15. Getrennte Wege

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Raisa und Revali waren nun im Niemandsland angekommen. Allerdings hatten sie ihr Tempo gezügelt, weshalb sie nicht mehr so gut voran kamen wie Revali es gerne hätte. Doch Raisa's Fuß machte ihr mehr Probleme, als sie dachte. Es war nun kein Weltuntergang, trotzdem wollte sie ihn schonen.
Das Federvieh schien äußerst sauer zu sein. Er würdigte sie keines Blickes und hielt sogar einen recht großen Abstand. Raisa war dies recht, so musste sie ihn und seine Launen nicht ertragen. Sie verstand aber im Allgemeinen nicht, wo sein Problem war. Er war doch auch ein Krieger, somit hätte es auch in seinem Interesse sein sollen den Leunen zu besiegen.

Die flachen Ebenen auf denen sie Unterwegs waren, verschwanden allmählich. Immer mehr Hügel tauchten rund um die beiden herum auf. Dies hatte seine Vorteile, aber auch Nachteile. Sie wurden nun nicht mehr so leicht gesehen, allerdings konnten sie auch keine Monster oder andere Feinde so einfach entdecken.
Und zu allem Überfluss tauchte vor ihnen auch noch eine Weggabelung auf. „Mein Instinkt sagt mir, dass wir rechts lang gehen müssen", sagte Raisa und wollte ihr Pferd auch schon in diese Richtung schicken. „Bist du zu blöd zum Lesen? Auf dem Schild steht, dass wir links entlang müssen." Revali wollte sich damit durchsetzen, aber Raisa war nun mal Raisa. Sie machte das, was sie für richtig hielt. Und was sagte schon so ein gammeliges, altes Stück Holz aus?
„Du hast Recht, ich kann nicht lesen. Aber ich weiß, dass die Sonne im Westen aufgeht. Folglich führt der rechte Weg nach Süden. Und Zelda sagte, dass wir nach Süden sollen." Sie blieb dabei, dass sie dem linken Weg folgen sollten. Es erschien ihr mehr als richtig, so hatte Zelda es auch gesagt.

Revali schaute sie etwas fassungslos an. „Glaubst du, dass die Schilder hier zum Spaß aufgestellt worden? Du kannst nicht einmal lesen und willst mir weiß machen, dass wir nach rechts gehen sollen?" Wie oft wollte er eigentlich noch darauf rum reiten, dass sie nicht lesen konnte? Sie vertraute ihrem Instinkt nun mal und nicht diesem Stück Holz. „Wenn du unbedingt nach links gehen möchtest, dann mach das! Ich nehme den rechten Weg." Ohne auf eine Antwort zu warten, ritt sie los. Revali schaute ihr ungläubig hinterher, folgte ihr aber nicht. Sollte sie doch ins Unbekannte reiten. Er nahm den ausgeschilderten Weg.

Raisa's gutes Gespür verließ sie nicht, im Gegenteil. Je weiter sie ritt, desto sicherer war sie sich. Die Hügel verschwanden wieder und die flache Ebene kehrte zurück. „Junge Dame, Hilfe!", hörte sie jemanden rufen. Sie sah sich um und erkannte eine Frau, die auf dem Boden lag. Neben ihr stand ein Pferd. Womöglich war sie von diesem herunter gefallen. Raisa stöhnte genervt. Auch das noch, jetzt durfte sie helfen. Sie und Hilfsbereitschaft... Diese Worte konnten nur in einem Satz stehen, wenn dazwischen 'ist nicht' stand.

Dennoch schwang sie sich vorsichtig vom Pferd und ging zu der Frau. Die war auch nicht mehr die Jüngste. „Was ist?", fragte Raisa schroff. „Ich bin vom Pferd gefallen und kann nun nicht mehr aufstehen", klagte sie. Wer nicht reiten konnte, der sollte es auch lassen.
Augenverdrehend hielt Raisa ihr die Hand hin. Die Frau ergriff diese und wurde von hochgezogen. „Ach, ich habe es wirklich nicht einfach", klagte sie weiter. „Das interessiert mich nicht", antwortete Raisa direkt und ging wieder zu ihrem Pferd. Das letzte, was sie sich anhören wollte, war das Geheule der Alten. „Erst musste ich auf der Straße aufwachsen..." Nun drehte sich Raisa doch wieder um. Die Alte war wie sie auf der Straße aufgewachsen? „Und dann... Ein tragisches Schicksal. Meine beste Freundin verstarb an einer Krankheit. An derselben litt ich auch, doch ich wurde durch eine gutherzige Person gerettet, der ich nun immer noch etwas schuldete."
Raisa entfernte sich von der Alten. Woher wusste sie... Woher wusste sie das? Das war Raisa's Vergangenheit, etwas was sie mit in das Grab nehmen wollte. Nie sollte einer erfahren, was in ihrem Leben geschehen war, doch die Alte wusste es! „Verzeih mir. Bin ich dir zu nahe getreten?", fragte die Alte. Raisa ergriff ihr Schwert. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Schmerzhafte Erinnerungen bahnten sich ihren Weg in ihren Kopf.

Bei Revali sah das Ganze anders, aber auch nicht besser aus. Er hatte das Gefühl, dass er im Kreis flog. Jeder Felsen sah dem Nächsten ähnlich. Aber er wollte seine Schilder auf keinen Fall aus den Augen verlieren, sie waren die Wegweiser.
Doch seine Vorsätze warf er schnell beiseite. Mit seiner Fähigkeit schoss er hoch in die Lüfte und flog zurück zu der Weggabelung. Er verstand das nicht. Warum sollte jemand die Wege falsch ausschildern? Das ergab keinen Sinn.
Nach kurzem Überlegen richtete er seinen Blick auf. Es hätte schon einen Sinn. Diese Person, die das tat. Sie musste genau wissen, wer hier lang ging. Diese Person musste wissen, wie er und Raisa reagieren würden. Dass sie sich hier trennen würden, weil beide zu stur waren.
Er flog los, schnell in Richtung in der Raisa lang ritt. Das war eine Falle und sie war das erste Opfer. Er musste sich beeilen und zu ihr, bevor es zu spät war. „Diese verdammte Göre! Hätte sie auf mich gehört, dann wäre nichts passiert!"

„Was wird das denn?", fragte die Alte. Raisa antwortete nicht und hielt ihr entschlossen ihr Schwert entgegen. Wenn es sein musste, dann würde sie die Alte nun zum Schweigen bringen. „Ich kann dir deine Zukunft voraussagen. Heute wirst du sterben!" Die Frau wurde zu einer komischen Figur, ziemlich groß und dürr. Das war aber nur nebensächlich. Diese Figur forderte Raisa doch tatsächlich heraus und dann auch noch großmütig mit den Worten 'heute wirst du sterben'. Das werden sie ja sehen.

Raisa hatte bereits von den Yiga gehört, allerdings nicht damit gerechnet, dass sie ihr Opfer werden würde. Aber die sollten es nur versuchen.
Sie wollte auf ihr Pferd steigen, doch da saß bereits ein weiterer, welcher anfing zu lachen. „Wo soll's denn hin?" So nach und nach wurde sie von immer mehr umzingelt. Sie schätzte, dass es ungefähr sieben Yiga waren. Eigentlich wären die kein Problem für sie, doch Raisa hatte einen Kampf mit einen Leunen hinter sich, bei dem sie ihren Fuß auch noch verletzt hatte.

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt