85. Der Spuk hat ein Ende

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  „Wir sollten langsam zurückkehren und sehen, ob Mipha nun das Gegenmittel hat." Revali entfernte sich von der Brüstung und ging Richtung Schlosses innere. Auch Raisa wandte sich von der Brüstung ab und folgte ihm stumm. Gleich würde sich alles entscheiden. Entweder es gab ein Heilmittel und alle Vergifteten wären gerettet oder eben nicht. Und sollte der zweite Fall eintreffen, fehlte im Kampf gegen die Verheerung ein Recke... Ein unsagbar großer Nachteil. Tja, Urbosa hätte sich selbst gerettet, wenn sie nichts so viel getrunken hätte. Aber dies schien wohl in den Genen der Gerudo zu liegen.

Auch in den Gängen von Schloss Hyrule wechselten Raisa und Revali kein Wort miteinander. Womöglich, weil die Situation auf der Mauer zum Ende hin wieder so komisch wurde. Erst als sie im Krankenzimmer waren, veränderte sich die Lage. Es sah immer noch schlimm aus, nichts hatte sich verändert. War Mipha nicht hier? „Die Zeit läuft. Was dauert so lange?", fragte Revali und sprach somit ihre Gedanken aus. Sie erwiderte jedoch nichts und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. „Raisa? Revali? Sagt bloß, ihr seid freiwillig zusammen hergekommen?", höre sie Urbosa fragen. „Nein", sprachen beide zeitgleich, was die Gerudo zum Lachen brachte. Allerdings hörte sich ihr Lachen nicht gut an... Aber das schien Urbosa ja wie immer nicht zu stören.
„Ich werde schauen, was Mipha aufhält", sagte Revali und ging aus dem Krankenzimmer. „Raisa?", fragte Urbosa erneut. Augenverdrehend ging sie daraufhin zu ihr ans Bett.
„Kommt ihr nun doch miteinander aus?", wollte die Gerudo wissen. „Nein, aber wir müssen damit wohl leben", antwortete sie. Urbosa grinste leicht. „Ach, ich wünschte, ich wäre noch in deinem Alter. Das würde solch einen Spaß machen." Den Spaß, von dem Urbosa sprach, sah sie in ihrem Leben nicht.

„Weißt du Raisa, du machst dir das Leben manchmal einfach zu schwer. Und du legst dir selbst Steine in den Weg." Na und? Dann war das eben so „Du solltest doch am besten wissen, wie es ist, wenn man sich sein Leben selbst gestaltet. Ohne fremden Einfluss." Raisa hatte wieder die Arme vor der Brust verschränkt. „Ja, aber..." Weiter kam Urbosa nicht, denn die Tür schnellte auf und Mipha trat mit Revali und Daruk zusammen in das Krankenzimmer. Sie alle trugen Tabletts, welche mit Gläsern voll gestellt waren. Das also war nun das fertige Heilmittel?

Da die Vergifteten nicht in der Lage waren, sich zu bewegen, musste ihnen das Zeug eingeflößt werden. Mipha drückte sogar Raisa ein Glas in die Hände. „Nur zur Sicherheit", fügte die Zora noch schnell hinzu. Etwas angewidert sah sie in das Glas. Diese grüne Pampe sah giftiger aus, als alle Getränke, die sie bei der Feier gesehen hatte. Wenn sie das heruntergeschluckt hatte, würde das Zeug auf schnellstem Wege wieder hinaus kommen. Aber gut... Sie kniff die Augen zusammen und schluckte das 'Heilmittel' in ein paar Zügen hinunter. Dabei und auch noch danach verzog sich ihr Gesicht und sie hatte das Bedürfnis ihren Mageninhalt zu entleeren.

„Medizin hilft ja bekanntlich, wenn sie nicht schmeckt", sagte Daruk in einem aufmunternden Ton. „Nicht schmecken ist kein Ausdruck", erwiderte sie lediglich. „Ich denke... Ich hoffe, dass dies nun das Ende dieses Spuks ist", sagte Mipha und ließ ihren Blick über die Patienten schweifen.
„Aber so wie du aussiehst, hat es wohl mehr geschadet, als geholfen", lachte Mipha leicht und Daruk klopfte Raisa auf den Rücken, wofür beide fast schon tödliche Blicke kassierten.
„Ist alles glatt gelaufen, Mipha?", fragte Zelda, die mit Link ebenfalls in das Krankenzimmer kam.

„Das will ich wohl hoffen."

Diese Stimme...ließ wohl jeden Recken Aufsehen. König Rhoam! Wie es die Etikette verlangte, was Raisa grade alles andere als angenehm empfand, knieten sich die Recken hin. Nur Zelda hatte das Recht stehen zu bleiben. „Nun?", fragte der König erneut.
„Ich... Ich hatte grade vor den Stand hinsichtlich dieser Sache zu überprüfen", sprach Zelda, die über das Auftauchen ihres Vaters mehr als überrascht zu sein schien. „Mit Verlaub, Eure königliche Majestät, ich habe das Heilmittel fertiggestellt und es den Betroffenen verabreicht. Die Wirkung wird sich in kürzester Zeit bemerkbar machen", sagte Mipha, wobei sie gar nicht unsicher klang, eher entschlossen und zuversichtlich.

„Das ist gut. Wir können uns einen derartigen Vorfall nicht leisten, wo schon genug andere Probleme vorliegen!" Diese anderen Probleme, von denen der König sprach, waren wohl die Wiederkehr der Verheerung und Zelda's Misserfolg in Bezug auf die Erweckung ihrer Kräfte.
„Ihr könnt euch nun wieder erheben", sprach der König mit fester Stimme. Raisa, wie auch die anderen Recken, mit Ausnahme von Urbosa, erhoben sich wieder. „Ich verlange von euch allen, dass ihr auf euch Acht gebt. Ihr tragt nicht nur die Verantwortung von eurem eigenen Wohl, sondern seid von höchster Wichtigkeit für den bevorstehenden Kampf und somit dem Weiterbestand von Hyrule. Oder glaubt ihr, ihr wurdet aus Spaß zu Recken ernannt und besitzt mit diesem Titel eine hohe Autorität und einige Vorzüge in diesem Land, weil ihr besser seid, als andere?"

Dem wagte niemand, auch nicht Raisa, obwohl sie das ein oder andere zu sagen hätte, entgegenzusetzen. Der König sah zu seinen Vasallen und schien mit dem Ausdruck zufrieden zu sein, den sie in ihren Gesichtern trugen. „Gut, ich denke, ihr habt verstanden", sagte er zum Schluss und verließ das Krankenzimmer wieder. „Ich denke, diese Zurechtweisung habt ihr mir zu verdanken. Tut mir echt leid", lachte Urbosa, als sie sich sicher war, dass der König nichts mehr davon hören konnte.
„Vielen Dank, da erweist man dem König seinen Respekt und führt jeden seiner Befehle bestens aus, um gut dazustehen und du zerstörst alles, weil du dich nicht im Zaum halten kannst", erwiderte Revali genervt. „Welchen guten Ruf könnte man denn bei dir zerstören?", fragte Raisa und grinste süffisant. Die anderen lachten bei der Frage leicht, besonders Urbosa, die sich ja aus allem einen Spaß machte. „Lacht über eure eigenen Witze", kommentierte Raisa das jedoch abschätzig.

„Einen besseren Ruf, als du ihm beim König besitzt", entgegnete Revali ihr. „Ich möchte euch ja ungern stören, aber ihr scheint vergessen zu haben, dass wir nicht unter uns sind", meldete Daruk sich zu Wort. Das zeigte Wirkung, denn sowohl er, als auch sie hörten auf mit... Nun, was auch immer daraus wieder geworden wäre. Fühlst du dich eigentlich schon besser, Urbosa?", fragte Mipha sanft die Gerudo. „Besser nicht, aber auch nicht schlechter. Ich denke, das Zeug wird schon helfen", antwortete Urbosa. Raisa ignorierte die weiteren Konversationen der Recken und ließ ihren Blick nach draußen schweifen. Es war ziemlich schnell dunkel geworden und in dieser Dunkelheit zurück zu Inazuma zu gehen, würde mit Sicherheit alles andere als angenehm werden. Keine Sterne am Himmel... Es war stockfinster. „Hörst du überhaupt zu, Raisa?", fragte Zelda sie plötzlich.
„Was ist?", fragte sie daraufhin genervt.  

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt