„Siehst du etwas?", fragte sie, als sie durch den dunklen Gang gingen. „Nein", antwortete er ihr knapp. „Dann mach deine dämlichen Augen auf", erwiderte sie bloß schroff. Sie fragte sich zwar hin und wieder, warum er und sie nie in der Lage waren vernünftig miteinander zu reden... Auf der anderen Seite jedoch, war sie daran nicht ganz unbeteiligt. Er aber auch nicht.
'Gegensätze ziehen sich an.' Warum musste sie grade jetzt an das sinnlose Geschwafel von Urbosa denken? So ein Unsinn... Es stimmte zwar, dass ihr Schicksal und das des Federviehs auf die schlechteste Art miteinander verflochten war, aber 'anziehen' taten sie sich mit Sicherheit nicht.
Da Revali augenblicklich stehenblieb, was sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte, lief sie geradewegs in ihn hinein. Das Dumme an der Sache war bloß, dass sie zuvor stehen geblieben war und um den Abstand wieder zu minimieren, wirklich gelaufen war... Und letzten Endes in das Federvieh. Glück wo warst du nur hin?
Jedenfalls, dieser gefederte Idiot schaffte es nicht einmal auf seinen Beinen stehen zu bleiben und mit einem dumpfen Geräusch fiel sie mit ihm auf den Boden.
„Meine Güte, mach deinen dämlichen Schnabel auf, wenn du meinst, stehen bleiben zu müssen!", keifte sie ihn sogleich an. „Dann mach du deine dämlichen Augen auf", äffte er sie nach.
Daraufhin griff sie in die Dunkelheit, nicht wissend, wo er war. Doch sie schaffte es ihn an ein paar Federn zu packen. „Wenn du Ärger, großen Ärger mit mir willst, dann mach so weiter. Mit Vergnügen zeige ich dir, wie viel Kraft in dieser unscheinbaren Person, die ich zu sein pflege, steckt!"
Sich mit jemanden in kompletter Dunkelheit zu prügeln, hatte sie auch noch nicht gebracht.
„Raisa", knurrte er ihren Namen und packte sie am Handgelenk.
„Ich habe keine Ahnung, warum du so unsagbar gereizt bist, aber hab dich gefälligst unter Kontrolle. Ich glaube dein unterbelichtetes Hirn hat vergessen, wo wir hier sind und vor allem, in was für einer Lage!" Sie schluckte ihre Wut hinunter, auch, wenn es ihr unsagbar schwer fiel. Auch hörte sie auf, gegen seinen Griff zu drücken, woraufhin er sie auch los ließ.
„Dieses hirnverbrannte Weib hat sie doch nicht mehr alle. Nur weil sie nichts Besseres zu tun hat, glaubt sie, sie könne sich in das Leben anderer einmischen. Und dann auch noch den größten Schwachsinn der Welt zu behaupten", hörte sie Revali sagen, als sie beide aufstanden.
„Lass mich raten. Du redest von Urbosa?", fragte Raisa. „Von wem sonst?" Revali klopfte sich unterdessen die Klamotten ab. Sie hingegen überlegte, welchen Schwachsinn Urbosa wohl zu Revali gesagt hatte. Und sie hatte auch schon so eine Idee, auch wenn es ihr nicht gefiel.
„Fängt sie auch schon an dir Flausen zu erzählen?", fragte er dann. „Könnte man so sagen, ja", antwortete sie ihm. Kurz darauf hörte man irgendetwas gegen die Wand schlagen.
„Irgendwann bringe ich sie um", redete er vor sich hin. „Stell dir vor, das wäre das Einzige, wobei ich dich unterstützen würde", entgegnete sie ihm.
Urbosa war eine Frau, die ihr leben so lebte, wie sie es wollte. Ähnlich wie Raisa. Nur besaß sie im Gegensatz zu Urbosa nicht die Frechheit und mischte sich in das Leben anderer Leute ein. Urbosa schien daran ja ihren Spaß zu haben.
Auch wenn Revali und Raisa die Gerudo grade schlecht redeten, so mussten sie doch irgendwo in ihrem Inneren zugeben, dass Urbosa gar nicht so schlecht war. Die Gerudo hielt immer zu einem, war für ihr Volk eine gute Königin und sie baute Zelda immer wieder auf, wenn diese den Kopf hängen ließ.
Nun denn, nachdem diese Worte über Urbosa verloren waren, gingen beide weiter. Die Führung hatte Raisa nun übernommen, auch wenn ihre Sehfähigkeiten im dunklen nicht mit denen von Revali mithalten konnten. Sie hatte es einfach satt die gesamte Zeit hinter jemanden herzulaufen, als würde sie einer Mutterente folgen.
Aber es dauerte nicht lange, da wurde sie von ihrer Position gerissen. Und den Flügel des Federviehs hatte sie auch ins Gesicht geklatscht bekommen. Wie nett er doch war...
Ihr war klar, dass diese Geste dazu diente, dass sie den Mund hielt, aber sie hätte so oder so nichts gesagt. Von daher war es überflüssig. Deshalb griff sie nach seinem Flügel und zog diesen unsanft von ihrem Gesicht weg. Noch immer sagte er nichts und Raisa, sie wurde langsam sauer. Wenn er das ganze zum Spaß gemacht hatte, würde sie ihn in die Hölle schicken!
Aber dann... Ertönte etwas. Ein Geräusch, welches sie nur zu gut kannte. Es war dieser hässliche Schrei, den Bokblins von sich gaben. Sie sah daraufhin zu Revali's grünen Augen auf, welche sie halbwegs im dunklen sehen konnte. Sie strahlten förmlich Entschlossenheit aus. Sein Blick lag daraufhin angespannt auf ihrem. Sie nickte nur.
Verrückt, dass die beiden sich in solchen Momentan verstanden, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln. Beide hielten ihre Waffen einsatzbereit, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. Bokblins waren zwar blöd, aber nicht taub.
Mucksmäuschenstill bewegten sie sich durch den Gang. Als es um eine Art Kurve ging, konnten sie ein Licht erkennen. Als sie weiter gingen und schließlich aus den Gang sehen konnten, entdeckten sie ein Lager voll von Bokblins und Moblins, diese schliefen allerdings.
Die Gegner der beiden wiesen alle eine silberne und schwarze Färbung auf. Natürlich, wieso konnten sie auch nicht einfach den schwachen Gegnern begegnen?
Sie schaute zu Revali, welcher drei Pfeile aufgelegt und gespannt hatte. Anscheinend auch noch perfekt ausgerichtet. Vermutlich wurde er nicht umsonst, als bester Bogenschütze seines Volkes betitelt.
Er ließ die Sehne los und die drei Pfeile fanden ihr Ziel nahezu perfekt, sodass diese drei Monster schon besiegt waren. Nun lag aber die gesamte Aufmerksamkeit auf Raisa und Revali.
Es waren alles Schwerter und Lanzen. Exzellente, um genau zu sein. Ein Moblin hatte sogar einen Königszweihänder. Bei Hylia, wie sie dieses Schwert hasste!
Mit Revali zusammen stürmte sie ins Gefecht. Dieser Griff aber wie üblich von der Luft aus an und entzog sich somit fast schon. Sie hingegen bekam die Horde an Gegner ab.
Umzingelt von unzähligen Gegnern versuchte sie anzugreifen und gleichzeitig auch zu verteidigen. Dank ihrer Fähigkeit, die sie, Hylia sei gedankt, nicht im Stich ließ, konnte sie den Hieben zum Glück ausweichen. Zum Angreifen kam sie aber nicht.
Der Stress, den sie grade hatte, ließ sie sogar in dieser eisig kalten Region ins Schwitzen kommen. Sie wollte keinen Fehler machen, sie durfte keinen machen!
Ein Bokblin kam grade auf sie gesprungen. Zwar hatte sie rechtzeitig reagiert und ihr Schwert gehoben, doch Revali's Pfeil traf ihn noch in der Luft. Sie hingegen reagierte wieder schnell und versuchte sich die anderen vom Leib zu halten.
Alles wurde so unerträglich heiß und sie zitterte trotzdem schon fast. Was zur Hölle war bloß los? Sie verspürte keine Angst, das wüsste sie. War es ein Überschuss an Adrenalin, den sie vielleicht bekam, weil sie den Königszweihänder gesehen hatte. Das Schwert, welches schon einmal ihren Körper durchstochen hatte...
Verdammt, das brachte sie so unglaublich aus der Konzentration. Und dabei stand der Moblin mit eben jenem Schwert nun vor ihr!
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...