46. Ein kleiner Schwertkampf

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  Die Zeit in der Gerudo Wüste war vorbei. So abrupt endete sie allerdings nur, weil Zelda Raisa mal wieder durch Hyrule scheuchte. Sie sollte zum alten Festplatz kommen, warum erwähnte Zelda allerdings nicht. Oder besser gesagt: der Botschafter, welcher die Nachricht überbrachte, konnte ihr darauf keine Antwort geben.
Eigentlich würde Raisa diese Aufforderung gekonnt ignorieren, jedoch hieß es, dass Zelda etwas für sie habe. Ob dies nun positiv war oder nicht würde sich bald herausstellen. Wenn sie sogar ehrlich war, dann kam ihr dies auch ganz gelegen, sie hatte sowieso nichts zu tun.
Das hieß jetzt nicht, dass sie gerne arbeitete und schon gar nicht für Zelda, aber die Zeit tot schlagen, in dem man Schäfchen zählte, war definitiv nicht besser.


Mit dem schwarzen Hengst, den Zelda ihr überlassen hatte, ritt sie über die Ebene von Hyrule. Der alte Festplatz lag südlich von Schloss Hyrule. Es war der Platz, an welchem sie den Recken zum ersten Mal begegnet war. Wenn man es sich so recht überlegte, dann hatte sie sich seit diesem Tag stark verändert. Ob nun ins Positive oder Negative sei offen dahingestellt. Fakt war, dass sie nun anders war. Die Raisa von damals existierte nicht mehr.
Die jetzige... Konnte schon eher mit den anderen umgehen. Vermutlich, weil sie wusste, wie diese tickten. Und das Bild von der Welt, welches sie sonst immer hatte, hatte sie auch etwas verändert. Diese Welt war immer noch grausam, keine Frage. Aber ihr Groll und ihr Hass gegen diese Welt, sie hatte ihn in der letzten Zeit so gut wie vergessen, als hätte es ihn gar nicht gegeben.
Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann war der Hass gar nicht mehr so groß. Ja, so war es besser, als wenn sie lügen würde.


Und das sagte oder dachte, die Frau, welche vor Urbosa sagte, dass ihr das Wohlbefinden dieses Vogels egal war. Dabei hatte sie ihm bereits ein paar Mal geholfen – widerwillig, unfreiwillig, gezwungenermaßen. Wie auch immer, dies war ihr erst später in den Sinn gekommen und auf die Nase binden, wollte sie das Urbosa nun auch nicht.


Während des Rittes konnte sie den Festplatz bereits in der Ferne ausmachen. In wenigen Minuten wäre sie dort. In wenigen Minuten würde die Hölle namens Zelda losgehen. Wie konnte eine einzelne Person nur so anstrengend sein? Na ja, sie kannte zwei davon. Die andere Person hörte auf den Namen Revali.


Als sie angekommen war, stieg sie vom Pferd und ging auf den Platz. Zelda sah sie nicht, aber ihren Leibwächter, Link. „Solltest du als Leibwächter von Zelda nicht bei ihr sein? Wo ist sie?", fragte sie ihn. „Zelda ist dort vorne", sagte Link und zeigte in die Richtung, in der sich Zelda befand. Raisa's schaute in besagte Richtung und tatsächlich, da war die Prinzessin.
Zelda hatte sich hingekniet und war mit ihrem Gesicht nur wenige Zentimeter über dem Boden.
„Hast du neue Vorlieben?", rief Raisa der Prinzessin zu, diese zuckte zusammen. „Ich forsche grade! Hier ist ein Exemplar der Maxi-Echse, eine sehr seltene Echsen-Art", rief sie verärgert zurück. Raisa verschränkte daraufhin die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, du bist mit dem Kopf ein paar Mal zu oft auf den Boden gefallen", erwiderte sie. Daraufhin stand Zelda schnaubend auf und kam auf die beiden Recken zu.
„Erspar' mir deine Predigten, du weißt, mir ist es egal." Noch bevor Zelda irgendetwas sagen konnte, warf sie dies dazwischen.


„Sag mal, frierst du nicht?", fragte Zelda dann etwas vollkommen anderes, als Raisa erwartet hatte. „Es ist sehr kalt geworden, du solltest die etwas warmes-" Die Prinzessin stoppte, als sie Raisa's tödlichen Blick sah. „Ach vergiss es, kommen wir zum Wesentlichem." Das war auch besser für Zelda. Nicht, das noch ein Unglück passierte.


„Also Raisa, ich habe dich herkommen lassen, weil ich etwas sehen wollte", sagte Zelda.
„Ich dachte, ich bin her zitiert worden, weil du etwas für mich hast, Zelda", warf sie dazwischen.
„Nun, alles zu seiner Zeit." Das war ja zu erwarten. „Raisa, ich möchte, dass du gegen Link einen Schwertkampf ausführst." Raisa und Link schauten beide die Prinzessin an, als hätte diese eine geistige Behinderung.
„Ich glaube, ich habe dich missverstanden. Nochmal." Raisa knurrte fast schon. „Ich forsche grade an etwas. Und ihr seid meine Testobjekte, ich brauche euch dafür", verkündete Zelda fast schon fröhlich.


Jetzt reichte es. Ihr Geduldsfaden war endgültig gerissen. Lange Zeit hatte sie alles Mögliche über sich ergehen lassen... Anfangs, weil sie in Zelda's Schuld stand, aber selbst danach hatte sie noch bei einigem mitgemacht. Aber jetzt war Schluss. Zelda hatte den Bogen überspannt und war einmal zu viel über die Grenze überschritten.
Raisa packte Zelda am Kragen und zog sie vor ihr Gesicht. Link, welcher das beobachtete, wollte selbstverständlich eingreifen. Immerhin war er Zelda's Leibwächter, es war seine Aufgabe die Prinzessin zu beschützen, aber da hatte er ohne Raisa abgerechnet!
„Krieg dich ein, Kleiner! Ich lass sie am Leben und wenn sie Glück hat, bleibt sie bei Bewusstsein. Ich glaube langsam, unser Prinzeschen merkt nicht mehr, wie sehr sie den Bogen überspannt. Ich weiß ja nicht, wie du ihre Allüren aushältst, aber ich lasse das nicht mit mir machen." Ihre goldenen Augen funkelten ihn wütend an.
„Und nun zu dir. Erinnerst du dich, Zelda? Am Tag der Recken sagtest du, dass wir quitt wären. Und dennoch zitierst du mich immer und immer wieder zu dir, damit ich irgendetwas mache. Zelda, ich bin dir nichts mehr schuldig und auf deinen Titel als Prinzessin gebe ich nichts. Und deshalb sei dir bewusst, dass ich nicht davor zurückschrecke dir weh zu tun. Sehr weh zu tun."


Sie ließ Zelda los, woraufhin diese überrascht ein paar Schritte zurück ging. Niemand sagte auch nur ein Sterbenswörtchen. „Wenn das alles ist, dann gehe ich jetzt." Raisa wand sich ab. Zelda hingegen gestikulierte zu Link, dass er etwas machen sollte. Und das tat er auch.
Er zog, auf Zelda's Wunsch hin, das Master Schwert. Raisa, welcher das selbstverständlich nicht verborgen blieb, drehte sich um. „Wenn du herausgefordert wirst, sieht das doch schon anders aus, oder? Ich bitte dich, nur ein Kampf!", flehte Zelda schon fast.
Ein genervtes Seufzen konnte Raisa sich nicht verkneifen. Wie konnte man nur so nerven?


„Du sagtest, dass etwas für mich dabei herausspringt, richtig? Bevor du mir weiter auf die Nerven gehst, mache ich es", sagte sie gereizt. Sie zog ihr Schwert und ging auf Link zu. Blieb zu hoffen, dass ihr Schwert dem Bannschwert standhalten konnte.


Zelda ging von dem Platz und schaute gespannt von der Seite zu. Da Raisa und Link nach den alten Traditionen kämpften, kreuzten sich ihre Klingen einmal, bevor sie wirklich anfingen zu kämpfen. Und zu ihrer Überraschung empfand Raisa den Schwertkampf als ziemlich gewöhnlich. Link war ein guter Schwertkämpfer, keine Frage, aber verglichen mit dem Moldora-Kampf war dieser nichts. Zudem hatte sie von dem Bannschwert irgendwie mehr erwartet. Ihres Erachtens nach war es wie ein gewöhnliches Schwert.


Er konterte einige Male gut, aber da Raisa nun mal eine unglaubliche schnelle Schwertkämpferin war, brauchte sie sich keine Gedanken zu machen. Ach ja, sie hatte nicht vor ihre Fähigkeit einzusetzen. Zum einen war sie sich gar nicht sicher, ob dies funktionieren würde, zum anderen wurde dieser Kampf streng von Zelda beobachtet. Und das letzte was sie gebrauchen könnte, wäre eine Zelda, die herausfindet, dass sie eine Fähigkeit besaß.


Sie wich einem seiner Hiebe aus und konterte sogleich. Wie erwartet parierte er ihren Hieb. Unterdessen fiel Raisa ein, an was für eine Art von Schwertkampf dieser sie erinnerte. Er kam Training gleich. Ein stink normaler Trainings-Schwertkampf!
Aber was sollte man auch groß erwarten, wenn keiner von beiden sich wirklich Mühe gab. Würden beide Ernst machen, bestand die potenzielle Chance, dass sich beide ernsthaft verletzen könnten.


„Das hört ja niemals auf", hörte Raisa Zelda rufen. Was bildete sich dieses Weib eigentlich ein? Erst besaß Zelda die Dreistigkeit sie wegen einer solchen Kleinigkeit herzurufen, wofür sie durch ganz Hyrule reiten durfte, und dann beschwerte sie sich auch noch!
„Ihr könnt aufhören. Ich habe, was ich brauche", rief die Prinzessin. Raisa steckte daraufhin ihr Schwert ein und wand sich zu Zelda. „Ich will jetzt meinen Lohn", sagte sie direkt und schroff.
„Ehm... Es ist eher eine Beichte", murmelte Zelda. „Ich habe es gewusst, es war absehbar. Deshalb bin ich nicht einmal überrascht. Aber was soll's, solange ich nicht mit dem Federvieh auf Mission muss", sagte sie schließlich. Als sie dann aber in Zelda's unschlüssiges Gesicht sah, entglitten ihr die Gesichtszüge. Wenn sie das wagte...



„Also Raisa, herzlichen Glückwunsch. Du gehst auf eine Mission – mit Revali."
Nicht schon wieder...

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt