Der nächste Tag kam schnell. Schneller als jedem recht und lieb war. Der Thronsaal war reichlich gefüllt. Wachen, Wichtigtuer des königlichen Hofes, die Recken und Prinzessin Zelda, wie der König und Taiga, welche mit den Händen auf dem Rücken gefesselt auf dem Boden kniete. Fast schon allein hockte sie da, in mitten des Triforces, welches den Boden zierte. König Rhoam stand oberhalb, an der Brüstung, die sich vor seinem Thron befand. Raisa und die anderen Recken befanden sich in einem Halbkreis um Taiga. Diese machte im Übrigen einen ziemlich fertigen Eindruck. Aber wer konnte es ihr schon verübeln?
„Beginnen wir das Verfahren." König Rhoam's Stimme donnerte durch den Thronsaal.
„Hylianerin Taiga, dir wird vorgeworfen einen geplanten Mord-Akt gegen unseren hier anwesenden Recken Raisa verübt zu haben. Bestätigst du diesen Vorwurf?", fragte der König. „Ja", sagte Taiga nur. „Schwörst du im Angesicht der Götter, dass deine Aussagen der Wahrheit entsprechen werden?" Taiga zögerte kurz und blickte im Augenwinkel zu Raisa herüber, welche die Arme verschränkt hatte und einen ungewohnt ruhigen Eindruck machte. „Ja."Die Wichtigtuer, wie Raisa sie ja zu nennen pflegte, fingen an sich lauthals zu beschweren.
„Eine Schande!", kam es aus der Menge heraus. „Die Recken sind doch unsere einzige Hoffnung!" Und so weiter und so fort. „Ruhe!", herrschte König Rhoam und der Saal wurde wieder ruhig.
„Was hat dich zu dieser Tat verleitet?", wollte der König nun wissen. Doch was sollte Taiga? Die Wahrheit würde man ihr angesichts des wütenden Volkes niemals glauben. Was also sollte sie sagen?
„Ich...", wollte die Rothaarige beginnen, doch fiel ihr jemand ins Wort. „Mit Verlaub, Euer Majestät...", sagte Raisa. Besagte hatte auch sogleich das Gefühl, dass jeder den Atem anhielt, nur weil sie etwas gesagt hatte. „Trete vor, Recke Raisa", sagte Rhoam.Raisa verließ ihre Position, den Halbkreis, den sie mit den anderen gebildet hatte und stellte sich hinter Taiga. „Raisa, schwörst auch du im Angesicht der Götter, dass all deine Aussagen der Wahrheit entsprechen?", fragte Rhoam. „Tas tu ich", erwiderte sie. In diesem Punkt glaubte sogar Revali ihr – schließlich hatte sie ihn, soweit er sich erinnern konnte, noch nie angelogen.
„Bevor du uns berichtest, ist diese Frau jene, die dich angegriffen hat?" Ja, eigentlich wollte sie diesen Fragen irgendwie entkommen, doch scheinbar war ihr dies nicht gelungen. Nun... Das Ergebnis würde letztlich dennoch jenes sein, welches sie sehen wollte. „Ja, Euer Majestät", antwortete sie. „Und diese Verletzung in deinem Gesicht stammt auf jenem Gefecht, nehme ich an?", wollte der König wissen. „Dies war meine eigene Unvorsichtigkeit." Keine Lüge, keine Bestätigung. Doch sie musste mit diesen vagen aussagen vorsichtig sein. Schließlich war Raisa's Wesen einigen hier bekannt... Und ein kurzer Blick zu Revali zeigte ihr, dass dieser schon ahnte, dass sie etwas vorhatte. Natürlich, warum sollte sie auch grundlos jemanden schützen?„Nun gut, fahre fort mit dem, weshalb du um Gehör gebeten hast", sagte Rhoam, wobei Raisa merkte, dass der König es nicht befürwortete, dass sie nun die Aufmerksamkeit aller hatte.
„Ich möchte einen Vorschlag für ein Urteil abgeben." War doch nur verständlich, dass sie in ihrer Position am ehesten ein Urteil fällen durfte, oder?
„Hinrichtung", flüsterte Zelda zu den Recken, sodass nur sie es hören konnten. „Ich kann mir das nicht so Recht vorstellen", flüsterte Urbosa zurück. „Nun den, äußere deinen Vorschlag."
Raisa war sich sicher, dass jeder in diesem Saal nur eine Sache im Kopf hatte. Und sie warteten nur darauf, dass dies ihre Lippen verließ. „Freispruch und Wiederherstellung der Würde, die ihr hier genommen wurde, so armselig wie sie hier auf dem Boden kauern muss", erzählte Raisa mit fester Stimme und ließ nicht einmal den kleinsten Hauch von Unsicherheit in dieser aufkommen. Noch hinzukam, dass sie Taiga am Arm packte und auf die Beine zog.Während also so gut wie jeder daraufhin mit seinem Gegenüber über Raisa's Worte diskutierte und Revali fast an seinem Hustenanfall erstickte, konnte Taiga nur ungläubig zu Raisa sehen.
„Was machst du denn? Du bringst dich selber nur in Teufelsküche", sagte die Rothaarige, doch Raisa reagierte nicht darauf. „Es würde mich wirklich interessieren, wie du auf ein solches Urteil kommst, doch da wir dem nicht nachkommen können, werden wir auch nicht weiter darauf eingehen", sagte Rhoam. Auf Raisa's Lippen schlich sich ein triumphierendes Grinsen. Als würde sie das so einfach auf sich sitzen lassen. „Das habe ich mir bereits gedacht. Doch ich kann mich noch ziemlich gut daran entsinnen, dass mir vor nicht allzu langer Zeit in dieser Halle etwas versprochen wurde. Ich dürfte einen Wunsch an Ihre königliche Majestät richten, welcher, auch wenn es noch so große Mühen auf sich nimmt, mir erfüllt wird. Dann wünsche ich mir jetzt den Freispruch Taiga's, die Wiederherstellung und Bewahrung ihrer Würde, sowie eine Schutzgarde für sie und ihre Familie, da nun einige mit Sicherheit Selbstjustiz vollführen möchten."Seine Worte von damals bereuend, schloss König Rhoam seine Augen und dachte nach. Recke der Hylianer, Raisa... Wer genau war diese Frau überhaupt? Im Grunde wusste er überhaupt nichts über die Person, der er Hyrule's Zukunft in die Hände legte. Lediglich, dass Zelda sie einst mit in das Schloss brachte, dass sie oft schon Straftaten begangen hatte, was jedoch aufgrund ihrer Stellung als Recke vertuscht werden musste. Ihre Aufträge hatte sie immer ohne jeglichen Fehler, seines Wissens nach, vollendet. Und... Sie gewann an Popularität – und das genau wegen solcher Auftritte wie diesem. Ein seltsamer Gerechtigkeitssinn, der sich von dem anderer vollkommen unterschied. Doch genau das war es, was das gemeine Volk wohl sehen wollte.
Doch all dies brachte ihn immer noch nicht zu der Erkenntnis, wer Raisa eigentlich war. Als Zelda ihm berichtet hatte, dass sie jemanden gefunden hatte, der den Titanen Vah Inazuma steuern sollte, hatte er nicht mit einer solch eigenartigen Person gerechnet.
„Nenn mir, nein, jedem Anwesenden hier, den Grund dafür", forderte er von Raisa.
„Ihr wird Unrecht getan. Und ich habe da so meine Probleme mit der Ungerechtigkeit des Adels", antwortete Raisa, wohl wissend, dass Kritik gegenüber dem Adel ein heikles Thema war. Ein Thema, welches er sofort unterbinden musste! „Nun denn, ich verkünde im Namen des Volkes von Hyrule folgendes Urteil: die Angeklagte Taiga wird freigesprochen. Jegliche Diskriminierung ist strengstens untersagt. Zudem wird eine Garde für ihre Sicherheit bereitgestellt." Verblüffend, dass Raisa es tatsächlich geschafft hatte das Richtige zu tun. Und es fühlte sich unglaublich an. Im positiven Sinne.„Ich glaube, ein solches Tribunal hat die Welt noch nicht gesehen", sagte Zelda. Es war nun schon eine gute Stunde vergangen und die Prinzessin und die Recken befanden sich auf dem Zentralplatz von Hyrule Stadt. „Dem stimme ich zu", sagte Urbosa. „Das war sehr edel von dir, Raisa. Du hast dein Eigen genutzt, um jemand anderen zu retten", folgte nun auch Mipha den beiden.
„Ich habe nach meiner Gerechtigkeit gehandelt. Das ist alles", erwiderte Raisa unbekümmert.
„Du hast deine Vergangenheit hinter dir gelassen, oder?", fragte Revali. Raisa schloss die Augen... „Ja." Auf Zelda's Lippen schlich sich ein Lächeln. Schließlich wusste sie, worum es ging.„Raisa..!", hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Taiga, die nun auch endlich das Schloss verlassen konnte, kam zu ihr gelaufen. „Ich meine natürlich: ehrwürdiger Recke der Hylianer, ich danke dir. Und ich werde wohl immer in deiner Schuld stehen." Taiga verbeugte sich vor ihr. „Schon gut." Raisa winkte ab. Das Thema war durch für sie. Da bemerkte die Braunhaarige allerdings weiter weg eine kleine Gruppe, vermutlich Taiga's Angehörigen. Und eine Frau, vermutlich Taiga's Mutter, schob sich einfach an ihrer Tochter vorbei, nahm Raisa's Hände und drückte diese leicht.
„Ich danke dir, im Namen der Göttin Hylia. In meinem Namen! Du hast meine Tochter vor dem sicheren Tod bewahrt. Wenn also irgendjemand den Titel Recke verdient hat, dann du. Ich wünsche dir den Segen der Götter, in deinem Kampf gegen die Verheerung Ganon, auf das du diesen Kampf unversehrt bestehst und ebenfalls in eine strahlende Zukunft blicken kannst."Eines war sicher: die Geschichte über die Frau, über den Recken, über Raisa,... Welche im Tribunal eine junge Frau vor dem Tod bewahrte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
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Number 6
FanficDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...