Sie öffnete die Augen und setzte sich ruckartig auf. Scheinbar wurde sie ans Ufer getrieben, denn weit und breit war nur die Küste zu sehen. Das Dorf der Orni war in der Ferne kaum auszumachen.
Sie blickte zur Seite und sah, dass in ihrem Oberarm noch immer der Pfeil drinnen steckte. Ohne groß rum zu jammern, zog sie ihn heraus und warf ihn missmutig in das Wasser. Wie konnte sie nur verlieren? Sie war sich so sicher, dass sie ihn besiegen konnte. Und nun saß sie hier, gedemütigt und fast schon traurig, am Ufer.
Sie verdrängte ihre Traurigkeit und stand wütend auf. Das Federvieh hatte sie tatsächlich fertig gemacht. Mit einer solchen Schande wollte sie nicht leben. Er würde es in die gesamte Welt hinaus posaunen, dass sie verlor. Und nun würde wirklich jeder auf sie herabsehen!
Raisa konnte ihren Zorn nicht zügeln. Mit ihrem Schwert schlug sie gegen die umliegenden Bäume, immer und immer stärker. Wie sehr sie sich wünschte, dass einer dieser Bäume das Federvieh war..., aber das würde nur ein Wunsch bleiben.
Irgendwann ließ sie ihr Schwert fallen und sackte auf die Knie. Ihr zweiter Schwur besagte, dass sie nie wieder weinen würde. Doch grade war ihr so sehr zum Heulen zumute. Geblendet von ihrem Stolz und ihrer Gier hatte sie sich aufgemacht in den Kampf, obwohl sie an diesem Ort eigentlich nicht gewinnen konnte. Sie war so dumm...
Es war fast schon zum Haare raufen. Der Gedanke gegen Revali verloren zu haben, machte sie Wahnsinnig. Als würde er mit seinem dreckigen Lachen die gesamte Zeit in ihrem Kopf herumgeistern. Es machte sie wütend und traurig, vor allem aber verzweifelte sie langsam. Hatte sie sich damit nicht alles versaut?
Sie konnte doch niemals mehr ein Recke sein, bei einer solch bitteren Niederlage. Und obwohl es ziemlich anstrengend war, auf irgendeine Art und Weise gefiel ihr dieser Titel.
Sie senkte ihren Blick wieder.
„Vergib mir Seina. Ich konnte mein Versprechen nicht halten...", flüsterte sie vor sich hin.
Nach einiger Zeit richtete Raisa sich wieder auf und verdrängte ihre Gefühle. Egal wie sehr ihre Niederlage sie ärgerte, sie konnte es nicht mehr ändern. Sie konnte sich nur verbessern. Und das würde sie! Sollte es jemals zu einem weiteren Kampf zwischen dem Federvieh und ihr kommen, dann würde sie nicht noch einmal verlieren.
Fast schon enthusiastisch machte sich Raisa auf. Sie hatte zwar keine Ahnung wie lange es dauern würde, bis sie wieder bei Inazuma war, aber wenn es nötig war, ging sie pausenlos durch Wind und Wetter. Und wenn sie erst einmal zurück war, würde sie so hart trainieren, dass ihr so etwas nie wieder passieren konnte.
Naja, zumindest eine gute Sache hatte ihre Niederlage. Dadurch wurden ihr die Augen geöffnet. Sie war nicht unbesiegbar und es gab immer noch genug Personen, die stärker und besser waren als sie. Und das musste sich ändern!
Somit hatte Raisa neue Kraft und neuen Mut geschöpft.
Ganz anders sah die Situation hoch oben in den Wolken aus. Revali konnte nicht laufen. Und fliegen war auch nicht die beste Lösung. Raisa hatte ihn doch tatsächlich erwischt. Es war zwar nichts Ernstes, aber allein das sie es schaffte, ärgerte ihn. Er war der beste Bogenschütze der Orni und konnte blitzschnell mit seinem Adlerbogen schießen. Aber sie schien doch tatsächlich schneller gewesen zu sein, auch wenn es nur ein Augenblick war.
Jeder würde wohl glauben, dass sie nun den Löffel abgegeben hatte, aber Revali spürte irgendwie, dass sie noch am Leben war. Sie war zu zäh, um so einfach zu sterben. Wenn sie Glück hatte, war sie in den Oronini-See gefallen und ans Land getrieben.
Wie gerne er nachsehen würde, ob sie wirklich dort war, aber das würde er in seinem momentanen Zustand niemals schaffen. Zudem durften die anderen Recken davon nie erfahren, dass er sich beim Kampf mit Raisa verletzt hatte. Verletzt von dem Kind, welches er verhöhnte. Was sollte man dann noch von ihm denken?
Schnaubend sah er von Medoh hinunter. Doch es war unmöglich, selbst für seine Adleraugen, dort unten etwas auszumachen. Jeder kleine Punkt könnte Raisa gewesen sein. Und umso mehr ärgerte es ihn nun wieder, dass er nicht hinunterfliegen und nachsehen konnte. Und das alles nur, weil er so unvorsichtig war.
Er verschränkte die Flügel vor der Brust und dachte nach. Wie hatte Raisa es überhaupt auf Medoh geschafft? 'Ich bin geflogen', sagte sie. Aber Menschen konnten nicht fliegen. Es sei denn... Sie hatte sich doch wohl nicht von jemanden aus meiner Heimat hochfliegen lassen? Das wäre absurd, selbst für dieses Straßenkind. Er hatte sie doch niemals so gereizt, dass sie wirklich schon Mordpläne schmiedete. Oder doch?
Er schnaubte erneut und wand sich ab. „Menschen sind so dumm." Es war ja auch schon dumm genug von Zelda jemanden wie Raisa als Recke aufzunehmen. Die Recken sollen Hyrule vor der Verheerung Ganon beschützen, aber sie... Ihr war es doch egal was aus Hyrule werden würde. Ob ihr Volk, die Zoras, die Goronen, die Orni oder die Gerudo ausgelöscht werden, war ihr doch nicht wichtig. In diesem Kampf ging es um alles! Wenn wir verlieren, dann war's das für uns alle. Dann war alles umsonst. Das Ausgraben der Titanen und Wächter, Zelda's Forschungen, die Ernennung der Recken und unser Training.
Ein Fehler und alles ist aus. Und jemand wie Raisa, dessen Einstellung schon von Grund auf schlecht war, würde auf jeden Fall welche machen. Zelda sollte sich nun endlich entscheiden, ob sie Raisa klar macht, wie ernst die Lage war oder jemand anderen als Recken aufnahm. Mag zwar sein, dass Raisa mit ihrem Titanen gut klar kam, doch das war nicht alles.
Die Titanen...zu ihnen muss man eine richtige Beziehung aufbauen. Man muss sie verstehen.
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...