23. Helden

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  Raisa und Revali waren gegen Mittag in Hyrule Stadt angekommen. Unterwegs wurden sie relativ oft von Monstern angegriffen. Es waren aber keine ernstzunehmenden Gegner gewesen. Mal waren es Bokblins, mal Moblins. Ein anderes Mal waren einige Echsalfos auf einen Kampf aus. Aber keiner von ihnen schaffte es auch nur einen Kratzer zu verursachen. Sie stahlen lediglich Zeit.

Die beiden Recken befanden sich nun im Thronsaal von Schloss Hyrule. Sie knieten vor dem König von Hyrule, welcher in dem Saal auf und ab ging. Die Stimmung war ziemlich erdrückend.
Am Rande des Saals standen die restlichen Recken und Prinzessin Zelda. Diese sahen stumm zu, wie Raisa und Revali zurechtgewiesen wurden. „Eure Aufgabe war es nach Epysa zu reisen und dem König meine Botschaft zu überbringen", fing König Rhoam an. Raisa's Blick war zu Boden gerichtet. Auch wenn sie auf die Meinung von anderen nichts gab, so war es nun anders. Wenn der eigene König einen kritisierte, traf es einen doch anders, als wenn ein halbstarker Dorfdepp seine Klappe aufriss. Zwar hatte sie damit gerechnet, dass der König unzufrieden sein wird, dass er aber sie und das Federvieh vor den anderen Recken zurechtwies, hätte sie nicht gedacht.

„Dies habt ihr auch vollbracht. Doch...ihr habt daraufhin Forderungen gestellt, was euch nicht zu stand, und habt den König mit Worten angegriffen", vollendete König Rhoam nun seinen Satz. Was er sagte, war seine Sicht der Dinge. Raisa wollte im Thronsaal von Epysa nun mal nicht hinnehmen, dass er die Nachricht, für welche sie und das Federvieh eine gefährliche Reise auf sich genommen haben, nicht einmal anrührte.

„Nachdem er euch aus seinem Schloss verwiesen hatte, besaßt ihr die Dreistigkeit euch seinem Befehl zu widersetzen und seid erneut in das Schloss eingedrungen." Auch Revali trat dieser Art von Zurechtweisung mit gemischten Gefühlen entgegen. Er hätte natürlich protestieren können, immerhin war Raisa diejenige gewesen, die in das Schloss eingedrungen war. Und es war auch sie, die den König von Epysa reizte. Aber er steckte ebenfalls tief in der Sache mit drin. Außerdem war er ein Mann. Und als Mann musste er zu seinen Taten stehen. Egal wie schlimm die Bestrafung ausfallen würde, er würde sie ertragen.

„Dies tatet ihr, weil ihr von einem Straßenjungen erfahren habt, dass er angeblich Soldaten rekrutieren ließ, um unser Königreich zu stürzen." Wie er das Wort 'Straßenjungen' aussprach. Als wäre dies ein Parasit, der ausgelöscht werden musste. Das war fast schon schmerzlich für Raisa. Dann war sie in den Augen des Königs wohl auch der größte Dreck, der existierte.

„Ihr habt den Prinzen bedroht und Soldaten von Epysa schwer verwundet." Raisa hielt das langsam nicht mehr aus. Warum wurde ihr und das Federvieh so Unrecht getan? Sie hatten dies doch für Hyrule, für das gesamte Volk von Hyrule auf sich genommen. Und das mit der Rekrutierung... Der Prinz hatte ihr doch sogar zugestimmt. Warum passierte dies also jetzt?
„Ihr habt eigenmächtig gehandelt und dies in eurer Position als Recken." Die Zeit wollte einfach nicht vorüber gehen. Würde das denn nie enden?

