59. Falle

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  Raisa sah, wie dieses gigantische Schwert auf sie zukam. Dass der Moblin dabei einige Bokblins tötete, schien ihn relativ wenig zu interessieren. Trotz dessen, dass ihr Schwert im Vergleich zu diesem gigantischen Zweihänder einem Zahnstocher glich, parierte sie den Hieb. Die Klingen beider Schwerter erzitterten, als sie gegeneinander gedrückt wurden.
Doch sie konnte sich nicht voll und ganz auf dieses eine Monster konzentrieren. Ihr Rücken war ungeschützt und es gab noch zahlreiche Monster, die sie attackieren könnten. Auch, wenn Revali und sie schon unzählige erledigt hatten.


Raisa zog ihr Schwert zur Seite und wirbelte es herum. Dabei wurde sie kurzzeitig den Zweihänder los und konnte die Bokblins hinter sich niedermetzeln. Der Rest wurde einer nach den anderen von Revali's Pfeilen niedergestreckt. Jetzt musste sie sich wieder um den Moblin mit dem Zweihänder kümmern.
Der Moblin setzte erneut zum Schlag an. Dieses Mal aber mit mehr Schwung, mit mehr Kraft. Raisa hatte es schon einmal erwähnt. Auch wenn sie exzellente Schwertkünste besaß, sie war den körperlichen Kräften einiger Männer oder eines Monsters dieser Art unterlegen.
Rückwärts flog sie unsanft auf den Boden. Dabei musste sie ihr Schwert von sich weg halten, was von dem Moblin gegen ihre Kehle gedrückt wurde. In ihrer Not griff Raisa mit ihrer Hand nach ihrer Klinge, um diese gegen den Zweihänder zu drücken. Eine Hand am Griff, die andere an dem schneidenden Metall. Dass sie sich dabei die Hand aufschnitt, interessierte sie recht wenig.


Mit einem starken Schritt ließ sie das Monster nach hinten fliegen. Revali erledigte dann endlich den Rest. Sein Pfeil traf das Monster und ließ es zu Boden gehen. Raisa hingegen stand schleunigst auf und erledigte die restlichen Bokblins, die Moblins waren bereits geschlagen.
Da es nun beträchtlich weniger Gegner waren, hatten sie und Revali nun ein leichtes Spiel. Der letzte Bokblin fiel nach ihrem letzten Schwerthieb.
... Es war geschafft! Sie hatten alle Monster ohne nennenswerter Verletzung besiegt. Einige Schnitte besaß sie zwar nun und ihre Handinnenfläche wollte nicht mehr aufhören zu bluten, aber sonst war alles relativ gut überstanden. Bei Revali ebenso, aber was sollte ihm schon passieren? Schließlich entzog er sich dem größten Gemetzel und kämpfte von der Luft aus.


„Wir werden in dieser unterirdischen Hölle krepieren", sagte Raisa als sie sich umsah. Langsam fing sie wirklich an sich Gedanken zu machen. Wie lange mochten sie nun schon in den Tiefen der Hebra Bergen sein? Und ein Ausweg war nicht in Aussicht. Momentan zumindest nicht.
„Es wird einen Weg hinaus geben. Davon bin ich überzeugt." Schön, dass er so optimistisch war. Sie hingegen war eher realistisch.
Sie seufzte genervt und sah sich erneut um. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten, wo sie entlang gehen könnten. Den richtigen Weg zu finden, war schier unmöglich.


Revali's Blick schweifte ebenfalls umher. So wie sie das sah, suchte er nach einem Hinweis oder etwas Ähnlichem, was auf den richtigen Weg hinweisen könnte.
„Vielleicht sollten wir uns aufteilen?" War dies sein Ernst? „Das ist das dümmste, was man in dieser Situation tun könnte", sagte sie. Aufteilen... Sie würden sich doch nie wieder finden.
„Dann müssen wir uns jetzt entscheiden", sagte er. Ohne groß zu überlegen, nahm sie den nächsten Gang, welcher ungemein groß war. Sie folgte ihrem Instinkt, was sich bis jetzt eigentlich immer als gute Entscheidung erwiesen hatte.


Mittlerweile schmerzte jede Bewegung ihres Körpers. Das war wohl das Resultat ihrer zahlreichen Stürze. Mipha mit ihren Heilungskünsten wäre jetzt Gold wert. Aber die Zora war weit, weit weg.
Wie das Leben in Hyrule wohl voran ging? Es waren nur noch ein paar Tage bis zum Geburtstag Hylia's am vierundzwanzigsten Dezember. Hylia's Geburtstag... Sie war alles andere als begeistert von diesem Tag. Es wird wieder alles hergerichtet, mit Sicherheit wurde jede Ecke des verdammten Schlosses geputzt und sie als Recke durfte mit anpacken. Von wegen! Sie würde, wenn überhaupt, erst dann kommen, wenn die Feierlichkeiten begannen. Vorher würde sie nicht einen Finger krümmen. Vor allem nicht, nachdem Zelda sie in diese Hölle geschickt hatte.
Wie konnte Revali das nur aushalten? Er kannte Zelda ja schon ein Jahr länger... Na ja, das kam darauf an wie man 'kennen' definierte. Jedenfalls musste er Zelda's Launen nun schon ein Jahr ertragen.


„Ich habe das Gefühl das wir falsch gehen", sagte Revali. „Wir gehen seit Stunden durch derartige Gänge und du kommst jetzt auf die glorreiche Idee, dass wir falsch sein könnten?", fragte sie und zweifelte an seiner Aussage. Er wollte doch nur durch den Gang, den er für richtig hielt. Er antwortete ihr nicht, wie sie es erwartet hatte.


Etwas, was sich bei beiden langsam ebenfalls bemerkbar machte, war der Hunger und Durst. Und grade jetzt, wo sie eh schon angeschlagen war, hätte sie gerne etwas zwischen den Zähnen. Aber vor allem hätte sie gerne etwas zu trinken. Ihr Hals war so trocken, dass sie kaum reden konnte. Und sie war sich sicher, dass es Revali ähnlich ging.
Sobald sie sollte sie jemals hier heraus kommen, würde sie sich auf Zelda's kosten gutgehen lassen. Wobei, am besten wäre es wohl weit weg von Zelda weg zu bleiben. Wer konnte schon wissen, wofür Zelda sie noch alles einspannen würde. Vielleicht ja nochmal eine Reise nach Epysa? ... Soweit sollte es noch kommen...


Raisa und Revali erblickten ein weiteres Mal einen Raum, welcher durch Fackeln erleuchtet wurde. Eine große Tür zierte den Raum noch, ansonsten war er leer. „Weißt du, wie ich mir vorkomme?", fragte sie Revali und schaute sich um. Er sagte nichts, schenkte ihr aber seine Aufmerksamkeit.
„Ich komme mir vor wie in einer Arena nur ohne Schauplätze. Verstehst du, was ich sagen will?", fragte sie. Er nickte. „Wie ein Kampffeld."
Ihr Gespür verriet ihr nichts Gutes. Sie hatten den Weg der Falle gewählt und jetzt standen sie also letzten Endes mitten in ihr? Auch wenn sie jetzt aufpassen sollte, schloss sie die Augen und lauschte nach irgendeiner Bewegung. Als Hylianerin hatte sie besonders gute Ohren, aber außer dem Kratzen auf den Boden verursacht von Revali's Krallen, hörte sie nichts.


„Gut. Dann eben die Tür." Mit gezücktem Schwert ging sie zu der großen Eisentür. Mit ihrer verletzten Hand griff sie nach der Türklinke und drückte diese herunter. Abgeschlossen.
Sie drückte und zog, doch nichts passierte. Was sollte das? War es letzten Endes doch nur Zufall, dass sie herkamen?
Nein, die Fackeln brannten und wenn seit Jahrhunderten niemand mehr hier war, konnte dies unmöglich sein. „Lass uns umkehren. Hier zu bleiben bringt uns nicht und eintreten können wir die Tür wohl kaum. Eher würden wir uns beide Beine brechen", sagte sie. Was Revali dachte, war ihr egal. Es war höchste Priorität von diesem Ort weg zu kommen.
Ohne große Worte zu schwingen, was sie schon etwas verwunderte, gingen sie zu dem Gang zurück, aus welchem sie kamen. Doch hinter beiden ertönte ein Geräusch. Ein Geräusch, welches Raisa nur zu gut kannte. Beide drehten sich um und bei dem Anblick des, was das Geräusch verursachte, verfinsterten sich ihre Blicke.


Das erklärte alles. Schon seit Beginn ihrer Mission wurden sie beobachtet und behindert.


Die Yiga zeigten sich wieder.

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt