Mipha grinste zufrieden. „Ich wusste, ich kann dich umstimmen", sagte sie erfreut. Raisa hingegen seufzte nur und fragte sich still und heimlich, was sie getan hatte. Nun, wenn sie sich entscheiden müsste, ob sie die zwei Tage bei dem Federvieh geblieben wäre oder nun einen Tag bei Mipha, dann hätte sie sich ganz klar für Mipha entschieden. Im Vergleich war es somit nicht ganz so schlimm.
„Möchtest du, dass ich dich zu einem Gästezimmer führe?", fragte Mipha. „Mach doch was du willst", antwortete sie. Das Zoramädchen nickte und führte sie hinaus. Ein weiteres Mal ging es kreuz und quer durch das Zuhause Mipha's. Raisa klammerte sich einfach an den Gedanken, dass alles bald vorbei sein würde. Bald... Das war ein auslegbarer Begriff.
„Hier bitte. Es tut mir leid, dass ich dich jetzt hier absetzte, aber ich muss noch mal zu Ruta und etwas erledigen. Macht es dir was aus solange zu warten?", fragte Mipha. Ja das machte ihr was aus! Aber ihre Meinung war doch eh nicht gefragt, egal wo sie war. „Ich werde es überleben", sagte sie und ging in den Raum. „Ich hohle dich zum Abendessen. Bis später." Mipha ging und Raisa ließ sich auf das Bett fallen. Jetzt durfte sie auch noch warten. Aber zumindest eine positive Sache hatte ihr Aufenthalt hier. Ihre Wunde war weg, nicht mal eine Narbe war zu sehen. Das hatte Mipha gut gemacht, das musste sie ihr lassen.
Raisa lag die ganze Zeit über auf dem Bett, wusste auch nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollte. Mipha ließ sich überhaupt nicht mehr blicken und sie versauerte in diesem Zimmer. Somit dachte sie nach. Zuerst schenkte sie ihre Gedanken dem, was sie in dieser vergeudeten Zeit hätte tun können. Da sie nun eigentlich wieder leistungsfähig war, fielen ihr viele Dinge ein, die sie hätte erledigen können. Interessanterweise war ihr die Lust nach dem Training vergangen. Oder besser gesagt, sie hatte vorübergehend keine Lust.
Mit der Zeit wurde das Herumliegen und nachdenken ihr allerdings doch zu öde. Ob man es glaubte oder nicht, sie war ein Mensch, der eigentlich immer irgendetwas tat. Allerdings nur das wozu sie Lust hatte. Sie stand auf und stellte sich vor einen kleinen Spiegel, der ihr erst jetzt aufgefallen war. Es war schon ein Weilchen her, als sie sich das letzte Mal betrachtet hatte. Und ihr fiel direkt etwas auf, was sie störte. Ihre Haare waren gewachsen und somit konnte man einen dunklen Ansatz sehen. Das musste sie unbedingt wieder ändern. Aber wo bekam sie so schnell Bleichmittel her?
Das würde wohl warten müssen, bis sie das nächste Mal in Hyrule Stadt war.
Ihre wahre Haarfarbe...es war ein dunkles Braun so wie das von Kastanien. Eigentlich akzeptabel, aber dies ließ sie in der Menge untergehen. Ihre weißen Haare ließen sie auffallen und sie hoben ihre goldenen Augen hervor. Und das ließ sie gefährlicher aussehen. Ihre Naturhaare hingegen wie ein unschuldiges Mädchen. Und das passte einfach nicht zu ihr.
Die Tür zu ihrem Zimmer ging auf. Raisa schaute herüber und erkannte Mipha's 'kleinen' Bruder. „Hey, du!", sagte er. Raisa verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu dem Zora. „Hat meine Schwester jetzt ihr Interesse an diesen Hylianer verloren und statt ihn nun dich?"
Der Junge war unverschämt und direkt, er könnte ihr zweites Ich sein.
„Was hältst du davon zu gehen und einfach nie wieder zu kommen?", fragte Raisa. Die goldenen Augen des Zoras blitzten streitlustig auf. Raisa verdrehte die Augen und wandt sich ab. Jetzt war sie noch so einem Irren begegnet, einer reichte wohl nicht.
„Ich bin Sidon, Prinz der Zoras! Ich kann hingehen, wo ich will." Jetzt begriff Raisa, was Mipha damit meinte, als sie sagte, er benehme sich wie ein kleines Kind. „Und ich bin Raisa. Verschafft mir das ein Vorteil? Nein." Er lachte auf. „Eine Hylianerin wie dich habe ich noch nicht gesehen!" Für ihn wäre es auch das Beste gewesen, wenn es so geblieben wäre.
„Was interessiert mich das?", fragte sie desinteressiert und nahm wieder Platz auf dem Bett. „Du könntest dich doch zumindest etwas freuen, dass du die erste Hylianerin deiner Art bist, der ich begegne." Er grinste sie an und stellte sich in eine Art Pose. So langsam glaubte sie wirklich, dass die zwei Tage bei Revali doch gar nicht so schlecht gewesen wären.
Noch bevor der Zora irgendetwas Weiteres sagen konnte, wurde er an der Flosse an seinem Kopf gepackt und aus dem Zimmer gezogen. „Du sollst nicht immer so aufdringlich sein. Wann wird aus dir endlich der Prinz der Zoras, der du sein sollst?" Mipha trat hervor und lächelte ihren Bruder, welcher sie überragte, an. In einem solchen Ton wird sie bei ihm niemals etwas erreichen, da war sich Raisa sicher.
„Verzeih ihm bitte", sagte Mipha an Raisa gewandt. „Meine Laune war schon seit Anbeginn des Tages unsagbar schlecht. Von daher nehme ich das einfach hin." Sie zuckte nur mit den Schultern. Es konnte eigentlich nicht schlimmer werden, von daher machte ihr Mipha's nerviger Bruder auch kaum was aus.
„Also, du hast mit Sicherheit Hunger. Tut mir leid, dass ich hier herum trödel. Komm, lass uns etwas essen", sagte Mipha lächelnd und winkte Raisa mit der Hand herbei. „Und was ist mit mir?", fragte Sidon. „Dich hat keiner gefragt", sagte Raisa und ging mit Mipha. „Hey!"
Er lief den beiden jungen Frauen hinterher, bis zum Speisesaal.
Eine weitere Ähnlichkeit, was aber auch nicht verwunderlich war, war der große Esstisch. Dieser war zwar auch nicht so riesig, wie in Schloss Hyrule, aber was erwartete man? Das Reich der Zoras war nicht riesig, somit war alles kleiner, aber deutlich feiner als in Schloss Hyrule.
„Du kannst dich setzten", sagte Mipha. Schweigend kam Raisa dem nach. Etwas gelangweilt stützte sie ihren Kopf auf dem Tisch. Ihr Glück war, dass tatsächlich nur sie, Mipha und Sidon in dem Saal waren. Sie würde zwar eh machen, was sie wollte, aber somit gab es wenigstens keine nervigen Blicke.
„Ich habe der Küche Bescheid gegeben. Von Link weiß ich, dass ihr Hylianer nicht so auf rohen Fisch steht." Mipha setzte nicht neben Raisa. Und neben dem Zoramädchen setzte sich Sidon. „Wie kann man denn keinen rohen Fisch mögen?", fragte dieser. „Hylianer sind anders Sidon. Die können auch nicht unter Wasser atmen und deren Geschmack in allem Möglichen ist auch anders, als der unsere", erklärte Mipha ihm.
„Die sind ja langweilig", gab er zurück. Raisa massierte sich die Schläfen. Das letzte was sie hören wollte, war ein Streitgespräch zwischen Mipha und ihrem Bruder. „Hylianer sind nicht langweilig. Sie sind hilfsbereit, nett und aufgeschlossen", fing Mipha an. Sidon schaute daraufhin ziemlich deutlich zu Raisa. „Meistens zumindest", vollendete Mipha ihren Satz.
Danach sprachen die drei nicht mehr wirklich miteinander. Raisa schlug sich mit dem Essen nach langer Zeit wieder richtig voll. Das war auch wieder nötig. Die Hungerzeit war oft schwer zu überstehen.
Danach begleitete Mipha sie noch zu ihrem Zimmer. „Du glaubst es vielleicht nicht, aber es macht mich wirklich froh, dass du heute geblieben bist. Da wir uns morgen nicht mehr sehen, wünsche ich dir nun eine gute Nacht und viel Erfolg bei deiner Reise mit Zelda."
Raisa musste zugeben, dass selten ein Mensch so nett zu ihr war, wie Mipha. „Ja, Danke", war alles, was sie dazu sagte. Sie ging in ihr Zimmer, legte die meisten Klamotten ab und legte sich dann schlafen.
Am nächsten Morgen machte sie gesagtes dann wahr. Sie reiste ab, ohne das irgendwer davon etwas mit bekam.
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...