Gezwungenermaßen musste sie ihren Rundgang beenden. Zu lange wollte sie Zelda dann doch nicht warten lassen. Nicht, dass diese plötzlich ging oder etwas Derartiges tat – zutrauen würde sie es dem Biest von Prinzessin auf jeden Fall.
Die Gänge, Flure, Korridore – wie auch immer man sie nennen wollte – von Schloss Hyrule waren zwar mit einem Labyrinth zu vergleichen, dennoch hatte sie letztlich zu Zelda's Gemach zurückgefunden. Und leider fand sie Mipha dort drinnen nicht vor, sondern Revali. Der war immer noch im Schloss?
Offenbar hatte weder Zelda noch Revali bemerkt, dass sie in das Zimmer gekommen war, denn beide standen mit dem Rücken zu ihr und deren Blick durch das Fenster nach draußen gerichtet. Eines war klar: das würde sie vollends ausnutzen!
„Ich kann mir nicht erklären, warum du grade sie zum Recken ernannt hast. Es ist doch unmöglich, dass sie die einzige Person auf dieser Welt ist, die den Titanen steuern kann", sagte Revali zur Prinzessin. „Raisa ist ein Mensch, der es hasst, in der Schuld von anderen zu stehen. Das war das einzige, was mir eingefallen war, um sie ihre Schuld begleichen zu lassen und ihr gleichzeitig zu helfen", antwortete Zelda.
Bitte was? Zelda hatte sie zum Recken ernannt,... Um ihr zu helfen? Das war ja fast schlimmer als ein Alptraum. „Dann verstehe ich eben nicht, warum du jemanden wie ihr hilfst. Ich gebe zu, ein wenig hat sie sich gebessert, aber vor einigen Monaten war sie noch unausstehlich!" Er war auch nicht besser. Und, sie glaubte es sogar schon einmal gesagt zu haben, hätte er sie von Anfang in Ruhe gelassen, würde er nun in Frieden auf seinem Titanen vergammeln können und es würde sie nicht das reinste interessieren... Hatte sie grade zugegeben, dass es sie nun interessieren würde? Bei Hylia... Was war nur in sie gefahren?
„Sie hat sich also gebessert, sagst du? Ist da etwa an dem, was Urbosa sagt, was Wahres dran?" Zelda klang gerade zu amüsiert. Und das Revali nicht grade eine Person war, die Provokationen ignorieren konnte, konnte die Prinzessin ziemlich ausnutzen, um ihn zu necken.
„Das was Urbosa sagt, ist genauso viel Wert wie das, was ein betrunkener Soldat sagt, der dreimal mit seinem Kopf auf die Pflastersteine gefallen ist. Hör auf mir auszuweichen und beantworte meine Frage!", entgegnete er schroff. Was Urbosa wohl erzählt hatte? Konnte ja eigentlich nur etwas sein, das sie reizen würde. Was bildete sich die Gerudo eigentlich ein?
„Du magst Raisa als die kennen, die sie sich jetzt gibt. Aber als ich sie kennengelernt habe, da war sie eine vollkommen andere Person. Du würdest niemals glauben, dass diese Person von damals und Raisa ein und dieselbe Person sind. Weißt du Revali, obwohl sie sehr oft schlecht zu mir ist, nehme ich ihr Verhalten in Kauf. Es ist Ordnung. Natürlich zeige ich ihr das nicht, das würde sie nur wütend machen... Der Grund dafür ist... Das sie mir leid tut, das es mir leid tut."
Wenn Zelda noch mehr sprach, würde Raisa ihr gleich den Hals umdrehen. Was fiel der Prinzessin ein, solch vertraulichen Informationen einfach so zu erzählen, als wäre es eine billige Geschichte, die beim Klatsch und Tratsch der alten Weiber, wenn sie ihre Kleidung wuschen, erzählt wurde.
„Du hast also so furchtbares Mitleid wegen der Geschichte mit ihren Eltern?", fragte Revali ungläubig. Zelda hingegen schüttelte nur den Kopf. „Ach das... Um es einfach und direkt auszudrücken: diese Sache kratzt Raisa nicht ansatzweise so sehr, wie... Etwas anderes. Du kannst es nicht verstehen, weil es so gut wie niemand weiß. Diese Geschichte wird sie vermutlich mit ins Grab nehmen." Dies war zumindest der Plan, doch Zelda konnte ihr da ganz leicht einen Strich durch die Rechnung setzen. Na ja, zumindest wenn Raisa vorher nicht eingriff.
Kurz schauten sich Revali und Zelda an. Sie musste sich beherrschen nicht amüsiert loszuprusten. Warum konnte Urbosa nicht Witze über die beiden machen?
„Es gab eine Zeit, da konnte sie lachen und lächeln, das weiß ich. Natürlich hat die Zeit auf der Straße Spuren hinterlassen, aber... Für diese Verhältnisse war sie ganz gewöhnlich." Ganz dünnes Eis, Prinzesschen, ganz dünnes Eis. Zelda sollte ihre Worte geschickter wählen, sonst verlor sie bald die Fähigkeit zu reden. „Zelda...", fing Revali an. „Sag mir, was vor einigen Jahren geschehen ist. Ich will diese Geschichte hören, um diese Frau endlich zu verstehen!"
Jetzt ergab gar nichts mehr Sinn. Er wollte sie verstehen? Was in Hylia's Namen sollte das? Welches Spiel spielte er eigentlich hier?
Sie musste sich nach diesen Worten dermaßen zusammenreißen, um nicht irgendetwas zu sagen oder sonst aufzufallen. Noch wollte sie ihr Spielchen spielen. „Tut mir leid, Revali", sagte Zelda und senkte ihren Blick. „Das kann ich dir nicht verraten. Wirklich alles könntest du mich fragen, aber nicht das. Diese Geschichte ist Raisa's, ich habe kein Recht daran sie dir zu erzählen. Wenn du sie wirklich hören willst, dann muss Raisa selbst sie dir erzählen. Und das aus freien Stücken, denn sonst kommst du da nicht dran. Du könntest versuchen sie mit allem zu erpressen, sie würde trotzdem schweigen."
Gut gerettet, Zelda, das wäre sonst nicht gut für dich ausgegangen.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass Raisa mir dies je erzählen würde?" Revali hatte die Flügel verschränkt. Zelda hingegen grinste leicht. „Du tust ja auch sehr viel dafür, dass sie es nicht macht, nicht wahr?" Wahre Worte. Revali tat alles Mögliche, damit sie ihn hassen konnte. Und doch...
„Du hast keine Ahnung wie schnell diese Streitereien anfangen. Meist sind die Auslöser solche kleinen, unwichtigen Dinge." Das Grinsen der Prinzessin wurde daraufhin nur größer.
„Revali, sag, kennst du diesen altbekannten Satz?", fragte Zelda und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Der Orni musterte die Prinzessin daraufhin nur skeptisch. „Was für einen Satz?", verlangte er zu wissen. Zelda konnte sich daraufhin kaum noch halten.
„Was sich neckt, das liebt sich!"
Und was in drei Teufel Namen war daran jetzt so lustig? Diesen alten Satz, den nur noch Greise verwendeten, um ihrem Leben noch einen letzten Kick zu geben, sollte sie in irgendeiner Art und Weise bewegen? Mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht in der Lage war zu lieben, war das der reinste Schwachsinn! Als hätte sie Gefühle für Revali...
„Fühlst du dich jetzt ganz toll? Du kannst denselben Unsinn wie Urbosa reden. Glückwunsch!" Revali schien davon ja so genervt zu sein, dass er es wie Raisa mal außer Acht ließ, dass Zelda die Prinzessin Hyrules war. Und, dass es unüblich war, ihr einen solchen Ton entgegenzubringen.
Raisa verstand nicht, warum jeder die Dinge zu interpretieren musste. War das Leben der anderen Recken so langweilig, dass sie eine solche Romanze brauchten? Dann sollten sie sich gefälligst wen anders suchen, denn sie war es leid! „Ich habe keine Gefühle für diese Frau", sagte Revali. Ganz ihr reden! Sie hatte auch nichts für ihn übrig.
„Zweiter Satz: was nicht ist, das kann noch werden", sang Zelda fast schon. Revali schnaubte daraufhin nur und murmelte etwas, was Raisa nicht verstehen konnte.
„Macht mal halblang", sagte Raisa und verschränkte die Arme vor der Brust. Revali und Zelda zuckten zusammen und drehten sich schnell zu Raisa um. „Wie... Wie lange bist du schon in diesem Raum?", fragte Zelda in einer Mischung aus etwas Angst, Überraschung und Schock.
„Hast du überhaupt keinen Anstand?", fragte Revali. Auch ihm war unwohl zumute. Hatte er eben doch Dinge gesagt, die er in ihrer Gegenwart nicht erwähnen würde. „Nein, den habe ich vor Jahren verkauft", antwortete sie Revali frech. „Sag Prinzesschen, ab wann würdest du denn Angst bekommen?", fragte Raisa Zelda und ging langsam auf sie zu. „Nun, gar nicht mal so lange. Aber je länger, desto schlimmer." Sie hatte nicht erwartet, dass Zelda ihr eine derart ehrliche Antwort geben würde. „Macht euch mal keine Gedanken", sagte sie und ließ die Frage, wie lange sie nun schon in diesem Raum war, unbeantwortet. Das war das Beste, um jeden erdenklichen Streit zu entgehen.
„Das ist gut", sagte Zelda. Ein Schnauben ließ die beiden Frauen sich zur Tür drehen.
„Ich gehe jetzt", sagte Revali. „Vermissen wird dich keiner", rief Raisa ihm hinterher. Er entgegnete zu ihrer Verwunderung allerdings nichts.
„Jetzt mal im Ernst, wie lange bist du schon hier?", fragte Zelda erneut. „Musst du nicht wissen", erwiderte Raisa und ließ sich auf Zelda's Schreibtischstuhl nieder, dabei durchfuhr sie erneut ein Schmerz. „Mipha ist bald hier?", fragte sie Zelda. „Ja", antwortete diese knapp, was wohl daran lag, dass sie in Ungewissem tappte. Oh, aber Raisa würde dies nicht ändern – und vor allem genießen.
DU LIEST GERADE
Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...