In der Ferne konnte Raisa bereits den riesigen Löwen ausmachen. Ihr Titan, Vah Inazuma, war nicht mehr weit. Endlich war sie wieder zurück. Sie war etwa drei Tage unterwegs gewesen und Pause hatte sie kaum gemacht. Das alles hatte sie nur für diesen Moment auf sich genommen.
Eigentlich sollte sie ja den letzten Recken, Zelda's Leibwächter aufsuchen, doch dies ließ sie ausfallen. Ihrer Meinung nach hatte sie weitaus wichtigere Dinge zu erledigen, als zu einem weiteren Spinner zu gehen, der mit irgendetwas Tollem angeben würde. Nachdem die Sache mit dem Federvieh eskaliert war, brauchte sie wirklich keine Begabungen mehr von irgendwen zu sehen.
Inazuma legte sich hin und gewährte Raisa somit den Eintritt. „Ich bin zurück, Inazuma", sagte sie fast schon euphorisch. Ohne große Umwege ging Raisa zur Steuerungseinheit ihres Titanen. Ihre Hand legte sie auf das kleine Podest. Nun hatte sie die volle Kontrolle über Inazuma.
Es fühlte sich so an, als wäre ihr Geist mit dem Titanen verbunden. Seine Bewegungen konnte Raisa mit ihren Gedanken steuern. Es war einfach unglaublich, was die Shiekah damals erschaffen hatten.
Die Titanen, die sie erbauten...das waren nicht einfach nur Kriegsmaschinen in Tiergestalt. Sie waren viel mehr. Mithilfe ihres Piloten waren sie wie Lebewesen. Die Recken gaben den Titanen die Seele, die ihnen fehlte.
Man hatte ihr erzählt, dass es viel Übung und Training erforderte, dies mit seinem Titanen zu schaffen. Doch Raisa konnte es fast mühelos. Sie verstand ihren Titan und ihr Titan verstand sie. Was brauchte es also mehr?
„Hier steckst du! Ich war schon kurz davor Soldaten nach dir ausschicken zu lassen!" Raisa drehte sich abrupt um und entfernte ihre Hand von der Steuerungseinheit. Zu sehen waren Zelda und Link. „Was macht ihr hier?", fragte Raisa in ihrem schroffen Ton. „Das könnte ich dich auch fragen. Habe ich dir nicht eine Aufgabe gegeben?" Zelda war heute ziemlich bissig, weshalb Raisa nur die Augen verdrehte. „Die anderen Recken haben mir schon deren wundervollen Begabungen unter die Nase gerieben. Ein fünftes Mal brauche ich das nicht." Raisa wand sich von der Prinzessin ab.
„Wohlmöglich würdest du es zeitig nun eh nicht mehr schaffen" Da wurde Raisa hellhörig. Warum sollte sie keine Zeit haben? Misstrauisch schaute sie nun doch wieder zu Zelda herüber. Sie wollte eine Antwort. Jetzt!
„Du weißt was morgen ist?", fragte Zelda. Raisa überlegte kurz. Ihr Geburtstag war es nicht und der, der Prinzessin auch nicht. Da es noch Herbst war, stand Neujahr auch nicht in Frage. Somit zuckte sie mit den Schultern. Scheinbar war es nichts Wichtiges.
„Morgen ist der Tag der Recken", klärte Zelda sie auf. Der Tag der Recken? Davon hatte Raisa noch nie etwas gehört. „Was soll das sein?", fragte sie. Zwar hatte Raisa eine grobe Vorstellung, dennoch wollte sie von Zelda nun eine genaue Erklärung.
Zelda hingegen stöhnte nur genervt. „So manches Mal frage ich mich, ob du auf den Kopf gefallen bist. Morgen vor genau einem Jahr wurden die Recken ernannt. Zur Feier dieses Anlasses seid ihr alle von meinem Vater ins Schloss eingeladen worden."
Raisa stand einen Moment lang stumm da, ehe sie anfing zu lachen. Es war diesmal ein spöttisches Lachen. „Erwecke ich in irgendeiner Art und Weise den Eindruck, dass ich an die Tafel eines Königs gehöre?", fragte sie, noch immer leicht lachend. „Ich hoffe nicht", fügte sie noch hinzu.
„Nein, genau das tust du nicht! Aus diesem Grund bin ich hier. Wir beide treffen uns morgen um zehn Uhr am Zentralplatz von Hyrule Stadt. Und sei pünktlich!", sagte Zelda.
Ob sie nun eine Prinzessin war oder nicht, Raisa war das egal. Wenn ihr jemand auf die Nerven ging oder etwas tat, was ihr missfiel, dann sagte sie das. „Du kannst mich nicht herum scheuchen wie einen Köter! Wenn ich sage, dass ich nicht zum Recken Tag, oder was auch immer, gehe, dann meine ich das auch so. Da kannst du dich quer stellen, wie du möchtest. Hinzu kommt, ich bin erst seit kurzem ein Recke. Das bedeutet, meine Jahresfeier zieht sich noch ein bisschen hin."
Zelda drehte sich wütend zu Raisa um. „Du bist diejenige, die mir etwas schuldet. Und solange du deine Schuld nicht beglichen hast, wirst du tun was ich sage."
Wut. Unsagbare Wut stieg in Raisa auf. Es ging ihr so gegen den Strich, dass Zelda sich darauf ausruhte, dass sie ihr etwas schuldete. Seitdem durfte sie alles tun, was Zelda von ihr verlangte. Und das alles nur wegen einer kleinen Sache aus der Vergangenheit.
„Das ist das letzte Mal Zelda. Das letzte Mal verstanden?! Beim nächsten Mal wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein." Zelda grinste daraufhin siegessicher. „Dann bis morgen. Und vergiss nicht: Pünktlichkeit ist eine Tugend der Recken!", rief Zelda ihr zu.
Verschwinde endlich aus meinem Titan, dachte sich Raisa hingegen.
Nachdem Zelda mit Link endlich das Weite gesucht hatte, befahl sie Inazuma sich wieder aufzurichten. Einen weiteren ungebetenen Gast brauchte sie nicht.
„Inazuma..., wenn wir beide Zelda überstehen, kann die Verheerung Ganon doch erst gar nicht so schlimm werden, nicht wahr?" Raisa begab sich in den Kopf ihres Titanen und blickte zu Schloss Hyrule, dem Wahrzeichen des gesamten Königreiches.
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, während sie auf das Schloss starrte.
Für einen kurzen Moment sah sie es, brennend im düsteren Schleier ummantelt, während Hyrule Stadt niederbrannte. Dieses Bild vor ihren Augen ließ selbst sie, die harte und taffe, junge Frau zusammen zucken. Was das war? Das konnte sie sich nicht beantworten. Eventuell war es eine dunkle Vorahnung? Oder doch nur ein Hirngespinst? Was es auch war, nun war es weg. Und Schloss Hyrule samt Stadt stand noch in aller Pracht.
Der Tag der Recken? Also ein Feiertag nur zu Ehren von den sechs Recken? Lächerlich, wie Raisa fand. Auch die Recken waren nur ganz normale Menschen, oder nicht-Menschen. Jedenfalls keine Personen, welche man mit Feiertagen gebühren musste. Und dann noch ein Fest im Schloss? Feiern konnten sie, wenn die Verheerung aufgehalten war und nicht vorher.
Aber, wenn sie dann morgen im Schloss war, dann...dann würde sie das Federvieh wiedersehen...
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...