Es sah aus, als hätte man eine Stadt unter der Erde errichtet. Nun gut, Stadt war vielleicht etwas übertrieben, aber dort könnten mit Sicherheit eine Menge Menschen leben. Alles war schlicht aus Steinen gemeißelt und errichtet, aber es war trotzdem fast schon surreal, etwas Derartiges zu sehen. Zudem war, natürlich, keine Menschenseele zu sehen.
„Wo sind wir hier hin geraten? Ich bezweifle sehr stark, dass wir hier sein sollten", gab das Federvieh geistreich von sich. „Ich soll von Grund auf nirgendwo sein, von daher macht dies für mich keinen so großen Unterschied", erwiderte sie.
Eventuell gab es dort ja etwas Wertvolles, mit dem sie ihre finanzielle Lage aufbessern konnte. Aus diesem Grund machte sie sich auf in die Geisterstadt. Revali folgte ihr, wenn auch mit Argwohn.
Aber, es gab einfach nichts zu sehen und auch nichts weiter zu finden.
„Du tust doch immer so klug, Revali, was meinst du hierzu? Verheimlicht die Königsfamilie die Existenz dieses Ortes oder weiß sie selbst nicht einmal davon? Oder sind das hier etwa die Ruinen, nach denen wir suchen sollen?" Revali schnaubte auf ihren ersten Kommentar hin, beließ es dabei und blieb sachlich. „Ich nehme an, dies sind die gesuchten Ruinen."
Während beide durch die Geisterstadt gingen, hatten sie ihre Waffen gezückt. Man konnte ja nie wissen. Auch wenn die Chance, dass etwas in dieser Gegend geschah, sehr gering war.
„Keine Titanen, keine Wächter, einfach nichts. Ich sollte Zelda dafür umbringen, mich hierher geschickt zu haben", sagte sie säuerlich und ließ ihren Blick ein letztes Mal über die Gebäude schweifen, bis sie letzten Endes doch etwas fand. Es sah aus wie ein Buch.
Sie ging vom Weg und hob das alte Stück mit Ledereinband auf. Es schien schon sehr alt zu sein, da der Rand ab bröselte, wenn sie über diesen fuhr. Einen Titel trug dieses Buch auch nicht und selbst wenn, sie könnte ihn nicht lesen.
Als sie die erste Seite aufschlug, erkannte sie eine fast vollständig verblichene Handschrift. Wie lange lag das bitte schon hier? Die Seiten waren alle Gelb angelaufen und lösten sich bei Berührung ebenfalls fast auf. „Revali!", rief sie zum Federvieh. Dieser drehte sich um und kam auf sie zu.
„Doch was gefunden?", fragte er und nahm ihr vorsichtig das Buch ab. Ein Blick seinerseits zu der aufgeschlagenen Seite, dann zu ihr. „Tja, zu blöd, dass du keinerlei Ahnung hast, was dort niedergeschrieben ist, nicht wahr? Wer lesen kann, ist klar im Vorteil", sagte er. Sie seufzte nur genervt und rollte mit den Augen.
„Halt deinen dämlichen Schnabel und les vor! Ansonsten rupfe ich dir bei Nacht jede einzelne Feder aus", drohte sie. Daraufhin meinte sie noch ein gemurmeltes „Als wenn" gehört zu haben, bevor er die Seite vorlas.
»Mittlerweile ist dies der zweite Tag, nachdem der Dämonenkönig unser Land Hyrule heimgesucht hat, so glauben wir. Aber genau sagen, der wievielte Tag es ist, können wir nicht. Zu unserer Sicherheit und auf Geheiß des Königs und der Königin haben wir uns hier in die Katakomben zurückgezogen. Gesegnet seien unsere Göttinnen Nayru, Din, Farore und natürlich auch Hylia, dass sie uns diesen Ort zum Schutz hinterlassen haben.
Während wir hier unten unsere Gebete an die Götter verfassen, kämpfen unsere besten Soldaten gegen den Dämonenkönig. Auch mein Vater ist unter den Kämpfern. Obwohl ich Angst um ihn habe, so erfüllt es mich ebenso mit Stolz sagen zu können, dass mein Vater für unser Land Hyrule kämpft. Trotzdem sind die meisten Meinungen negativ über das Kämpfen der Soldaten. Die Menschen und anderen Völker hier unten sind der festen Überzeugung, dass wir keine menschliche Armee mehr brauchen, wo wir doch nun die Wächter und die Titanen haben. Ich teile ihre Meinung nicht.
Wie dem auch sei, ich bin voller Zuversicht, dass der Kampf bald vorbei sein wird. Solange müssen wir aber hier, tief unter den Schneebergen, verweilen. Das wird hart, vor allem, weil wir nicht viel Proviant mitnehmen konnten. Das Auftauchen des Dämonenkönigs kam sehr plötzlich, zu einem Zeitpunkt, an dem keiner es zu erwarten wagte. Immerhin konnte ich Buch, Feder und Tinte mitnehmen, um so für die weiteren Generationen das Leben hier unten festzuhalten. Ich bin überzeugt, dass dieses Ereignis in Vergessenheit geraten wird. Oder zumindest, dass es in einigen Jahrhunderten als Märchen betitelt wird, doch es ist wahr. Es passiert jetzt grade. Und solange es hier schwarz auf weiß steht, wird die Menschheit nicht vergessen.«
Revali hörte auf und sah zu Raisa. „Dieses Buch", fing sie an, „Wurde vor zehntausend Jahren beim Angriff der Verheerung verfasst", vollendete Revali ihren Satz. Keiner von beiden hätte gedacht, dass sie etwas Derartiges finden würden. Aber das erklärte nun, wozu diese Stadt unter den Hebra Bergen diente. Die Menschen, nein, das gesamte Volk von Hyrule hatte sich hier im Kampf gegen die Verheerung von vor zehntausend Jahren zurückgezogen.
„Das sollten wir für den königlichen Hof mitnehmen", sagte Revali und schlug die nächste Seite auf. „Es geht noch weiter. Aber die Schrift hat sich sehr verschlechtert", bemerkte er. War dies sein Ernst? Er bemängelte etwas, was vor zehntausend Jahren verfasst wurde?
„Hast du sonst noch etwas zu bemängeln? Fehlt da vielleicht noch ein Punkt?", zog sie ihn auf und ließ ihn vor allem lächerlich dastehen. „Was weißt du schon von Grammatik?", fragte er. Oder besser gesagt: verspottete er sie.
„Hinter einer Aussage kommt ein Punkt, hinter einer Frage ein Fragezeichen und stell dir vor, hinter einer Aufforderung ein Ausrufezeichen." Jetzt war er wütend, dass konnte sie sehen.
„Du legst es wirklich darauf an verprügelt zu werden, oder?" Er kam ihr gefährlich nahe. „Versuchs doch. Du wirst den Kürzeren ziehen, das wissen wir beide. Denn ich bin der Lage deine Handlungen vorauszusehen." Sie spuckte ihm die Worte fast schon ins Gesicht.
„Du glaubst also, dass du unantastbar bist, nur, weil du meine Angriffe voraussehen kannst?", fragte er. Sie antwortete ihm nicht. Das hielt sie für klüger.
„Ich sag dir mal etwas: nichts auf dieser Welt ist perfekt. Und du schon gar nicht! Ich lege meine Flügel ins Feuer, wenn ich behaupte, dass auch du mit deiner Fähigkeit zu überlisten bist."
Was in Hylia's Namen wollte er? Ihr Vorträge über Möglichkeiten wie sie versagen könnte halten? „Rück mir nicht so auf die Pelle", war alles, was sie dazu sagte und schubste ihn von sich weg.
Ehrlich gesagt, hatte er in einer gewissen Art und Weise ja Recht. Aber dies würde sie ihm mit Sicherheit nicht auf die Nase binden. Besser gesagt auf den Schnabel.
Ein Gefühl in ihr sagte ihr, dass es kein günstiger Zeitpunkt zum Streiten war. Weshalb sie es dabei beließ und versuchte, die Situation zu entschärfen. „Komm du von deinem Ego herunter, ich höre auf zu provozieren und lass uns den Kram endlich hinter uns bringen. Das willst du doch auch, oder?", fragte sie. Er zögerte, nickte dann aber. Ein Wunder, das dies geklappt hatte, wo sie doch mit Worten überhaupt nicht umgehen konnte. „Wie du meinst", war alles, was er dazu sagte.
„Les lieber weiter vor", sagte sie. 'Zumindest eine Sache, die du gut kannst', fügte sie noch in Gedanken hinzu und schaute, wie er wieder die zweite Seite aufschlug.
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Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...