„Raisa!", hörte sie jemanden durch Hyrule Stadt rufen. Als sie sich umdrehte, erkannte sie Zelda, welche auf sie zugelaufen kam. Es war ja bereits Mittag, demnach auch nicht verwunderlich, dass die Bewohner und Gäste des Schlosses langsam aus ihrem Suff erwachten. Aber das Zelda extra nach Hyrule Stadt kam, nur um nach ihr zu suchen, hatte Raisa nicht erwartet.
„Von gestern an bis heute Morgen habe ich meine Pflicht erfüllt. Was denn noch?", fragte sie die Prinzessin. Diese war, nebenbei bemerkt, in einem sehr interessanten Aufzug unterwegs.
Zelda hatte ein einfaches, weißes Kleid an, ihr Mantel hing schief über ihre Schultern und ihr Haar war noch etwas zerzaust. Nun, es sah so aus, als wäre sie grade erst aufgestanden und in wenigen Sekunden in die Stadt gehastet, um Raisa noch abzufangen, bevor sie wieder zu ihren Titanen ging.
„Beantworte mir bitte eine Frage. Und zwar ehrlich", bat Zelda. Ein wenig skeptisch verschränkte Raisa daraufhin ihre Arme. „Was soll das werden?", hinterfragte sie Zelda's Vorhaben.
„Bitte sag mir nur, ob ja oder nein. Hast du gestern... Heute früh von den Getränken im Schloss getrunken?", fragte Zelda. Überrascht von einer so belanglosen Frage löste sie wieder ihre Arme und schaute auch nicht mehr so misstrauisch. „Selbstverständlich. Was erwartest du auch? Wenn die einem schon auf einem Silbertablett gebracht werden..."
Raisa wüsste nicht, was daran nun so verkehrt gewesen sein könnte. Doch Zelda's Blick nach zu urteilen, hieß das nichts Gutes. „Du musst sofort mitkommen, ohne Wenn und Aber!" Zelda griff daraufhin nach ihrem Arm und wollte sie mitzerren, doch Raisa befreite sich ohne Probleme aus diesem Griff. „Ich gehe nirgendwo hin, solange ich nicht erfahre, was hier vor sich geht."
Zelda mochte vielleicht Hyrules Prinzessin sein, doch Raisa blieb dabei, sich nicht von jemandem herumkommandieren zu lassen. Nicht ohne triftigen Grund.
„Wenn du nicht mit kommst, wirst du sterben..."
Es hatte lange gebraucht, bis Zelda diese Worte sagte. Sie klangen brüchig und verzweifelt...
„Wenn das ein dummer Scherz ist...!" Sie hatte Zelda am Kragen ihres Kleides gepackt. „Das ist kein Scherz! Urbosa und unzählige Gäste sind bereits in den Krankenzimmern." Ungläubig ließ sie die blonde Prinzessin los. Sie... Sie sollte sterben?
„Ich...weiß nicht wie das passieren konnte, ohne das es jemanden auffiel. Aber irgendwie kam Gift in einige Getränke..." Sie hörte zwar Zelda's Worte, nahm diese aber kaum wahr. In Raisa's Kopf wiederholte sich Zelda's Satz wie ein Echo immer und immer wieder. Sterben... Sie würde sterben. Kaum war sie einer Todesfalle entkommen, fing die nächste sie.
„Rede nicht so einen Müll", sagte Raisa nun plötzlich säuerlich. „Ich habe bis jetzt alles überlebt. Du glaubst doch wohl nicht, dass mich ein paar Tropfen Gift umbringen werden! Das Wort 'sterben' existiert nicht in meinem Wortschatz." Und wie sie sauer war. In ihrer jetzigen Situation sollte man sie besser nicht noch mehr reizen. „Ich muss sagen, dass du überhaupt noch auf zwei Beinen stehen kannst, ist ein Wunder. Du bist die einzige, die keine Symptome zeigt. Sicher, dass du dich an den Getränken, egal welcher Art, bedient hattest?" Hielt Zelda sie jetzt auch noch für blöd?
„Verdammt ja, ich bin mir sehr sicher! Und ganz sicher nicht nur ein Glas. Niemand kann zwar mit Urbosa mithalten, aber..." Das war alles seltsam, kam viel zu plötzlich und war für sie auch noch nicht wahr zu haben.
Raisa fasste sich an die Stirn und schloss die Augen. „Gibt es ein Gegenmittel?" Zelda senkte den Kopf. Zum tausendsten Mal wurde sie nun gefragt. Und sie musste immer dieselbe Antwort geben. „Es wird gesucht..." Für Raisa war dies ein ganz klares nein.
„Rasia, du musst mit mir zurück ins Schloss gehen. Ich weiß nicht, was mit dir ist, ob das Gift bei dir noch nicht wirkt oder vielleicht auch gar nicht... Aber was du auf keinen Fall tun solltest, ist Zeit vergeuden", sagte Zelda. Blieb ihr denn jetzt noch etwas anderes übrig? Wohl kaum. Das Schicksal hatte gesprochen...
Sie folgte Zelda schnellen Schrittes zurück ins Schloss. Warum sie sich allerdings so beeilten, wusste sie nicht. War nicht sowieso schon alles aus? „Ah Prinzessin!" Daruk empfing Zelda, welche weit vor Raisa das Schloss erreichte. Revali und Link waren ebenfalls bei dem Goronen.
„Und, habt Ihr sie gefunden? Oder entzieht sie sich wieder allem und hat Spaß beim Sterben der Leute hier?", fragte Revali. „Sie entzieht sich nicht", antwortete Zelda schlicht.
„Ach ja? Ich sehe sie nirgends." Revali verschränkte seine Flügel und schaute skeptisch zu Zelda. „Dann mach deine Augen auf." Raisa war nun auch im Schloss Hyrule angekommen. Und als wäre sie nicht schon genug bestraft geworden, zu ihrem Leidwesen traf sie erneut auf Revali.
„Kaum zu glauben, dass du dich nützlich machen wirst", bemerkte er mit einem Hauch von Belustigung. Sie war überhaupt nicht in der Stimmung zu streiten, doch es bahnte sich schon wieder so etwas an. „Ich werde mich nicht nützlich machen", stellte sie klar. Und sie setzte noch einen darauf. „Dein Traum seit dem ersten Tag, den ich als Recke verbracht habe, geht in Erfüllung. Ich werde verschwinden, für alle Zeiten. Herzlichen Glückwunsch!" Zum Ende hin hatte sie ihn mehr angeschrien, als normal mit ihm zu reden.
„Was?", fragte er und sah ihr hinterher. Raisa ging an Zelda, sowie den Recken, vorbei und hatte auch nicht vor stehenzubleiben oder weiter mit einen von denen zu reden. Stattdessen ging sie zu den Krankenzimmern. Den Weg dorthin kannte sie noch, aus längst vergangenen Tagen.
„Täusche ich mich oder ist sie verletzt?", fragte Daruk ungläubig. „Nein... Vielleicht... Sie ist wütend über ihre eigene Nachsicht und darüber, dass dies hier höchstwahrscheinlich ihr Ende ist. Und diese Wut will sie jetzt an allem und jedem auslassen. Dieses Szenario habe ich bei ihr schon einmal beobachten dürfen..." Zelda fuhr sich durch die Haare und seufzte schwer. Auch die Prinzessin war am Ende, und das sah man ihr auch deutlich an. Das Ganze war einfach...ein Skandal! Nicht nur, dass unzählige Personen vergiftet waren, nein, zwei Recken waren es auch noch. Ohne sie...war das Schicksal der Welt doch besiegelt.
„Nicht nur, dass ich es einfach nicht schaffe die Siegelkräfte zu erwecken... Ich bin nicht einmal in der Lage mein Volk zu beschützen!", sagte Zelda bestürzt und verzweifelt. Link ging zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter, um ihr Beistand zu leisten.
„Und du siehst aus, als hättest du'n Geist gesehen, Revali", bemerkte Daruk. „Ich bin bloß über die Tatsache überrascht, dass mein Leben um zwei Frauen erleichtert wird, die mich abgrundtief nerven." Harte Worte..., aber etwas Mitleidiges passte auch einfach nicht zu ihm.
„Ich schenke deinen Worten keinen Glauben. Nicht nach unserer letzten Konversation", sagte Zelda.
Revali schnaubte daraufhin nur.
„Wie auch immer... Habt ihr irgendetwas gefunden? Oder irgendwelche verdächtigen Personen?", fragte sie, doch das Schweigen der Recken sprach Bände. „Ich verstehe... Wir haben nichts und sehen erfolglos dem Tod entgegen." Zelda's Worte hatten mittlerweile keinen Unterton mehr. Sie klangen schlicht und monoton. „Noch ist nichts verloren, Prinzessin! Mipha sucht mit den Forschern und Ärzten nach einem Heilmittel. Und ich bin ganz sicher, dass sie etwas finden werden", sagte Daruk aufmunternd. Damit konnte er Zelda sogar ein leichtes Lächeln entlocken.
„Er hat Recht, auch wenn ich das echt nicht gerne zugebe. Aber noch ist nichts verloren", sagte Revali.
Es hing nun alles davon ab, ob Mipha mit ihrer Unterstützung ein Heilmittel fand. Dies entschied, ob nun alle Betroffenen leben würden oder sterben. Und, wie das Schicksal Hyrules...und das der ganzen Welt aussehen wird.
DU LIEST GERADE
Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...