Raisa sah zu den Hügeln, kleinen Bergen und dem Todesberg auf und verspürte jetzt schon die Lust einfach umzudrehen und zu gehen. Was fiel Zelda ein, sie zu so einem Ort zu zitieren? Zuerst einmal war es warm, so warm, dass es schon fast unerträglich war. Und dann sollte sie auch noch bis zu diesem Goronen hoch klettern? Was hatte sich Raisa nur selbst angetan, als sie zu Zelda sagte, dass sie, um ihre Schuld zu begleichen, mit den Recken zusammen arbeiten würde.
Für diese Blödheit sollte man sie blutig Ohrfeigen, fand sie.
Steine, Steine und noch mehr Steine. Und Vah Rudania schien noch immer Jahre entfernt zu sein. Aber beschweren und fluchen brachte ihr nichts. Der Weg würde damit nicht kürzer werden und sie würde nur unnötig Energie verbrauchen. Warum konnte er mit seinem riesigen Titanen nicht einfach am Fuße des Berges warten?
Eine positive Sache gab es, nach Ewigkeiten sah sie endlich die antike Kampfmaschiene. Das wurde auch Zeit.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du es so einfach hier hoch schaffst." Das waren Daruk's Worte zur Begrüßung. Einfach? Das hatte er nicht gesagt. Gnade ihm die Göttin Hylia, dass er nicht 'einfach' gesagt hatte. Es war an diesem verdammten Drecksberg extrem heiß, etwas, was Raisa hasste. Außerdem hatte sie sich ihre Hände fast wund geklettert.
„Du bist aber im Allgemeinen früher angekommen, als ich vermutet hatte. Solltest du nicht erst morgen ankommen? Immerhin sind die Ebenen rund um Schloss Hyrule weit weg", sagte Daruk und beobachtete wie Raisa sich auf den Boden des Titanen fallen ließ und durch ihre Haare fuhr. Sofern das überhaupt noch möglich war.
„Ich habe einem Händler das Pferd abgenommen. Aus diesem Grund bin ich schon hier." Sie sagte ja, dass sie hin und wieder noch stahl. Und ein Pferd? Das war doch fast nichts. Händler waren sowieso reich und konnten sich sofort ein neues Kaufen. Sie hingegen müsste ein Jahrzehnt Geld sparen, um sich wenigstens ein Pony leisten zu können.
Wo sie schon über diesen Händler nachdachte. Sie hätte ihm noch ein paar Rubine abnehmen sollen. Ihr Magen hing ihr schon in den Kniekehlen. Dieses Federvieh hatte ja ihren Jagdzug versaut. Dafür würde sie sich auch noch rächen.
„Da fällt mir ein, ich habe grade gegessen. Möchtest du etwas?" Daruk hielt ihr eine riesige Fleischkeule vor die Nase. Die Göttinnen schienen Erbarmen mit ihr zu haben. Das kam ja wie gerufen!
Aber..., ein bisschen misstrauisch wurde Raisa beim weiteren Überlegen schon. Woher wusste er, dass sie am Hunger litt? Oder war er wirklich einfach nur freundlich?
„Du schaust mich an, als ob ich dich vergiften möchte. Willst du nicht?" Noch bevor er sich rührte, riss Raisa ihm die Keule aus der Hand und versenkte ihre Zähne in dem zähen Fleisch. Fast schon wie ein Raubtier verschlang sie einen Bissen nach dem anderen. Auch wenn das Fleisch nicht ihrem Geschmack entsprach, in der Not fraß der Teufel Fliegen!
Daruk erwiderte auf ihr weniger feminines Verhalten nichts. Es war doch jedem selbst überlassen, wie er lebte, oder? „Hab' dank", sagte sie, was ihr trotzdem etwas schwer fiel, und ließ sich wieder auf den Boden fallen. „Du hast es nicht leicht, was?", fragte er sie. „Ansichtssache", erwiderte Raisa und wischte sich über den Mund. Das was sie grade gegessen hatte, würde sie mit Sicherheit wieder eine ganze Weile am Leben halten. „Ich kann tun und lassen was ich will. Niemand kann mir Vorschriften machen." Raisa versuchte das ganze schön zu verpacken. Die Wahrheit sah aber anders aus.
Das Leben auf der Straße war hart. Kein Essen und kein Trinken, im Winter hatte man mit der Kälte zu kämpfen, im Herbst war man Stürmen und Gewittern ausgesetzt. Wer krank wurde, wurde meist nicht mehr gesund und starb. Ja... Das Leben konnte so schnell vorbei sein.
Die älteren Straßenkinder brachten sogar jüngere um, um an deren Sachen zu kommen. So sah das Leben auf der Straße aus.
„Wünschst du dir manchmal nicht ein anderes Leben?" Daruk machte sich ein wenig Sorgen um dieses Mädchen. Sie war ja nicht einmal erwachsen und musste sich alleine durchs Leben schlagen. „Ich wüsste nicht, was dich meine Träume und Ziele angehen. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Wenn man mir wirklich einen Gefallen tun will, dann sollte man dieses Federvieh zur Strecke bringen!"
Erneut machte sich Verärgerung in Raisa breit. Die Erinnerungen an den Zwischenfall mit Revali, diesem Bastard, brachte ihr Blut zum Kochen. „Federvieh? Du meinst doch nicht Revali, oder?"
Wen sollte sie denn sonst meinen? „Kennst du noch einen anderen Orni, den ich meinen könnte?" Raisa wollte eigentlich nicht so giftig sein, aber die Erinnerungen an Revali machten sie unsagbar wütend.
„Kinder, ihr sollt euch nicht streiten. Wir sind alle unterschiedlich, aber dennoch müssen wir zusammenhalten, um Ganon zu bezwingen. Die Titanen müssen zusammenarbeiten und das können sie nur, wenn ihre Meister es auch tun." Daruk's weisen Worte machten das aber auch nicht besser. Raisa würde sich lieber den Arm brechen lassen, als mit Revali zusammen zu arbeiten.
„Wie auch immer. Warum hat Zelda dich eigentlich her geschickt?" Raisa zuckte mit den Achseln. „Sie meinte, dass ich mir von allen Recken etwas zeigen lassen sollte. Was genau hat sie mir nicht gesagt."
Daruk strich über seinen Bart und überlegte. Und man konnte ihm förmlich ansehen, dass er eine Idee hatte. „Zelda meint mit Sicherheit die kleinen Fähigkeiten, die wir Recken haben."
Die Recken besaßen besondere Fähigkeiten? Das zerstörte ihr Bild. Sie hatte gedacht, dass sie was die Stärke betraf, mit den anderen mithalten konnte. Aber wenn sie alle noch etwas Besonderes an sich hatten, war sie ja schlechter!
„Fähigkeiten? Und wie soll das aussehen?", fragte sie nach. Daruk lachte leicht und ließ seinen Titanen näher zu einem Berg gehen. „Dann pass mal gut auf."
Daruk nahm sein riesiges Schwert, wenn man es überhaupt als ein solches Bezeichnen konnte, und schlug gegen den Berg. Von oben flogen große Gesteinsbrocken herunter, welche direkt auf sie zukamen.
Raisa versuchte ihren Kopf zu schützen, doch bevor irgendwas passierte, formte sich eine Art Barriere um Daruk und sie, welche die Steine abwerte.
Sie war etwas fassungslos über das, was er ihr grade gezeigt hatte. Wenn jeder der anderen Recken so etwas besaß, konnte Raisa ihre Sachen, welche sie nicht besaß, packen gehen und verschwinden.
„Was war das grade?", fragte sie und sah zu dem Goronen auf. „Das war meine Fähigkeit. Dieser Schutzschirm schützt vor allem, selbst ein ganzer Berg würde an ihm zerschellen."
Wenn er schon eine solche Kraft besaß, was hatten denn die anderen bitte? Sie hatte vor als nächstes Mipha aufzusuchen, was würde sie wohl dort erwarten?

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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...