Raisa ritt durch die Gerudowüste, dabei wusste sie nicht für wen das anstrengender war. Für ihr Pferd oder für sie selbst? Selten war sie einer solchen brütenden Hitze ausgeliefert und das arme Pferd musste sie bei dieser Hitze auch noch transportieren.
Es war ungefähr mit der Hitze vom Todesberg zu vergleichen, auch wenn dieser vielleicht noch schlimmer war. Dennoch, die brütend heiße Sonne der Wüste war nicht zu unterschätzen.
Das riesige Kamel, auch bekannt als Vah Naboris, war nicht mehr weit entfernt. Sie stieg von 'ihrem' Pferd ab und schickte es mit einem Klaps auf dem Hintern weg. Sie würde schon noch früh genug ein neues Opfer finden, dass ein Pferd für sie bereitstellte, unwissend natürlich.
Die letzen Meter ging sie zu Fuß zu Naboris. Dabei achtete sie darauf nicht zerquetscht zu werden. Der Titan sank nach kurzer Zeit auf die Knie, zeigte ihr somit den Weg hinein. „Was für eine Gastfreundschaft", lachte sie ironisch und kletterte in den Titanen rein.
An sich war der Titan dem ihrem ziemlich ähnlich. Nicht von der Form, sondern vom inneren. Ziemlich...leer, wenn man bedenkt, dass man dort mit Sicherheit wohnen könnte. „Ich habe dich schon erwartet." Raisa sah zu Urbosa, welche sich gegen eine der Wände lehnte. „Ich wäre früher da, würde mich Zelda nicht von einem Spinner zum nächsten schicken. Ich bin fast einen Tag durchgeritten."
Urbosa lachte daraufhin nur, was Raisa sehr missfiel. Das Federvieh lachte auch fast durchgehend über sie. „Wollen wir uns nicht setzen? Nach deinem langen Ritt bist du doch ziemlich Erschöpft, nicht wahr?"
Raisa's Blut kochte schon fast vor Wut. Ein verdammter Spinner mit dummen Bemerkungen reichte ihr schon, zwei waren deutlich zu viele! „Jetzt zieh' doch nicht so ein Gesicht. Du darfst das nicht so ernst nehmen." Urbosa lachte und ließ sich auf einer Decke auf dem Boden nieder. Raisa ging langsam und vor allem argwöhnisch zu ihr. „Zelda schickt dich also?" Als Antwort bekam Urbosa ein Nicken. „Tut sich denn schon etwas bei dir?" Ihre Lippen umspielten ein süffisantes Grinsen, aber, was Urbosa konnte, konnte Raisa schon lange. „Darf ich dich fragen, wovon du nachts heimlich träumst?" Raisa grinste, allerdings nicht süffisant, sondern eher listig und fies. Ihr Grinsen war sowieso nicht wirklich schön mit anzusehen, immerhin war es nicht ehrlich gemeint.
„Selbst wenn du ohne irgendwelche Extras bleibst, du kannst deinen Titanen steuern und darauf kommt es an, oder nicht?"
Raisa wusste nicht mehr, was sie von alldem halten sollte. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Rolle als Recke, was aber auch gut daran liegen konnte, dass sie das nicht ernst nahm. Warum auch? Ob die Welt unter ging oder nicht, das entschieden letzten Endes nicht die Recken, sondern die Götter.
„Mir ist das egal. Ich habe mich und das ist alles, was ich brauche", brachte sie bissiger rüber als gewollt. „Du bist ganz schön schwierig." Urbosa seufzte und schloss kurz die Augen, nur um danach in Raisa's goldene zu sehen. „Wenn du mir irgendwas zu sagen hast, dann sag es direkt und rede nicht um den heißen Brei herum."
Raisa war direkt und nahm auch kein Blatt vor den Mund, so war sie nun mal. Ob sie damit etwas sagte, was jemand anderen nicht passte oder dessen Gefühle verletzte, war ihr egal.
„Tja, weißt du das ist gar nicht so einfach." Urbosa lachte wieder. Raisa hingegen lehnte sich gegen die Wand des Titanen und ließ es einfach über sich ergehen. Einfach Zähne zusammenbeißen und das durchstehen, danach kannst du gehen und musst nie wieder herkommen, redete sie sich ein.
„Ich glaube du machst dir das Leben etwas zu schwer." Raisa verstand nicht, was Urbosa ihr damit sagen wollte. Ihr Leben war nun mal schwer, wie sollte sie sich das einfacher machen? „Du solltest lernen die Welt anders zu sehen."
Sie erwiderte dazu nichts. 'Die Welt anders sehen'? Das war unmöglich, zumindest für sie. Diese Welt war für Raisa nichts weiter als grausam. Grausam und kalt.
„Ich sehe du bist von der Idee nicht ganz angetan. Wie ich es mir dachte." Raisa schnaubte daraufhin verächtlich. „Ihr anderen habt keine Ahnung, nicht die geringste. Ihr seid hochwohlgeboren, ihr seid im Saus und Braus aufgewachsen. Nicht das ich eifersüchtig auf euch bin, dass bin ich mit Sicherheit nicht, aber ihr habt keine Ahnung was für ein Leben die Menschen auf den Straßen leben."
Raisa wollte kein Mitleid, ihr war es egal, was andere dachten. Sie wollte auch kein Verständnis. Das einzige wonach sie verlangte, war, dass die anderen Recken damit aufhören sollten, ihr Leben zu beschreiben. Die hatten alle nicht die geringste Ahnung.
Raisa wollte gehen, da sie eindeutig genug hatte. Doch bevor sie ansatzweise Naboris verlassen konnte, zog etwas Helles blitzschnell an ihr vorbei. Noch im selben Atemzug folgte das Grollen des Blitzes. Sie zuckte zurück, was natürlich war. Zumindest das zeigte, dass sie noch eine gewisse Menschlichkeit in sich hatte.
„Du brauchst ja nicht gleich zickig werden." Urbosa amüsierte sich immer noch an Raisa's Verhalten. Diese schenkte der Gerudo Königin nur einen zornigen Blick. „Jetzt leg doch deinen Groll endlich beiseite und versuch mal zu lachen. Wir könnten uns in der Gerudo Stadt was zu trinken holen. Du siehst zwar nicht erwachsen aus, aber was soll's."
Etwas, was Raisa an Urbosa interessant fand, war die Tatsache, dass diese ziemlich hartnäckig war und einfach nicht aufgeben wollte. Dennoch, die Antwort blieb gleich. „Ich werde weder in eine Stadt gehen, noch Alkohol trinken."
Es gab drei Dinge die sich Raisa für ihr gesamtes Leben geschworen hatte. Eines dieser drei Sachen war, dass sie nur trinken würde, wenn es keinen anderen Weg mehr gab. Und da sie momentan noch einige Wege sah, würde sie auch nichts trinken.
„Da bist du schon eine Vaai und darfst in die Stadt und dann nutzt du es nicht aus. Naja, was soll's. Du hast mit Sicherheit noch einiges zu erledigen, oder? Dann solltest du dich beeilen. Es wird langsam kalt und die Nächte in der Wüste können tödlich enden."
Raisa nahm die Worte Urbosas schulterzuckend hin. „Wenn ich durch so etwas Erbärmliches verhindert werde, muss ich mir Gedanken um meine Zukunft machen."
Ohne weitere große Worte, verließ Raisa den Titan von Urbosa. Da sie kein Pferd hatte, musste sie wohl zu Fuß durch die Wüste laufen. Schlimmer konnte es auch nicht mehr werden.
![](https://img.wattpad.com/cover/121605611-288-k290154.jpg)
DU LIEST GERADE
Number 6
FanfictionDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...