36. Konfrontation

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  Das Ereignis aus den Verlorenen Wäldern war nicht vergessen. Selbst dann nicht, als Raisa in Schloss Hyrule mit den anderen Recken und Zelda an der Tafel des Königs saß. Die Worte des Deku Baumes hatten alte Wunden aufgerissen und diese schmerzten... Selbst bei einer Person wie Raisa.
Aus diesem Grund sprach sie nicht, noch weniger als sonst, und würdigte auch niemanden eines Blickes. Wie gerne sie sich zurückziehen würde, doch der König Hyrules machte ihr da einen Strich durch die Rechnung. Und dann war er selbst noch nicht einmal anwesend.


Sie und die anderen Recken waren mal wieder ins Schloss eingeladen. Dieses Mal zum Abendessen. Und obwohl Raisa solche Anlässe eigentlich immer mit nahm, immerhin gab es etwas umsonst, war sie dieses Mal alles andere als begeistert. Verständlicherweise.
Die nervigen Blicke der anderen, die hin und wieder auf ihr ruhten, machten das Ganze auch nicht besser. Und im Allgemeinen war die Stimmung in diesem Saal auch alles andere als wünschenswert.


„Habt ihr schon gehört? Den Forschern ist es endlich gelungen die Wächter zu reaktivieren", sagte Zelda. „Das ist gut. Immerhin eine positive Nachricht", sagte Urbosa, die wahrscheinlich die einzige war, die Zelda Gehör schenkte. Aber auch danach herrschte wieder Stille. Zelda, stur wie sie war, wollte aber nicht aufgeben und versuchte weiter die anderen Recken ins Gespräch zu bekommen. „Warst du in den Verlorenen Wäldern eigentlich erfolgreich?", fragte sie Raisa.


In diesem Moment fielen ihr unsagbar viele Methoden ein, wie sie Zelda umbringen könnte. Warum um alles in der Welt musste Zelda grade mit diesem Thema anfangen?! Wo sie doch dabei war alles was dort passiert war zu vergessen. „Du warst in den Verlorenen Wäldern? Das ist kein Ort für ein Mädchen", sagte Daruk überrascht. „In diesen Wäldern herrscht eine düstere Stimmung, schlimmer als jeder Fluch", fügte er noch hinzu. „Wenn auf diesen Wäldern ein Fluch liegt, dann hat dieser mehr angst vor ihr, als sie vor ihm", sagte Zelda belustigt.
„Ich sitze hier, unversehrt. Von daher ist es mir egal, was mit diesen Wäldern ist", sagte Raisa desinteressiert. Sie erwartete eigentlich, dass das Federvieh noch irgendeine dumme Bemerkung von sich gab, doch es kam nichts. Er benahm sich sowieso seltsam. Wie auch immer, das konnte ihr ja egal sein.


„Was hast du in dort gesucht?", fragte Mipha. „Nichts", antwortete Raisa knapp. Unglauben herrschte nun in den Saal. Niemand ging in die Verlorenen Wälder und suchte dort nach nichts. Da war die Wahrscheinlichkeit, dass man in dem Krater vom Todesberg nach Erz suchte noch höher.
„Sie wollte dort den-",fing Zelda an, wurde aber sogleich unterbrochen, da Raisa auf den Tisch schlug und das gesamte Geschirr zum Klirren brachte. „Untersteh dich", war alles, was sie dazu sagte.


Ihr Blut kochte förmlich vor Wut. Was fiel Zelda ein hier einfach Dinge aus dem Nähkästchen zu plaudern, die niemanden etwas angingen. Sollte sie ebenfalls etwas Derartiges machen? Raisa konnte auf die Götter schwören, dass sie Zelda in eine noch unangenehmere Situation bringen konnte.
Aber dazu fehlten ihr die Nerven und die Lust. Was sie wollte, was einfach nur weg. Weg von allem hier.


Somit stand sie auf und verließ den Saal. „Warte! Ich...", hörte sie Zelda noch rufen. Aber das nützte der Prinzessin nichts mehr. Sie hatte den Saal bereits verlassen und war auf kürzestem Wege dabei das Schloss zu verlassen.
Nun, ihre Traurigkeit war sie jetzt zwar los, aber Wut war auch keine bessere Lösung.


Als sie aus dem Inneren von Schloss Hyrule draußen war, atmete sie erstmal tief durch. Die frische Luft würde ihr schon guttun, zumindest hoffte sie das. Vor dem Schloss erstreckte sich ein Geländer, an welchem sie sich mit dem Ellenbogen abstützte. Mit ihren Händen fuhr sie durch ihre Haare. Selten war sie so aufgewühlt, weshalb sie damit auch nicht umgehen konnte. Und was sie dagegen tun konnte, wusste sie auch nicht. Kurz: Sie war ratlos.


„Du kannst ja ganz schön wütend werden. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut." Sie stöhnte genervt auf, als sie diese leider zu bekannte Stimme wahr nahm. „Verkriech dich in dein schäbiges Nest zurück und lass mich in Frieden. Deine Visage ist die letzte, die ich jetzt sehen will", sagte schroff und rührte sich immer noch nicht. Sie verharrte immer noch so auf an dem Geländer.
Revali verschränkte die Flügel vor der Brust und beobachtete sie. Raisa merkte, dass er nicht von dannen zog und drehte sich zu ihm um. „Hast du was an den Ohren? Ich habe gesagt, dass du verschwinden sollst!" Er schnaubte nur. „Verschwinde du doch", sagte er.


Raisa nahm ihm beim Wort und ging zu den Treppen. Für ihn verlief das allerdings nicht so wie geplant, also musste er sich was einfallen lassen, was sie dazu brachte zu bleiben. „Du siehst ziemlich traurig aus", sagte er belustigt. Dass er damit eigentlich voll ins Schwarze traf, wusste er nicht.
Raisa hingegen hatte das Gefühl, dass ihr Herz stehen blieb. Sie hatte so verbittert darauf geachtet, dass niemand etwas davon mit bekam und scheinbar konnte sie ihre Maske doch nicht aufrechterhalten. „Ich und traurig? Du spinnst doch!" Sie lachte leicht und drehte sich wieder zu ihm um. „Als hätte ich einen Grund traurig zu sein? Wohl eher um wütend zu sein", fügte sie noch hinzu, in der Hoffnung, dass er seine Vermutung als lächerlich empfand und aufhörte rum zu fragen.


Allerdings lag sie falsch. Sie schien ihn noch zu bekräftigen. „Hat das etwas mit den Verlorenen Wäldern zu tun?" Hatte er sie verfolgt oder war er grade am Raten? „Nein", sagte sie emotionslos, um es ernst klingen zu lassen. „Mich beschleicht das Gefühl, dass du mich anlügst", sagte er. Tatsächlich hatte er keine Ahnung von dem, was sich in den Verlorenen Wäldern abspielte. Die Tatsache, dass sie aber auf seine Behauptungen ansprang, zeigte ihm, dass da doch mehr hinter steckte. „Dann sollte dich auch der Gedanke beschleichen, dass du ein hirnverbrannter Trottel bist."


So standen die beiden Recken auf dem Platz vor dem Schloss. Beide hatten die Arme vor der Brust verschränkt und beide schauten sich mit hasserfüllten Blicken an. Für die Soldaten war dies ein amüsantes Specktakel. Zwei der hochgepriesenen Recken, die sich hier gegenseitig Dinge an den Kopf warfen.


„Ich denke immer noch, dass ich im Recht bin", sagte Revali. Raisa schnaubte und wand sich von ihm ab, lehnte sich erneut an das Geländer. „Denk doch, was du willst", sagte sie desinteressiert. Wenn sie mit Beleidigungen nicht weiter kam, dann vielleicht, wenn sie so tat, als würde sie das Ganze nicht interessieren. Immerhin war das Federvieh einfach gestrickt, irgendwie würde sie ihn schon überlisten können.


„Ich dachte du wolltest gehen?", sagte er. „Oder willst du nicht, weil es sonst zu einsam wird?", fragte er belustigt. „Einsam... Das muss ich mir grade von dir sagen lassen. Du lebst doch selbst allein", konterte sie. „Du hast weder Familie noch Freundin, also sag mir, woher nimmst du dir das Recht dich über mich lustig zu machen, wenn es bei dir dasselbe ist?"


Revali's Grinsen verschwand. „Im Gegensatz zu dir hatte ich wenigstens Eltern, mit denen ich zusammen lebte." Hatte sie grade richtig gehört? „Hatte?", harkte sie nach. „Meine Eltern, welche mich liebten und nicht aussetzten", fing er an. Sie verdrehte daraufhin die Augen. Wie schön, dass er darauf noch einmal herum ritt. „Sind schon seit langer Zeit nicht mehr unter den Lebenden", vollendete er seinen Satz. Er wusste nicht, warum er ihr dies erzählte. Das kam einfach so. Jedes Kind mit guten Eltern wollte diese doch in Schutz nehmen.


„Ich habe dir nun etwas über meine Eltern erzählt. Wo bleibt dein Sinn, wenn es darum geht jemanden nicht etwas schuldig zu sein, Raisa?" Er nutzte diese Situation natürlich direkt aus. „Warum sollte ich dir wegen so etwas, etwas schuldig sein? Bist du von allen guten Geistern verlassen?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich warte." Er ging auf ihre Gesagtes gar nicht ein.


„Du bist ein verdammter Bastard! Gnade dir Hylia, wenn du irgendeine dumme Bemerkung machst, dann bring ich dich hier und jetzt um!"

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt