25. Eine dunkle Vorahnung?

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  Alles war schwarz. Nein, es war nur stark verschwommen. Mit der Zeit wurde ihr Blick jedoch klarer. Sie sah unzählige Leichen um sie herum liegen. Hatte sie diese Menschen umgebracht? Wenn ja, aus welchem Grund? Sie selbst war unverletzt. Nicht ein Kratzer zierte ihren Körper. Ihre Kleidung wies auch keine Spur eines Kampfes vor. Also war sie an diesem Gemetzel nicht beteiligt gewesen.

Ihr Blick fiel über die Leichen. Einige zuckten noch ein wenig, aber auch das ließ nach. Sie trat zu einem Mann heran, der noch lebte. Sein Blick war in den Himmel gerichtet, er schien Raisa gar nicht zu bemerken. Es war, als würde er durch sie hindurch sehen.
„Was ist hier geschehen?", verlangte sie zu wissen. Er sprach nicht und sah weiterhin in den Himmel, als hätte er sie nicht gehört. So wie sie das sah, hätte er noch gerettet werden können. Doch er reagierte nicht auf sie, weshalb sie es aufgab und nach weiteren Anhaltspunkten suchte. Doch sie fand nichts. Alles was sie wusste, war, dass sie sich in Akkala befand. Das erkannte sie an den vielen Bäumen, deren Blätter rot-orange gefärbt waren. Außerdem konnte sie das Meer sehen. Wie sie allerdings hier her kam, war ihr schleierhaft.

Sie richtete ihren Blick wieder auf, als sie etwas hörte. Es klang, als würde jemand auf Steine schlagen. Sofort machte sie sich in die Richtung dieses Geräusches auf. Was sie erblickte, überraschte sie überaus. Ein letzter Krieger, unnormal groß und muskulös. In seinen Händen hielt er einen großen Zweihänder, an dem bereits Blut herunter lief. Sein Gegner war, sie konnte es nicht fassen... Das Federvieh. Er sah mehr als schlimm zugerichtet aus. Unzählige Verletzungen und die Federn benetzt mit Blut.

Sie wusste nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Eigentlich würde sie sich an seinem Leid ergötzen, allerdings verspürte sie kein bisschen Schadenfreude. Aber Angst machte ihr das auch keine. Vielleicht beschrieb Verwunderung ihre Situation am besten. Das Federvieh war eigentlich ein guter Krieger, keine Frage. Er war schließlich nicht umsonst ein Recke. Aber jetzt? Er war diesem Krieger schmählich unterlegen. Zumal er nur eine Distanzwaffe hatte und da er nicht auf Distanz gehen konnte, brachte im diese wenig. Er schien auch nicht mehr fliegen zu können, weshalb Flucht auch keine Option war.

Sie würde gerne wissen, wie es zu all dem kam. Er hatte diese Menschen ja wohl nicht aus irgendeiner Laune heraus angegriffen. So verrückt war sie selbst ja nicht einmal. Jedenfalls bedeutete dies, dass diese Menschen ihn zuerst angriffen. Aber zu welchem Zweck? Das erste was ihr einfiel, war Neid. Immerhin war er ein Recke und hochwohlgeboren.

Sie beobachtete den Kampf vor sich weiter. Das Federvieh wurde in die Enge getrieben und der Krieger holte mit seinem Zweihänder ein weiteres Mal aus. Das Schicksal von dem Federvieh war somit besiegelt. Eigentlich. Raisa würde nicht zulassen, dass er hier sein Ende fand. Er hatte ihr Leben vor dem Tod bewahrt, nun würde sie das seine bewahren. Damit wären er und sie auch quitt.
Mit gezogenem Schwert stellte sie sich dem Krieger entgegen. Sie wollte seinen vermeidlich letzten Schlag parieren, doch... Die Klinge...ging durch sie hindurch, als wäre sie ein Geist. Ohne das sie selbst zu Schaden kam, schlug der Krieger die Klinge durch ihren Körper. Was danach passierte, wusste sie, ohne das sie sich umdrehte. Eigentlich wollte sie sich den Anblick ersparen, dennoch drehte sie sich um. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit. So etwas hatte sie noch nie gespürt. War das, was sie empfand Reue? Bereute sie es letzten Endes doch, dass sie so widerlich zu dem Federv... zu Revali war? Sie wusste es nicht.
Es waren schon ein paar Jahre vergangen, seitdem das letzte Mal eine Person gestorben war, mit der sie einige Zeit verbracht hatte. Wobei...diese Person von damals war mit Raisa aufgewachsen. Das war doch etwas ganz anderes, als der tote Revali vor ihr, den sie zudem auch nicht leiden konnte. Dennoch, es machte sie unsagbar wütend, dass sie dies nicht verhindern konnte. Somit war es letzten Endes ihr Versagen!

