„Ich hatte von Anfang an gesagt, dass kein Unfall oder Derartiges auf unserer Mission ein Zufall war!", sagte Raisa zu Revali, auch, wenn das nun wirklich nicht der passende Moment war, um ihren Triumph darüber zu genießen. Allerdings schien Revali nicht darauf einzugehen.
„Was willst du?", fragte er stattdessen den Yiga, der aufgetaucht war.
„Meister Koga wünscht den Tod der Recken und da ihr weit weg vom Schloss und euren Kumpanen seit..." Der Yiga legte eine kurze Pause ein, „wird man euch hier nie finden, egal wie sehr sie suchen werden. Im besten Fall laufen sie in die gleiche Falle, in die ihr blindlings gelaufen seid." Der klang ja sehr selbstsicher. Dabei sollte man nicht vergessen, dass Raisa und Revali exzellente Kämpfer waren. Hinzu kam auch noch, dass die beiden zu zweit waren, der Yiga hingegen alleine.
Um auch nur den Hauch einer Chance zu haben, müsste ihr Feind stärker sein, als die Masse an Gegner, die Raisa und Revali zuvor besiegt hatten.
Schwert und Bogen befanden sich schnell in den Händen, oder bei Revali in den Federn, der Recken, doch der Yiga... Verschwand mit einem einfachen Schnipsen? Jedoch erschien hinter dunklem Rauch und dank der Magie der Yiga etwas. Und dieses Etwas war nicht so groß wie Raisa und Revali, sondern doppelt, wenn nicht sogar dreifach so groß. Ein Monster, keine Frage, aber was für eins?!
Diese Bestie hatte ein solch gigantisches Maul, dass es ohne Probleme zwei Menschen gleichzeitig verschlingen könnte. Die riesigen Fangzähne schauten hervor und trieften förmlich.
Der Körper des Monsters war Wolfsähnlich... Zumindest war es ihr Eindruck. Fakt war, dass es sicherlich ein wahnsinniges Tempo drauf hatte. Und bei dem Gedanken, von diesem Monster zerfleischt zu werden, wurde ihr ziemlich unwohl.
„Renn!", rief sie zum Revali und kehrte dem Vieh den Rücken zu. Auch wenn es fast schon sinnlos war, rannte sie, so schnell sie konnte, durch die dunklen Gänge.
Revali hingegen stand noch einen Moment lang fassungslos da, ehe er seinen Bogen umlegte und losflog. Raisa hatte er schnell wieder eingeholt, schließlich konnte er viel schneller fliegen, als sie laufen konnte.
Er verstand allerdings, warum Raisa sich, was sehr untypisch für sie war, für die Flucht entschieden hatte und nicht für den Kampf. Auf die Größe kam es ihr nicht an, eher, dass sowohl sie als auch er nichts über diese Bestie wussten. Nach außen hin konnte es vielleicht ein ausgehungertes Monster sein, aber vielleicht steckte da noch viel mehr drinnen.
Während des Laufens nahm sie ab einem bestimmten Zeitpunkt ein Beben unter den Füßen war, das von Sekunde zu Sekunde stärker wurde. Vergessen waren nun die Schmerzen in ihrem Körper, vergessen war, wie träge sie zuvor noch war. Vergessen war auch das Gefühl von Hunger und Durst, jetzt zählte einzige und allein das Überleben. Allerdings bräuchte sie dafür recht zeitnahe einen Plan, sonst würde sie sehr bald das Zeitliche segnen.
Sie und Revali kamen zurück in den Raum, in welchem sie die Gegnerhorde bekämpft hatten. Das Monster kam hinterher, hatte in kürzester Zeit Raisa eingeholt und kam mit einer unglaublichen Wucht durch die Wand gebrochen. Dabei flogen Felsbrocken und auch Teile der Decke umher. Der Boden erzitterte so stark, das sie ihren Lauf pausieren und sich auf beiden Beinen halten musste. In diesem Moment überschlugen sich ihre Gedanken. Angefangen davon, wie dieses Vieh bereits so schnell ihren Vorsprung aufgeholt hatte, bis hin was sie nun tun sollte. Allerdings blieb ihre keine Zeit zum Nachdenken. Sie wählte einfach irgendeinen der Gänge und rannte weiter, als wäre der Tod hinter ihr her. Nun, in gewisser Weise war er das auch.
Im Augenwinkel sah sie, dass Revali ihr folgte und selbst darauf bedacht war, den von der Decke fallende Steinen auszuweichen. Sein Wohlergehen interessierte sie jetzt aber wenig, sie konzentrierte sich nur auf sich selbst. Das Beben nahm wieder zu, gefolgt von einem markerschütternden Schrei. Eines war ihr jetzt klar: sollte sie hier lebend herauskommen und noch ein weiteres Mal einem Yiga begegnen, dann würde sie diesen häuten! Und das Versteck von diesen Bastarden würde sie auch finden und jeden einzelnen qualvoll töten!
Aber ihre Gelüste nach Vergeltung veränderten ihre jetzige Situation nicht. Und rächen würde sie sich nur können, wenn sie lebend aus dieser wieder heraus kam. Und die Chancen waren nicht sonderlich hoch.
Ein weiteres Mal kam sie in einen großen, leeren Raum an. Das Monster brach in seinem Wahn erneut durch die Wände. Kurz bevor die Klauen sie erwischen konnten, wurde sie von Revali beiseite gezogen. Hylia sei gedankt für seine Wendigkeit in der Luft!
Sie keuchte, hustete, schnaufte und atmete wie eine Verrückte. Ihr Herz schlug wie sonst was. Nicht aus Angst, sondern weil sie einen solch dermaßen schnellen Sprint ohne Pause hinlegen musste. Und auch jetzt blieb ihr keine Zeit zum Verschnaufen. Das Monster hatte sich von seinen Sturz wieder erhoben.
„Da...lang!" Sie konnte nicht einmal zwei Worte hintereinander sagen, ohne das sie keuchen musste. Auf ihre Umgebung achtete sie auch schon längst nicht mehr. Obwohl sie unbedingt etwas Ausgangähnlichem begegnen mussten, sonst sah sie schwarz – für sich wohlgemerkt. Lange hielt sie das nicht mehr aus, egal wie groß ihr Wille war, ihr Körper gab nach.
Als sie und Revali durch den nächsten Gang rannten, konnte sie schon den heißen Atem des Monsters auf ihrer Haut spüren. Und dann passierte das, wovon sie gehofft hatte, dass es nicht geschah. Das Monster sprang, nicht hoch, was in dem Gang auch kaum möglich war, aber weit nach vorne. Es erreichte sie mit den Klauen, packte sie wie Beute an den Schultern und riss sie zu Boden. Was sie noch grade geschafft hatte, bevor sie gepackt wurde, sie hatte sich gedreht, ansonsten würde sie nun gute fünf Meter mit dem Gesicht auf dem Boden schleifen. Wenn sie dann überhaupt noch ein Gesicht gehabt hätte.
Die Krallen, die sie fest an den Boden hefteten, krallten sich in ihre Schultern. Doch an Schmerz war gar nicht zu denken, wenn man bedachte, dass ihr gleich noch viel größere Qualen entgegenkommen würden. Mit dem riesigen, geöffneten Maul hockte das Monster über ihr und ließ noch einmal einen ohrenbetäubenden Schrei aus, ehe es versuchte seine Zähne in ihr zu versenken.
Doch bevor es dazu kam, hatte sie es mit Mühe und Not geschafft ihr Schwert zu ziehen und es in das Maul des Monsters zu stecken. Die Parierstange stoppte an den Zähnen und die Klinge hingegen ging durch die Schnauze.
In diesem Moment wo die Bestie gestoppt war, fragte sie sich nur eine Sache: warum unternahm Revali nichts? Jetzt wäre der Moment um dem Monster ein paar Pfeile reinzudrücken, doch nichts passierte. Ließ er sie etwa zum Sterben zurück? Das könnte ihm so passen. Bis zum letzten Atemzug würde sie kämpfen!
Das waren ihre Gedanken zumindest. Bevor sich Risse auf dem Stahl bildeten. Sie konnte nicht glauben, was sie da sah. Dieses Schwert hatte schon alles Mögliche ausgehalten und sollte nun an diesem Gebiss zerbersten? Das war lächerlich..., aber die Realität! Die Risse zogen sich immer weiter durch die Klinge, bis sie letztlich nachgab und zerbrach.
Doch das Glück und das Leben schienen sie noch nicht verlassen zu haben. Zwei Pfeile... Zwei unsagbar wertvolle Pfeile landeten in den Augen dieses Monsters. Irgendwoher kannte sie diese Technik doch? Hatte sie nicht selbe auch beim Moldoga angewendet?
Jedenfalls ließ das Monster unter Schmerzensschreien von ihr ab. Mit ihrem mittlerweile fast schon schwachen Körper richtete sie sich auf. Wieder einmal wurde sie ohne Vorwarnung weggezogen. Auch wenn ihr das nicht passte, ließ sie es mit sich machen. Sie blickte zu Seite und sah in Revali's stechenden grünen Augen. Und war dies nicht immer derselbe Ausdruck, den ihre Augen hatten?
Weitere Gedanken konnte sie darüber keine verschwenden, denn Revali drückte ihr seinen Bogen in die Hand. „Ich fliege, du musst uns dieses Monster vom Leib halten."
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Number 6
Hayran KurguDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...