16. Ein harter Kampf

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 Sie war umzingelt und wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Sie hielt ihr Schwert vor sich und versuchte alle Yiga im Auge zu behalten. Die ersten fingen an Pfeile auf sie zu schießen, welchen sie ausweichen konnte. Dadurch, dass die ersten Yiga anfingen sich zu teleportieren, entstanden Lücken in dem Kreis, den sie zuvor um Raisa gebildet hatten. Sie nutzte die Chance und rannte davon. Ihr Fuß schmerzte dabei fürchterlich, doch das Adrenalin ließ sie allmählich den Schmerz vergessen. Alles worauf sie fixiert war, war eine Möglichkeit zu finden davon zu kommen.
Eine der geschwungenen Waffen der Yiga flog auf die zu. Sie duckte sich drunter hinweg, wodurch die Waffe vor ihr im Baum stecken blieb. Ihr musste bald etwas einfallen, sonst sah das übel für sie aus. Der nächste Yiga, forderte sie im Nahkampf heraus. Dies wäre allein auch kein Problem gewesen, doch sie hatte nebenbei noch den Pfeilen und den Waffen der anderen Yiga auszuweisen. Es waren einfach zu viele. Im ihren jetzigen Zustand, würde sie nicht lange Widerstand halten können.

Einem der Yiga konnte sie die Waffe aus der Hand schlagen und ihn somit etwas verletzten, aber das reichte nicht. Er teleportierte sich wieder weg, wodurch sie ins Leere schlug. Gleichzeitig durfte sie die erste richtige Bekanntschaft mit dem scharfen Metall ihrer Gegner machen. Glücklicherweise nicht an ihrem Schwertarm, sonst hätte sie gleich aufgeben können.
Raisa versuchte erneut zu flüchten. Sie steuerte ihr Pferd an, auf welchem nun kein Yiga mehr saß. Doch der Hengst war weit weg. Zu weit. Das würde sie nicht schaffen. Sie konnte nicht den Klingen und Pfeilen, während sie am Laufen war, ausweichen.

Die Yiga umzingelten sie erneut. Diesmal erregten sie nicht den Anschein, dass sie ihr erneut eine Möglichkeit zum Fliehen bieten würden. Sie kamen näher auf sie zu. Raisa wollte nicht wahrhaben, dass dies das Ende war. Es durfte einfach nicht das Ende sein! Was würde aus ihrem Versprechen werden?
Die Yiga waren kurz davor ihre Waffen an ihr zu wetzen, doch ein starker Wind trieb sie wieder nach hinten. Um sie flogen blitzschnelle Pfeile, die sie immer weiter weg jagten. Vor Raisa landete Revali. Sie fasste es nicht. Warum musste es ausgerechnet er sein, der ihr zu Hilfe kam? Darauf würde er sich doch ewig ausruhen!
„Steh hier nicht so untätig herum! Mach etwas!", befahl er. Revali und Raisa stellten sich Rücken an Rücken. Sie hielt das Schwert, er seinen Bogen. Zusammen hatten sie bereits einen Leunen besiegt, da musste es doch auch möglich sein diese Yiga zu bezwingen.

„Du musst mir Deckung geben. Ich habe eine Distanzwaffe, ich bin leichte Beute." Raisa hasste es Befehle von jemand anderen anzunehmen. Aber grade blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Wäre er nicht gekommen, dann wäre sie... „Verstanden!"
Dieser Kampf artete in einem totalen Chaos aus. Raisa sah nichts mehr, außer die Personen, die sie zu töten versuchte. Und es wurden wieder mehr Yiga, die sich ihnen entgegen stellten. Es hatte den Anschein, als würde es nie ein Ende nehmen. Ihre Knochen schmerzten bereits und ihr Körper verlangte langsam nach Ruhe. Doch ihr Verstand trieb sie weiter dazu an zu Kämpfen.
„Ich ziehe mich in die Luft zurück", hörte sie Revali rufen. Sie konnte nicht zu ihm sehen, das wäre ein großer Fehler. Sie musste sich konzentrieren und aufpassen. Die ersten Yiga waren besiegt, doch als Verstärkung holten sie sogleich einen weiteren. Dieser war anders. Er war größer und kräftiger. Er machte einen viel stärkeren Eindruck, als die anderen.

Revali landete wieder neben ihr. „Ich kann nicht mehr fliegen. Sie dürfen uns nicht zu nahe kommen." Das sagte sich leichter, als es getan war. Raisa rannte los, wollte ihrem Titel wieder gerecht werden. Sie gab wirklich alles. Was das Federvieh machte, wusste sie nicht so genau. Jedenfalls schien er nicht mehr ganz so treffsicher zu sein.
Die schwachen Yiga fielen. Sie erlagen Revali's Pfeilen und Raisa's Schwertkünsten. Somit blieb nur noch der große und starke übrig.
„Ich kann ihm nicht zu nahe kommen. Seine Klinge ist zu lang. Er würde mich erwischen, ehe ich auch nur an ihn ran käme. Lenk ihn irgendwie ab", sagte sie. Das Federvieh sagte nichts dazu. Raisa hoffte einfach mal, dass er tat, was sie sagte.

Sie sah, dass er sich erneut in die Lüfte begab. Aber gut aussehen tat es nicht. Jedenfalls verschoss er seine letzten Pfeile. Raisa nutzte die Gelegenheit und rannte auf den letzten Yiga zu. Bevor sie bei ihm war, passierte etwas Seltsames. Sie sah in einer kurzen Sekunde wie der Yiga angreifen würde. Sie sah exakt aus welcher Richtung das Schwert kam und in welchem Winkel.
Und in der nächsten Sekunde, stand der Yiga wieder da und hatte noch nicht einmal ausgeholt. Doch da sie wusste, wie er angreifen würde, fiel es ihr leicht auszuweichen und selbst anzugreifen.
Mit ihrem Schwert streckte sie ihn blitzschnell nieder.

Revali landete wieder neben ihr, auch er machte einen erschöpften Eindruck. Der Leune, die Yiga... Es war genug für heute. „Geschafft, was?" Raisa lachte leicht auf und steckte ihr Schwert weg. Die beiden waren umgeben von Leichen. „Wir haben mehr Glück als Verstand", erwiderte er nur ernst. Sie sah ihm zu, wie er seine Pfeile wieder einsammelte. Viele waren unbrauchbar, doch einige waren wiederverwendbar.
Raisa machte sich auch dabei Sachen zu sammeln. Allerdings nahm sie sich keine Pfeile, sondern das Geld, welches die Yiga bei sich trugen. „Das ist widerwärtig", sagte Revali, der das beobachtete. „Ich muss auch von etwas leben", rechtfertigte sie sich. Neben dem Geld nahm sie sich auch noch das große Schwert von dem Yiga. Das konnte man mit Sicherheit gut verkaufen.

„Dein Gaul steht da hinten. Lass uns von hier verschwinden. Die Nacht bricht herein und von dem Geruch des Blutes werden Tiere angelockt." Sie sah zu Revali, welcher in Richtung ihres Pferdes ging. Er ging wirklich. Hatte er was an seinen Flügeln abgekriegt? Naja, konnte ihr ja auch egal sein. Was er sagte, stimmte. Von dem Blut werden Tiere angelockt. Tiere, denen sie besser nicht begegnen wollen.

Weit weg von dem kleinen Schlachtfeld schlugen sie ein Lagerfeuer auf und ließen sich nieder. Bei Nacht zu reisen, wäre keine gute Idee.
Raisa sah ins Feuer und wusste nicht so recht wie sie mit dem Ganzen umgehen sollte. Schließlich seufzte sie ergeben, als hätte sie einen Kampf mit sich selbst ausgeführt. „Du hast mir das Leben gerettet. Ich muss dir wohl oder übel danken. Danke." Es fiel ihr schwer grade ihm diese Worte zu schenken. Aus diesem Grund klangen sie auch nicht wirklich ehrlich. Aber sie hatte zumindest was gesagt. „Hättest du auf mich gehört, dann wäre das alles nicht passiert." Er war stur wie eh und je. Es war so klar, dass er darauf nun rum reiten musste.

Raisa sah zu ihm herüber und erkannte einen Schnitt in seinem Flügel. Und zwar keinen leichten. „Das sieht übel aus. Das solltest du nähen", sagte sie. Er lachte daraufhin sarkastisch auf. „Ich habe Federn, wie soll ich mit denen einen Faden durch die Nadel ziehen?" Da war was Wahres dran. Raisa verschränkte die Arme vor der Brust und sah weg. „Das ist doch eine Kleinigkeit. Ich kann das." Eigentlich wollte sie das gar nicht, erst recht nicht bei ihm, doch nun war sie ihm etwas schuldig.
„Du..? Als ob ich dich an meinen Körper lasse!" Seine Sturheit wird ihn noch ins Grab bringen. „Wenn du das nicht nähen lässt, dann kann sich das entzünden. Das wiederrum hat zur Folge, dass du eine Blutvergiftung bekommst und daran verreckst. Oder man nimmt dir deinen Flügel ab und du bleibst für den Rest deines Lebens ein Krüppel. Ich kann zwar sowas wie Lesen und Schreiben nicht, aber ich weiß solche Dinge."
Er gab daraufhin einen abwertenden Laut von sich. „Mach schon", zischte er. Raisa holte aus ihrer Satteltasche Nadel und Faden und ging zu ihm herüber. Sonderlich geschickt war sie in solchen Dingen nicht, aber es war ja auch nur das Federvieh. Von daher brauchte sie sich auch nicht allzu große Mühe geben.

Raisa setzte sich zu ihm und hielt seine Federn beiseite. Sie hatte kein Tuch, womit sie das Blut hätte weg machen können, also musste es auch ohne gehen. Sie stach mit der Nadel in seine Haut, vielleicht auch etwas tiefer, und fing an zu nähen. So gut sie eben konnte.
Ungefähr bei der Hälfte reizte sie die Sache aber aus. „Wie tief willst du eigentlich noch stechen?!", fauchte er sie an. „Ich sagte, dass ich das kann! Nicht, dass ich gut darin bin!", rechtfertigte sie sich. „Sei dankbar für die Hilfe, die du bekommst. Eigentlich würde ich dich daran verrecken lassen!" Ihre goldenen Augen schauten zornig in seine grünen. Er wand seinen Blick jedoch ab.
„Mach das endlich fertig und zieh ab!", sagte er. Raisa schnaubte. „Undankbares Drecksvieh", entwich es ihr. Daraufhin kassierte sie erneut seinen zornigen Blick.

Sie beendete ihre Arbeit und ließ sich auf der anderen Seite des Lagerfeuers nieder. So schlecht das Federvieh auch sein mochte, heute bewies er eine gute Seite an sich.  

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt