischen euch treibt, okay?" Auf meine Worte hin erhebt sich mein Vater, nimmt meine Hand und zieht mich in eine Umarmung.
"Wie es aussieht, haben wir als zukünftige Schwiegereltern und Großeltern, doch auch noch eine Menge zu lernen!" Diese Aussage reicht mir schon, um zu verstehen, dass mein Vater eine harmonische Beziehung zwischen uns allen ebenso wichtig ist.Als wir uns aus der Umarmung lösen, bin ich wirklich erleichtert über den guten Ausgang des Gesprächs. "Wie lange ist Mom noch weg?" "Das wird dauern. Ich werde sie informieren. Meinst du, wir können morgen einen Versöhnungsversuch mit Josi wagen? Ich würde ungerne morgen abend nach Hause fahren und das alles ungeklärt im Raum stehen lassen!" Christopher scheint es wirklich ernst zu meinen. "Ja, ich denke schon. Meines Wissens nach hat sie morgen keine Termine. Aber bitte, bitte seid einfach ganz normal. Ich muss arbeiten und komme erst gegen Abend zurück!" Auf meinen eindringlichen Blick hin, nickt mein Vater mir zu:
"Versprochen!"Mit einem wesentlich besseren Gefühl mache ich mich wieder auf den Weg zurück in die WG und hoffe, dass meine Eltern es schaffen werden, sich am Riemen zu reißen.
Als ich die Haustüre öffne, dringt schon ein lauthalses Lachen an mein Ohr. Wie es sich anhört, haben die Jungs Josi etwas aufgeheitert, worüber ich sehr dankbar bin. Genau in solchen Momenten, bin ich unheimlich froh, in dieser WG zu wohnen. Als ich an der Terrassentüre ankomme, sehe ich Josi, Tom, Franco und Stephan auf dem Rasen sitzen. Franco und Tom liegen eigentlich eher total erledigt auf dem Rücken, aber das lassen wir mal außer Acht. Ich lehne mich in den Türrahmen und beobachte, was die Verrückten dort genau treiben.
Josi zieht einen ihrer Füße in die Höhe und drückt sich die Fußsohle ins Gesicht: "So macht man das! Das dürfte doch überhaupt kein Problem darstellen!" "Ich glaube, ich habe mir meine Hüfte ausgekugelt!" Franco's Jammern bringt mich zum Schmunzeln. "Ach quatsch. Das machen wir jetzt jeden Tag zur Entspannung und damit ihr fit bleibt. Ihr werdet sehen, am Ende, wenn die Kleinen da sind, werdet ihr mir dankbar sein! Vor allem wenn ihr Mitschwanger seid!" Josis belustigtes Lachen hallt durch den ganzen Garten.
"Kann es sein, dass du gerade einen Hormonschub erleidest? Diese Verrenkungen haben nicht im geringsten Sinne was mit Entspannung zu tun, sondern eher etwas mit Folter!" Tom streckt alle Viere von sich und scheint total erledigt. "Außerdem überlassen wir das zusätzliche "schwanger" werden lieber Alex. Wir sind dann die, die immer noch gut aussehen, während Alex mit dir zusammen eine Kugel schiebt. Hahaha", auf Stephan's Worte hin, muss ich mich unbedingt mal bemerkbar machen: "Das glaubst aber auch nur du! Ihr werdet gefälligst auch leiden. Mitgehangen, mitgefangen. Hahahaha. Josi, mach mir Franco nicht kaputt, wir sind gerade eh unterbesetzt!" Die vier drehen sich erschrocken zu mir um, wobei Josi etwas unsicher wirkt.Während ich auf sie zulaufe, bringe ich in Erfahrung, was das hier genau werden soll. Tom, der immer noch völlig platt am Boden liegt, stöhnt die Antwort vor sich hin: "Zuerst Pilates und dann Yoga. Ich würde ja lieber joggen gehen, aber Josi meint, dass sei nicht gut für den Beckenboden!"
Ich schüttle lachend den Kopf, stoppe direkt vor Josi und setze mich neben sie. "Und?" Josi nimmt endlich ihren Fuß wieder aus dem Gesicht und starrt mich erwartungsvoll an. "Mein Vater hat Einsicht gezeigt und er hat versprochen, sich zurückzunehmen. Wenn du nichts dagegen hast, würden die beiden morgen gerne vorbeikommen und sich entschuldigen, bevor sie nach Hause fahren", auf meine Worte hin lächelt Josi etwas und nickt mir zu: "Wunderbar, dann kannst du bei der nächsten Runde gleich mitmachen! Du musst von Anfang an deiner zukünftigen Wampe den Kampf ansagen, damit du fit genug bleibst und deine Patienten versorgen kannst!" "Diesen Körper kann nichts entstellen!" Auf meinen empörten Blick hin, lacht Josi mir ganz frech entgegen: "Für dich hätte ich auch noch eine ganz andere Sportart als Alternative anzubieten!"
Franco stöhnt lauthals auf: "Das Kamasutra macht ihr aber hinter verschlossenen Türen und wenn ihr euch irgendwas verrenkt, werde Ich euch bestimmt nicht entknoten!"
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanficASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...