Sie verstand nicht, warum das Schwert dieses abscheulichen Kriegers durch sie hindurch ging. War sie selber tot und hatte das nicht bemerkt? Sie nahm ihr Schwert und fügte sich damit eine Wunde an ihrem Arm zu. In derselben Sekunde fing diese an zu bluten. Damit war klar, sie war nicht tot. Dann ergab das alles wieder keinen Sinn!

„Wünschst du, das Schicksal dieses Mannes zu ändern?" Sie hörte eine weibliche Stimme und sah sich um. Hatte man zu ihr gesprochen? „Dann mache dir zur eigen, was du gesehen hast. Nutze diesen Einblick in die euch sonst unbekannte Zukunft und verändere, was diesem Mann vorherbestimmt ist. Denn bedenke, die Vergangenheit ist etwas, was nicht mehr verändert werden kann. Das Schicksal jedoch ist etwas, was man verändern sollte. Noch hast du die Möglichkeit diese Grausamkeit zu verhindern, danach nie wieder."

Raisa mache die Augen auf und schaute sich um. Sie war in ihrem Titanen und dieser war in Tabanta angekommen. Ihr Herz schlug unnatürlich schnell, weshalb sie sich zu beruhigen versuchte. Etwas derart verrücktes hatte sie noch nie geträumt. Das kam wahrscheinlich, weil sie so viele Kämpfe hinter sich hatte. Und da sie einige mit dem Federvieh bestritten hatte, war es durchaus möglich, dass ihr Kopf sich etwas Derartiges ausdachte. Dennoch war dies wirklich komisch. Sie träumte eigentlich nie und wenn doch, dann nicht so etwas.

Sie wollte aufstehen, doch ein Schmerz in ihrem Arm trieb sie dazu sitzen zu bleiben. Nun wurde ihr doch unwohl. Vorsichtig schob sie ihren Ärmel hoch und erkannte an ihrem Arm eine Schnittwunde. Um genau zu sein die Schnittwunde, die sie sich in ihrem Traum selbst zugefügt hatte. „Das kann nicht sein", sprach sie zu sich selbst und fuhr darüber. Aber egal wie oft sie dies wiederholte, alles blieb gleich. Sie versuchte eine logische Erklärung dafür zu finden. Doch sie fand keine. Somit beließ sie es darauf ruhen, dass es ein Zufall war. Ein überaus komischer Zufall. Auch wenn sie mit dieser 'Lösung' nicht zufrieden war, etwas Besseres fiel ihr beim besten Willen nicht ein. Als sie aufwachte, war sie auch an derselben Stelle an der sie eingeschlafen war. Somit war sie auch nicht weg gewesen.

Sie schob weitere Gedanken beiseite und stand nun endlich auf. Sie hatte weitaus wichtigeres zu tun, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen. In letzter Zeit geschahen sowieso einige unerklärliche Dinge.

Von ihrem Titanen aus schaute sie über die Ebene von Tabanta. Und weit hinten am Firmament sah sie Vah Medoh fliegen. Das erinnerte sie an den Tag zurück, wo sie sich oben auf diesen befand und gegen das Federvieh kämpfe. Für ihre Niederlage dort oben hatte sie sich ja bereits gerächt.
Der Gedanke daran brachte sie dazu süffisant zu Grinsen.

Raisa verließ ihren Titanen und machte sich sofort auf dem Weg. „Warte hier", rief sie Inazuma zu, welcher auch tat, was sie verlangte. Nachdem sie etwas gesucht hatte, hatte sie endlich eine Gruppe von Monstern gefunden. Es waren keine starken Monster. Vier Bokblins, zwei Echsalfos und ein Moblin. Etwas enttäuscht war sie über ihren Fund schon, aber sie musste nehmen, was sie kriegen konnte. Von daher: Auf in den Kampf!  

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt