Es war ein recht kühler Tag. In Hyrule Stadt versammelten sich viele Jungen und Mädchen am Zentralplatz. Das Alter und die Herkunft waren egal. Einige kamen aus guten Häusern, einige aus gewöhnlichen, andere aus schlechten und dann gab es noch jene, die gar kein Zuhause hatten. Aber den versammelten Kindern wurde gar keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Die volle Aufmerksamkeit hatten zwei junge Mädchen, die in der Mitte des Platzes gegen zwei Jungen einen Schwertkampf ausführten. Und diese Mädchen waren den Jungen trotz ihres gewaltigen Altersunterschieds deutlich überlegen.
„Wer sind die beiden?", flüsterte ein Kind zum anderen. „Ich glaube, sie sind Straßenkinder", kam die Antwort. „Das sind Monster! Die gewinnen sogar gegen Soldaten und dabei sind die nicht viel älter als ich!"
Überall wurde getuschelt, doch die beiden jungen Kämpferinnen interessierte das nicht. Sie schafften es die beiden Knappen mit Leichtigkeit zu besiegen.
„Weiß jemand wie die beiden heißen?" Kurz herrschte Stille bei den Zuschauern. „Raisa und Seina", kam nach einiger Zeit die Antwort.
„Ihr betrügt! Als wenn es keiner schafft euch zu besiegen!", beschuldigten die Knappen die beiden Mädchen. „Wir können auch nichts dafür, dass ihr einfach schlecht seid", sagte Raisa übermütig und warf ihr dunkles Haar zurück. Seina lachte daraufhin auf. „Gib nicht so an!", tadelte sie ihre beste Freundin. „Du gibst doch selbst immer an", konterte sie.
Man konnte nicht glauben, dass die beiden Mädchen mit ihren dreizehn, fast vierzehn Jahren schon solch ein Händchen für den Schwertkampf hatten. Zumal sie eben auch Mädchen waren.
„Uh Raisa, die Soldaten kommen!", rief Seina. Die beiden Mädchen bahnten sich ihren Weg durch die Massen von Kinder und rannten zurück in ihr Viertel der Stadt. Dicht gefolgt von den Soldaten. „Sind sie immer noch da?", fragte Seina. „Mach doch deine Augen auf, ja verdammt!", rief Raisa zurück.
Da die beiden geübt im Weglaufen waren, fiel es beiden nicht schwer den Soldaten zu entwischen. „Ich sag es dir ja, die sind immer noch wütend, weil wir die Schwerter gestohlen haben!" Raisa verdrehte die Augen. „Manchmal muss man eben Opfer bringen. Wenn wir keine Schwerter gestohlen hätten, würden wir immer noch mit Stöckern kämpfen", sagte sie und ging weiter durch die Straßen.
„Du hast den einen ganz schön schnell platt gemacht Raisa, du bist wirklich begabt." Diese rollte nur mit den Augen. „Wir Seina, wir haben die schnell platt gemacht", korrigierte sie ihre beste Freundin. „Ich mach keinen Hehl daraus, dass du die deutlich bessere von uns beiden bist", beharrte Seina auf ihre Aussage. „Rede keinen Stuss. Alles was wir erreicht haben und erreichen werden, haben wir zusammen erreicht."
In letzter Zeit war Seina ein wenig seltsam. Sie drängte Raisa quasi in die Rolle der 'Besten'. Dabei wollte Raisa dies gar nicht. Unter Freunden gab es nicht den Besten. Alle waren ihrer Meinung nach gleich.
„Endlich da!" Seina ließ sich auf den Platz nieder, wo sie und Raisa lebten. Er war in irgendeiner der Straßen von Hyrule Stadt. „Ich hab Hunger. Raisa gehst du heute klauen?", fragte sie und sah bettelnd zu ihrer Freundin auf. „Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich das langsam satt. Ich habe das die letzten drei Wochen gemacht. Du bist endlich wieder dran!"
Seina wollte grade etwas erwidern, da fing sie plötzlich an zu husten. Es war kein Husten, der kam, wenn man sich verschluckte. Es war ein solcher, den man hatte, wenn man krank wurde.
„Hör auf mich zum Narren zu halten, Seina. Du weißt, über sowas macht man keine Witze." Was Raisa meinte, war die Tatsache, dass man über das Kranksein keine Witze machte. Wer auf der Straße lebte und krank wurde, war so gut wie tot. Zudem war fast Winter und es wurde langsam aber sicher kalt.
„Tut mir leid, ich ärgere dich nur so gerne", antwortete Seina und lächelte. Was Raisa nicht wusste, es war ein aufgesetztes Lächeln.
„Wir haben große Pläne", fing Raisa an. „Wenn wir erstmal groß sind, dann verlassen wir Hyrule Stadt und schließlich ganz Hyrule. Wir schauen uns die Welt an und kämpfen uns durch alles durch. Und irgendwann sind wir so gut, dass sogar unser Traum erfüllt werden kann, nicht wahr?"
Seina setzte sich auf. „Du wirst dich glaub ich nie ändern. Ehrgeizig, stur und zielstrebig wie eh und je. Kam dir nie in den Sinn, dass unser Traum ganz leicht platzen könnte?"
Raisa verschränkte die Arme vor der Brust. „Was soll uns schon passieren? Wir sind unschlagbar. Und unzertrennlich." Das Mädchen mit dem kupferblonden Haar schüttelte den Kopf. „Raisa es gibt Dinge, die kann man nicht verhindern, egal wie vorsichtig oder gut man ist! Es gibt Wesen, die weitaus höher sind als wir und über unser Schicksal bestimmen!"
Raisa verstand nicht, warum ihre Freundin so wütend reagierte. „Es gibt keine Götter!", zischte die Braunhaarige. „Götter sind fair und helfen Menschen, denen Unrecht getan wurde. Schau uns an! Wurde uns geholfen?!"
Seina seufzte und wandte ihren Blick ab. „Nein." Im Gegenteil, fügte sie noch in Gedanken hinzu. „Ich versteh schon. Du willst, dass ich klauen geh. Die Konversation hättest du dir sparen können, ich geh ja schon." Damit ging Raisa los und ließ ihre Freundin zurück.
Ihre Freundin... Das Mädchen, welches Seina still und heimlich Tag für Tag belog, damit Raisa sich nicht sorgen musste. Jedes Mal, wenn sie gefragt wurde, ob es ihr gut ging, log sie. Seina machte keine Witze über das Kranksein, sie war es wirklich. Wie lange schon wusste sie nicht.
Aber die Tatsache, dass der Winter kam und die Tatsache, dass ihr niemand helfen würde, hatten sie bereits dazu gebracht, abzuschließen. Ihr Körper schmerzte bereits, doch sie versteckte es so gut es ging. Nur damit Raisa sich keine Sorgen machen musste.
Alles, was sie in ihrer letzten Zeit noch tun wollte, war Raisa auf ein Leben ohne sie vorzubereiten. Deshalb machte sie die gesamten versteckten Anspielungen, doch es brachte nichts. Raisa hängte ebenso sehr an ihr, wie sie selbst an Raisa.
Auch wenn Raisa nicht an die Götter glaubte, Seina tat es. Jeden Abend, wenn ihre beste Freundin bereits schlief, betete sie, dass Raisa ein langes und gesundes Leben haben würde. Und was auch kommen möge, sie sollte steht's glücklich sein.
Auch wenn sie nicht alle Zeit zusammen sein konnten. Das Leben musste weiter gehen, ihr Leben musste weiter gehen! Das war alles, was Seina sich noch wünschte. Eine Zukunft für Raisa.
Ich hatte keine Ahnung, wie schlecht es meiner besten Freundin, meinem zweiten Ich ging. Während ich mir nur Sorgen über die Zukunft machte, bemerkte ich gar nicht, dass sie mich Tag ein Tag aus anlog. Ich wünschte, ich wäre nicht so oberflächlich und egoistisch gewesen. Ich hätte alles noch grade biegen können, wenn ich es zur rechten Zeit bemerkt hätte. Ich...war so dumm. Ich habe unsere Zukunft zerstört, weil ich einfach nicht bemerkt hatte, was vor sich ging. So viele Anspielungen hatte sie gemacht, aber ich war zu dumm um es zu begreifen!
Seina.... Es ist meine Schuld, dass du gestorben bist. Es hätte mich egoistische Person treffen sollen und nicht dich. Ich wünschte, ich könnte die Dinge ungeschehen machen oder verändern... Doch die Vergangenheit kann nicht verändert werden, auch wenn es der tiefste Wunsch meines Herzens ist.
Ich hoffe, dass du dort wo du jetzt grade bist noch einmal ein Leben leben kannst. Ohne mich egoistische Person...ohne Leid. Und ich hoffe, dass du glücklich bist. Vergib mir bitte.
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...