6. Hass

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Raisa sah gen Himmel und fragte sich erneut warum sie hier war. Am liebsten würde sie Zelda dafür den Hals umdrehen. Sie hatte sich doch tatsächlich in das Dorf der Orni schicken lassen. In das Dorf, in dem der Recke der Orni, auch bekannt als Federvieh Revali, lebte. Folglich hatte sie diesen aufzusuchen.

Alles in ihr sträubte sich dagegen. Nicht, dass sie Angst vor ihm hätte, nicht ansatzweise. Sie konnte sein ganzes Wesen einfach nicht ab. Wenn es nach ihr ging, dann konnte er sterben. Vermissen würde sie ihn auf jeden Fall nicht.

Raisa atmete tief durch und machte sich langsam auf, um das Dorf der Orni zu betreten. Ihr Erscheinungsbild hatte sie seit dem Tag, als sie die anderen Recken zum ersten Mal traf, nicht geändert. Um genau zu sein lief sie damit schon Jahre rum. Deswegen sah sie ja auch so scheußlich aus, aber das war ihr egal. Sie hatte eben nicht die Möglichkeiten.

Das einzige was in frischer Farbe und noch ohne verschliss an ihrem Körper hing, war der blaue Reckenschal, der locker ihre Schultern herunter hing.

Sie versuchte noch ein wenig ihre Haare zurecht zu zupfen, jedoch ohne großen Erfolg. Vermutlich musste sie sich diese bald abschneiden, da sie dabei waren sich zu verfilzen.

Aufgrund ihrer Erscheinung schauten die Orni vor dem Dorf sie auch verwundert an. Raisa spürte das auch, die ganzen Blicke im Rücken. Ein abscheuliches Gefühl.

„Wer will ins Dorf", fragte sie einer der Orni, welcher wohl als sowas wie eine Wache diente. „Ich", gab sie frech zurück. Sie sagte sich immer, wer dumm fragt, bekomme auch dumme Antworten.

Der Orni schaute erst ungläubig, zeigte dann aber wieder seine ernste Seite. „Deine Scherze kannst du dir sparen." Raisa verdrehte die Augen. „Raisa. Das ist mein Name. Ich bin ein Recke, sieht man durch den Schal scheinbar ja nicht deutlich genug. Ich will ins Dorf, weil dieser Bastar.., weil ich euren Recken hier treffen möchte.... muss"

Der Orni ließ Raisa vorbei, auch wenn ihm dabei nicht ganz wohl war. So etwas wie sie in das Dorf zu lassen, war schon eine gewisse Gefahr. Raisa hingegen hatte keine Ahnung wo sie nach dem Federvieh suchen sollte. Im besten Fall war er ja sogar in seinem Titan. Dann hatte sie einen Grund wieder zu gehen. Nun, so einfach würde es wahrscheinlich nicht werden.

Sie ging einfach immer weiter nach oben. Irgendwann würde sie ihn schon sehen, sofern er im Dorf war. Und tatsächlich, am so ziemlich höchsten Punkt des Dorfes sah sie ihn. Er befand sich auf einer Plattform, die einem Sprungbrett glich. Auf dieser Plattform war das Zeichen der Orni abgebildet, zwei Flügel in weiß. Wenn Revali nicht fliegen könnte, dann würde sie ihn da am liebsten herunter schubsen.

„Na sie mal einer an, du lebst ja immer noch. Ich habe schon geahnt, dass du früher oder später hier aufkreuzen würdest." Er drehte sich zu Raisa um und schaute herablassend zu ihr. „Zelda hat es dir gesagt, oder nicht?" Sie machte ihm ein Strich durch die Rechnung. Ein weiteres Mal würde sie sich nicht von ihm hochnehmen lassen.

„Wie auch immer." Sein Stolz schien nicht ansatzweise angekratzt zu sein. „Zelda schickt dich, damit ich dir meine wertvollste Kunst zeige, nicht wahr? Das Meisterwerk für das mich sogar die Orni bewundern."

Raisa verdrehte nur die Augen. Noch arroganter ging es auch nicht mehr. „Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich zeige doch nicht jemanden wie dir meine Fähigkeit."

Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Es bedarf einer Menge Selbstbeherrschung jetzt nicht auf ihn loszugehen. „Wenn du dich weigerst, dann ist das deine Sache. Dann habe ich jetzt zumindest einen Grund zu gehen."

Revali schien das nicht zu gefallen, dass sie nicht den Hauch an Interesse zeigte. Selbst mit Link war das Ganze amüsanter. „Dann noch viel Spaß im Leben", rief er spöttisch und erhob sich in die Lüfte. Raisa sah noch zu, bis er auf seinem Titanen verschwand.

Sein Titan, Vah Medoh, es musste doch für sie eine Möglichkeit geben dort hinauf zu kommen. Auch wenn sie nicht fliegen konnte. Zelda hatte es doch auch geschafft an dem Titanen zu forschen.

Raisa verließ die Plattform und machte sich auf den Weg das Dorf der Orni zu verlassen. Die letzte Haltestelle war Zelda's Leibwächter, Link. Danach würde sie endlich wieder ihre Ruhe haben und müsste nur noch warten, bis die Verheerung auftauchte.

Sie hätte auch überhaupt kein Problem damit, wenn ein gewisses Federvieh beim Angriff der Verheerung sein Leben verlieren würde. Revali, Recke der Orni, war leider bei der Verteidigung von Hyrule um das Leben gekommen. Wir trauern sehr...

Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Das wäre zu schön um wahr zu sein. Sollte dieser Fall eintreten, dann sollte es aber ein erbärmlicher Tod sein, damit sie ihn auch verspotten konnte.

„Hey du, Recke!" Raisa drehte sich um und sah zwei Orni, welche die Flügel verschränkt hatten und ein ebenso hinterhältigen Eindruck machten, wie sie selbst. Ihre eine Hand wanderte langsam zu ihrem Schwertgriff, während sie die beiden Orni immer noch fixierte. „Was wollte ihr?", fragte sie weniger erfreut. „Du kannst unseren Recken nicht ausstehen, nicht wahr?"

Sie schnaubte. „Ich wüsste nicht, was euch das angeht." Wer auch immer diese beiden waren, sie waren ihr nicht geheuer.

„Wir können ihn auch nicht ausstehen. Er hält sich für den Größten. Wir dachten, vielleicht könnten wir so etwas wie eine Zwecksgemeinschaft bilden?" Raisa ließ von ihrem Schwert ab. „Eine Zwecksgemeinschaft? Aus welchen Grund sollte ich euch helfen?" Sie waren ihr nicht nur nicht geheuer, die beiden waren auch Idioten.

„Du kannst nicht fliegen und wir sind keine guten Krieger. Mit unsere Hilfe würdest du es auf Vah Medoh schaffen..." Raisa's Lippen umspielten wieder ein düsteres Grinsen. „Und dort kann ich Revali zur Strecke bringen", vollendete sie den Satz der beiden.

Sie nahm zurück, was sie eben dachte. Die beiden waren nicht nur Idioten. Sie waren Idioten die sie auch noch ausnutzen konnte.

„Du bist also stark genug, um Revali zu beseitigen? Er ist der stärkste Orni Krieger und ein Meister im Bogenschießen." Das mochte ja vielleicht alles stimmen, aber er war nicht so schnell wie Raisa. „Mit Leichtigkeit." Düstere Pläne und Gedanken hin oder her, jetzt konnte sie dem Federvieh endlich die Leviten lesen. Außerdem hatte er sie doch selbst herausgefordert.

Raisa blickte gen Himmel zu Vah Medoh. Das würde ein blutiger Spaß werden.

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt