Sie wachte auf, als sie hinter sich Bewegungen spüren konnte. Noch mit verschlafenen Sinnen fragte sie sich, warum dem so war. Erst langsam kamen die Erinnerungen von der vergangenen Nacht zurück. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie sich grade an Revali lehnte und seine Wärme genoss. Der Gedanke war für sie nicht zum Aushalten!
Wie von der Tarantel gestochen, sprang sie auf und löste sich aus seiner... Umarmung. Oder was auch immer. Hoffentlich gab es in Hyrule Stadt einen Laden, der etwas verkaufte, was sie all dies hier vergessen ließ. Oder die Zoras machten etwas, die waren doch so spirituell. Egal was, etwas musste passieren, denn diese Erinnerungen wollte sie nicht mit ins Grab nehmen.
Sie sah zu Revali herüber. Dass er von all dem ebenfalls nicht angetan war, war nicht zu übersehen. „Wie spät es wohl sein mag?", fragte sie, um diese unangenehme Stille irgendwie zu unterbinden. „Sehe ich wie eine Uhr aus?", fragte er schroff. Wollte er Streit? Das wäre gut! Mit Streit konnte sie viel besser um, als mit dem von eben. „Also jetzt wo du es sagst... Wie eine Uhr vielleicht nicht, aber immer noch wie ein Vollidiot, du brauchst dir also keine Sorgen machen", gab sie genauso unfreundlich zurück. „Wie ich mir wünsche, du hättest diesen Sturz nicht überlebt." Wenn er wüsste, wie oft sie sich seinen Tod wünschte.
Dadurch, dass scheinbar die Sonne schien, kam etwas Licht in das Loch, in welchem sie sich befanden. Hell war es nicht grade, aber man konnte grade so alles sehen. Somit sah sie, dass ihre Hände den Sturz nicht gut überstanden hatten. Gespürt hatte sie dies schon zuvor, aber es mit anzusehen, war doch nochmal etwas anderes.
Wie wohl ihr Gesicht aussah? Mit Sicherheit fast genauso schlimm wie ihre Hände denn dort verspürte sie einen ähnlichen Schmerz.
„Es gibt zwei Möglichkeiten", fing Revali plötzlich an. „Entweder wir versuchen dort oben irgendwie durch das Eis und den Schnee zu kommen oder..." Er sah zu einem kleinen Loch in der Wand, durch welches man vielleicht grade so kam, wenn man hindurch kroch. Was dahinter war, lag wohl im Bereich des Ungewissen.
„Also der lichte und der dunkle Weg? Wir sollten den Dunklen nehmen", beschloss sie. Er verdrehte daraufhin die Augen. „Warum können wir nicht einmal den einfachen und sicheren Weg nehmen? Warum musst du alles immer so unnötig kompliziert machen?", fragte er.
„Instinkt. Erinnerst du dich noch an das letzte Mal? Du wolltest unbedingt den ausgeschilderten Weg nehmen und bist dabei in die Falle getappt. Ich hingegen bin meinem Instinkt gefolgt. Außerdem..." Sie schaute nach oben. „Ist es nicht offensichtlich, dass etwas passieren wird, sollten wir den 'sicheren' Weg nehmen?"
Seinen fragenden Blick zu Urteil hatte er keinen blassen Schimmer, worauf sie hinaus wollte. Dabei gab er sich doch immer als so schlau. „Du erinnerst dich an die Lawinen? Willst du mir allen Ernstes weismachen, dass es reiner Zufall war, dass von beiden Bergen gleichzeitig welche herunter kamen?" Jetzt wo er genauer darüber nachdachte... Seltsam war es zwar schon, aber vielleicht hatte die eine Lawine auch einfach die andere ausgelöst?
„Der einzige Weg zum Entkommen führte mich hier her. Streng mal deinen Gehirnkasten an! Wir sind in eine Falle getappt!", sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wer ist so bescheuert und errichtet so eine Falle an einem Ort wie diesen? Wo niemand hinkommt? Schau dir doch mal dieses Loch an! Da muss jemand Jahre für gebraucht haben", sagte Revali und zweifelte noch immer an ihrer These. „Und wenn dieses Loch hier schon war?" Dann war es immer noch unwahrscheinlich, dass jemand in den Bergen von Hebra drauf wartete jemanden zu fangen.
„Eine bessere Lösung haben wir nicht. Wenn du mich mit etwas anderem überzeugen kannst, nur zu", sagte sie. Da von dem Federvieh nichts kam, setzte sie ihren Plan in die Tat um. Ohne auf ihn zu warten, kroch sie durch das Loch. Sonderlich angenehm war dies nicht, aber ihr ging sowieso die ganze Mission dermaßen gegen den Strich. Zelda konnte sich auf etwas gefasst machen, wenn Raisa wieder in Hyrule Stadt war! Wenn sie jemals dorthin wieder zurückkam.
Sie befand sich in einen stockdunklen, nicht sonderlich großen Gang. Immerhin konnte sie aufrecht stehen. Aber wohin sie gehen würde, wusste sie nicht. Sie hörte das Rascheln der Federn von Revali hinter sich. War er ihr also doch gefolgt...
„Wer stellt so etwas her?", fragte sie. „Der Satz ist falsch. Die Frage sollte heißen, wer ein solches unterirdisches Tunnelsystem baut", korrigierte er sie. Dabei zeigte er natürlich auch noch, wie toll er doch war. Arroganz lass bitte nach.
„Spielst du dich jetzt noch als Lehrer auf oder was?", fragte sie. Einen genervten Unterton konnte sie sich dabei nicht verkneifen. „Du hättest auf jeden Fall einen Lehrer gebraucht, der dir mit den Zeigestöcken die Finger wund schlägt", gab er zurück. Wie schön, dass er ihre Frage ignorierte und weiter stichelte.
„Hey Drecksvieh, deine Augen sehen doch besser, als meine, nicht wahr?", fragte sie kurze Zeit später. „Warum?", fragte er skeptisch. Sie seufzte innerlich. Ein Einfaches ja oder nein hätte es auch getan.
„Ich frage mich nur, warum ich hier vorgehen muss, wenn du doch im dunklen besser siehst!" Er schnaubte daraufhin. „Weil du unterbelichtet bist und dir jegliche Intelligenz zum Nachdenken fehlt." Nun, irgendwie hatten sie es dann doch geschafft zu tauschen. Sie fand es zwar nicht toll, ihm folgen zu müssen, aber auch sie musste sich eingestehen, dass es sinnvoller war.
Während sie ihm also hinterher ging, fragte sie sich still und heimlich, warum der Streit der beiden sich immer weiter vertiefte. Klar, sie konnten sich nicht ausstehen, aber ihre gewöhnlichen Streitereien hörten immer nach einiger Zeit auf. Schließlich waren sie keine kleinen Kinder mehr. Wobei, bei Revali war sie sich nicht so sicher.
Der Streit diesmal war aber anders. Er hörte nicht mehr auf. Ihre Vermutung war, dass dies von dem komischen Morgen resultierte. Na ja, aber Streit war ihr lieber als solche Situation, wie beim Aufwachen. Mit Streit konnte sie einfach um.
Der Weg durch diesen Tunnel führte weiter in die Tiefe. Berg abwärts gehen, war immer noch angenehmer, als das Gegenteil. Und, was ihr erst jetzt auffiel: es war gar nicht mehr so kalt. Dabei sollte man meinen, dass es hier unten kälter war, als oben. Nun, angenehm war es immer noch nicht, aber verglichen mit der Hölle oben... War dies hier besser.
„Sollten wir hier bald auf eine Sackgasse treffen, bring ich dich um, Raisa", fing Revali mit dem drohen an. „Stell dich nicht so an. Du bist schlimmer als Zelda", gab sie gereizt zurück. Sie empfand es auch nicht als Bereicherung die gesamte Zeit in diesem dunklen, engen Tunnel herumzulaufen, aber wenigstens heulte sie nicht so rum wie ein gewisser jemand. Und dieser gewisse jemand konnte auch nichts anders als Schnauben, wenn ihm nichts mehr einfiel.
Sowohl Raisa als auch Revali konnten am Ende des Tunnels Licht ausmachen. Es war nicht mit Tageslicht zu vergleichen, aber besser als nichts. Und als sie aus dem Tunnel heraus kamen, trauten sie ihren Augen kaum.
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...