„Ich könnte ja verstehen, wenn Raisa etwas Derartiges macht. Aber Revali? Was haltet ihr davon?", fragte die Prinzessin Hyrules die anderen Recken. „Ich glaube, dass das Ganze ein großes Missverständnis ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden Hyrule etwas Böses wollten", sagte Mipha.
„Dass die beiden zusammengearbeitet haben, erscheint mir als Missverständnis. Ich dachte, die können sich nicht ausstehen?" Urbosa verschränkte die Arme vor der Brust und sah fragend zu den anderen Recken. „Das können sie auch nicht. Und doch sind beide in diese Sache verwickelt. Diese Kinder...", antwortete Daruk.
„Zelda, willst du nicht später mit deinem Vater reden? Vielleicht kannst du ihre Strafe mildern." Link wand sich an die Prinzessin, doch diese schüttelte den Kopf. Ihr Vater hatte ihr bereits gesagt, dass er darüber nicht diskutieren würde. Außerdem konnte sie ihrem Vater momentan sowieso kaum in die Augen sehen. Erneut ein Streit, nur weil sie die Siegelkraft nicht erwecken konnte.

„Wir werden sehen, was mit den beiden passiert. Es ist ausgeschlossen, dass sie ihren Titel als Recken verlieren. Dafür können sie einfach zu gut mit ihren Titanen um. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass sie eine harte Strafe bekommen", sagte Urbosa.
„Sie tun mir leid. Da haben sie schon das Pech, dass grade sie auf eine Reise müssen und dann passiert ihnen sowas." Aber Mipha's Mitleid befreite Raisa und Revali auch nicht aus ihrer Situation.
„Sie haben selbst Schuld. Sie hätten ihre Feindseligkeiten von Anfang an einstellen sollen, dann wäre ihnen so etwas auch nicht passiert", meinte Zelda. „Du bist aber auch hart zu ihnen, Prinzessin. In ihrer Situation würdest du dir doch auch nicht wünschen, dass so über dich gesprochen wird", sagte Daruk. Zelda senkte ihren Blick. Da mochte er vielleicht Recht haben.

Raisa seufzte leise. Dies war wirklich eine Qual. Sie musste sich kritisieren lassen und durfte sich nicht einmal wehren. Für sie war das wie ein Schlag ins Gesicht.
„Man möchte meinen, dass euch dies zu Verrätern des Volkes von Hyrule macht", sagte König Rhoam. Natürlich, jetzt war sie direkt eine Verräterin, nur, weil sie einmal in ihrem Leben etwas Gutes tun wollte.
„Doch damit würde ich euch Unrecht tun." Nun lag Verwirrung in diesem Saal. Zu gern würde Raisa aufsehen, doch dies durfte sie erst, wenn der König es erlaubte. Auch die Recken und die Prinzessin tauschten einen verwirrten Blick aus.

„Die Rekrutierung der Soldaten hatte sich als wahr herausgestellt. Ihr wart mutig genug, um euch diesem Land allein zu stellen. Und ihr habt es geschafft die Rekrutierung zu stoppen. Der König von Epysa wollte, nachdem dies aufgeflogen war, sein Amt nicht weiter ausführen. Der Prinz übernimmt nun, mit Beratern an seiner Seite, die Regentschaft. Hättet ihr nicht so mutig gehandelt, wäre Hyrule in seinem schwächsten Zustand angegriffen worden. Eure Taten machen euch nicht zu Verrätern. Sie machen euch zu Helden!"
Raisa und Revali hielten es beide nicht aus. Sie richteten ohne Erlaubnis ihren Blick auf König Rhoam. Dieser lächelte die beiden an. „Ich bin euch im Namen Hyrules zu Dank verpflichtet", sagte er. Raisa konnte nicht glauben, was sie da hörte. Ob es dem Federvieh genauso ging, wusste sie nicht. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

„Ich selbst kann nicht viel für euch tun. Ich gewähre euch somit einen Wunsch, für den ich sorge tragen werde, dass er euch erfüllt wird." Der König nahm wieder Platz auf seinem Thron. Raisa schaute zu den Recken und Zelda herüber. Diese schauten vollkommen entgeistert.
Nun, mit dieser Wendung hatte sie selbst auch nicht gerechnet.
Revali erhob sich als erstes. „Ich danke Euch, Euer Majestät", sagte er. Raisa stand ebenfalls auf. Auch wenn sie es hasste, sich zu bedanken, so musste sie dies wohl jetzt tun. „Ich danke Euch auch, Euer Majestät."

Es hallte immer noch in ihren Ohren. Sie wurde vom König höchstpersönlich Held genannt.  

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt