10. Vorbereitungen

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Die Menschen in Hyrule Stadt widmeten ihr Interesse an diesem Tag nur zwei Dingen. Erstens, dem Schmücken der Stadt für den Tag der Recken. Zweitens, der Person, die am Zentralplatz am Springbrunnen saß und Steine in das Wasser warf. Diese Person war niemand anderes als Raisa. Sie wartete nun schon eine ganze Weile auf Prinzessin Zelda.
Raisa wusste nicht wie lange sie nun schon auf dem Zentralplatz befand und wie lange sie noch warten musste. Da sie keine Uhr besaß, ging sie bereits bei Sonnenaufgang in die Stadt.
Und ihrem Gefühl nach, war sie bereits Stunden hier. Die meiste Zeit warf sie Steine in den Brunnen, um sich gänzlich zu langweilen, aber der beste Zeitvertreib war das nun auch nicht. Ein paar Mal waren sogar schon Soldaten kommen, um sie zurechtzuweisen. Komischerweise waren sie aber alle wieder gegangen, ohne Raisa auch nur anzurühren. Wie kam das wohl?

Die Sonne arbeitete sich langsam zu ihrem Zenit hin und nach Ewigkeiten sah Raisa Zelda endlich zum Platz gehen. „Mir ist zu Ohren getragen worden, dass eine gruselige Person auf dem Brunnen des Zentralplatzes sitzt und Steine in das Wasser wirft. Weißt du wer das sein könnte?", fragte Zelda, wobei diese Frage absolut nicht ernst gemeint war. „Nein", antwortete Raisa und warf alle Steine, die sie noch hatte, auf einmal in den Brunnen. Zelda verdrehte daraufhin nur die Augen. „Das ist willkürliche Zerstörung der Bauten der Stadt!", tadelte sie Raisa. „Wo liegt im Gesetz der Unterschied zwischen willkürlich und unwillkürlich? Die Strafe fällt doch gleich aus, oder nicht?", fragte Raisa daraufhin.
Zelda antwortete nicht, denn es gab keinen. „Ich habe dich nicht her zitiert, um über belanglose Dinge zu diskutieren. Folge mir."

Widerwillig erhob sich Raisa von ihrem Platz und folgte Zelda ins Schloss. Sie fragte erst gar nicht nach, was Zelda vorhatte. Sie wusste, dass es ihr so oder so nicht gefallen würde. „Du warst doch noch nie in Schloss Hyrule, oder?" Zelda versuchte ein Gespräch anzufangen. „Nein", antwortete Raisa stumpf. Eigentlich hatte sie auch nie vor her zu kommen, aber was tat man nicht alles, um schuldenfrei zu sein. Natürlich könnte Raisa Zelda einfach ignorieren und auf ihre Schuld pfeifen, aber da dies eine Sache der Ehre war, würde Raisa das durchstehen.

Sie ließ ihre Blicke durch das Schloss wandern. Alles sah so prachtvoll aus und war wundervoll verziert. Als Raisa noch klein war, hatte sie sich immer gewünscht in einem solchen Gebäude zu leben. Dieser Wunsch lag aber nun der Vergangenheit hat. Sie war älter geworden und ihr Interesse widmete sie nun nur noch einer Sache. Sie wollte sich beweisen!

„Da wären wir", sagte Zelda. Raisa verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sich auch kurz in Zelda's Gemach um. Nun, was sollte man groß dazu sagen? Das war das Schlafzimmer einer verwöhnten, reichen Prinzessin. „Zu welchem Zweck bin ich hier?", fragte Raisa direkt. „Nun, da heute der Tag der Recken ist, lasse ich dich dafür herrichten." Zelda schnipste einmal und aus dem Nebenzimmer kamen zwei junge Frauen, etwa in Raisa's Alter. „Wie herrichten?", fragte Raisa und schaute zu Zelda's Zofen. „Da steht uns eine menge Arbeit bevor", sagten die beiden und schauten zu Raisa.
Diese stand wie bestellt und nicht abgeholt in Zelda's Gemach und verarbeitete das, was grade passierte. Oder besser gesagt: Passieren sollte.

Nun, ebenso schlecht sah das Ganze im Dorf der Orni, besser gesagt bei Revali aus. Dieser hatte immer noch Probleme mit Laufen und Fliegen, durfte aber keineswegs heute fehlen. Vorsichtig betastete er seine Hüfte, auf der sich der Schnitt entlang zog. Zwar war die Wunde schon gut verheilt, aber dennoch war es eine Qual für ihn.
Er durfte aber auf diesem Fest nicht fehlen, gleichzeitig durften die Recken aber auch nicht erfahren, was geschah. „Diese verfluchte Göre, Raisa, sie mag zwar verloren haben, ging aber siegreicher aus dem Kampf heraus." Es fiel ihm schwer dies zu akzeptieren. Er hatte gewonnen und doch verloren.

Sein Blick fiel durch das Fenster auf Schloss Hyrule. Der Gedanke, dass er den ganzen Weg dort hinfliegen musste, behagte ihm gar nicht. Raisa hatte einfach die ungünstigste Stelle getroffen, die man bei einem Orni nur treffen konnte. Das ging, seiner Meinung nach, schon nicht mehr mit rechten Dingen zu. Da hatten die Götter Hand angelegt! Aber warum gerade bei ihm?
Raisa war die schlechte Person, die Regeln missachtete und den Titel der Recken in den Dreck zog. Er dachte, dass er mit seinen Bemerkungen dafür sorgen könnte, dass sie wieder verschwand, aber im Gegenteil! Je mehr er versuchte sie loszuwerden, desto hartnäckiger wurde sie. Tat er aber nichts, würde sie auch bleiben.
Das war alles schwierig. Und eigentlich wollte er auch gar nicht darüber nachdenken. Heute war ein Feiertag, nur zu Ehren der Recken. Er sollte versuchen, sich über diesen Tag zu freuen.

Verdammt, spinnt ihr?!", bellte Raisa sauer. Nachdem die beiden Zofen sie förmlich aus ihren Klamotten gerissen hatten, schmissen sie Raisa in die Badewanne. In das eiskalte Wasser. „Es wäre warm, wenn du dich nicht mit Händen und Füßen gewehrt hättest", meinte Zelda, die das Ganze belustigt beobachtete. „Wenn du lachst, dann schneide ich dir bei Nacht die Kehle durch." Raisa's Geduld und Verständnis, sofern sie welches besaß, waren am Ende.
In diesem eiskalten Wasser fing sie schon fast an zu zittern. Sie würde sich noch den Tod holen. „Du kannst dir es dir aussuchen. Entweder wir schneiden deine Haare ab oder wir versuchen sie zu retten." Da ihre Meinung und ihr Empfinden ja scheinbar egal waren, fragte sie sich, warum sie überhaupt gefragt wurde. „Rettet, was ihr retten könnt", sagte sie, immer noch säuerlich. Die Haare einer Frau waren ihr natürlicher Schmuck. Und da Raisa keine Wertsachen besaß, wollte sie zumindest diese behalten.

In Folge Raisa's Entscheidung suchten die Zofen alles an Bürsten und Kämmen zusammen, was sie finden konnten. Sie versuchten ihre Haare irgendwie zu bändigen und rissen dabei des Öfteren nicht unsanft die Bürsten und Kämme durch ihr Haar. Raisa gab von sich jedoch keinen Mucks und verzog auch kaum das Gesicht. Zu tief war sie in ihren Gedanken, wie sie Zelda dafür büßen lassen würde.

Number 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt