„Was hatte Vater dich eigentlich gefragt?" Zelda versuchte auf ein anderes Thema zu lenken.
„Frag deinen Vater doch selbst, wenn du es wissen willst", entgegnete Raisa ihr jedoch abweisend. Zelda schnaubte daraufhin nur. „Du könntest es auch einfach sagen", waren die Worte der Blonden. Könnte sie, ja... Wollte sie aber nicht.
„Ich werde Mipha in Empfang nehmen. Versuche doch bitte in dieser Zeit nicht negativ aufzufallen, ja?" Was sollte sie in dieser kurzen Zeit schon groß anrichten können?
Raisa lehnte sich gegen die Rückenlehne des Stuhls und verschränkte die Arme hinter dem Kopf – eine Gestik, die nicht gerne gesehen war, was sie jedoch nicht wirklich dazu bewegte, es zu unterlassen.
Während sie also in Zelda's Gemächern verweilte, wurde ihr eines bewusst. Diesmal ließ Zelda sie warten! Ätzender konnte ihr Aufenthalt im Schloss auch nicht mehr werden. Und das alles dank diesem kleinen Biest.
Nun, sie versuchte es positiv zu sehen. Immerhin hatte sie jetzt genügend Zeit, um über das nachzudenken, was sich eben in diesen Gemächern abgespielt hatte. Raisa hatte ja mit jeder Art von Gespräch zwischen Revali und der Prinzessin gerechnet... Aber nicht mit einem solchen, wie es letzten Endes war. Da wäre es ihr ja noch lieber gewesen, wenn das Federvieh oder Zelda sie die gesamte Zeit über schlecht gemacht hätte – mit so etwas konnte sie zumindest um. Aber nein... Zelda war kurz davor gewesen die Karten offen auf den Tisch zu legen und Revali... Der verhielt sich noch sonderbarer als sonst.
Er wollte ihre Geschichte hören, um sie zu verstehen...
Dass sie nicht lachte! Sie war nicht zu verstehen und vor allem wollte sie es auch gar nicht. Wenn man jemanden nicht verstand, konnte man ihn auch nicht durchschauen. Und solange sie undurchschaubar blieb, blieb sie auch unberechenbar – eine einfache Schlussfolgerung. Aber dies war auch der einzige Vorteil, den sie seit dem 'Unfall' von vor vier Jahren nutzte.
„Leben meine Gemächer noch?", fragte Zelda, als sie mit Mipha zurückkehrte. Der genervte Blick, den die Prinzessin daraufhin von ihr geschenkt bekommen hatte, sprach schon seine Bände.
„Schön dich zu sehen." Mipha's freundliche Art bewegte sie jedoch dazu nicht ganz so unfreundlich zu wirken. Seit wann ließ sie sich so beeinflussen?
„Möchtest du sitzen bleiben, während ich deine Wunden heile?", fragte die Zora. Raisa nickte nur. Ihr war egal wie, Hauptsache das Ganze konnte sie nun hinter sich bringen. Mipha trat an sie heran, nahm behutsam ihren Arm und fing an die Wunden zu heilen.
„War es in Hebra so schlimm? Ich meine, deine Verletzungen...", fragte Mipha. Ob es in Hebra schlimm war? Hebra war die verdammte Hölle auf Erden gewesen! Und das allein schon wegen der Kälte. Diese schmerzhafte Kälte, die einen schon beinahe in die Knie zwang. Wenn es nicht eine ausgedachte Geschichte von Revali gewesen wäre, dann hätte sie gut nachvollziehen können, warum man dort Schwerverbrecher hinbrachte. Dort herrschte einzig und allein der Tod.
„Oh, Hebra war ganz wundervoll. Wirklich, ein Urlaubsziel für jeden! Ich bin nur fast erfroren, habe mir beinahe mein Genick gebrochen und wäre um ein Haar von einem riesigen Monster zerfleischt worden. Ich kann diese Region nur weiterempfehlen." Sie wollte das ganze Ironisch rüber bringen, doch hatte sie die gesamte Zeit über einen viel zu bissigen Unterton dafür gehabt.
Zelda und Mipha erwiderten nichts. Das Zoramädchen machte stumm ihre Arbeit weiter. Von Raisa's Hand war sie schon bis zu dem Oberarm, doch bis alle Wunden versorgt wurden, würde es wohl noch einige Zeit dauern.
„Raisa?", fragte Zelda und ließ sich auf ihr Bett nieder. „Was willst du von mir?", fragte sie zurück. „Kann es sein..., dass sich das Verhältnis zwischen dir und Revali irgendwie verändert hat?" Zelda sah auf die Frau, welche bis eben noch locker auf dem Stuhl gesessen hatte. Jetzt aber hatte sie sich angespannt und ihre Augenbrauen zuckten, was nie ein gutes Anzeichen war.
„Prinzessin, wie kommst du auf so etwas?", fragte Mipha halbwegs höflich, aber mehr noch verwundert. „Revali hat solche... Andeutungen gemacht. Nun sag schon..."
Glaubte Zelda wirklich, dass sie ihren Willen kriegen würde? Nicht bei ihr.., nicht bei Raisa!
„Das geht dich rein gar nichts an", erwiderte Raisa kalt. „Dann stimmt es also?", fragte Zelda weiter.
„Hast du was an den Ohren? Ich sagte, dass es dich nichts angeht!", knurrte sie.
Die Prinzessin setzte ein süffisantes Grinsen auf. „Weißt du Raisa, ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass du es sofort abgestritten hättest, wenn es nicht der Wahrheit entspräche. Hast du aber nicht. Du hast eine vage Aussage gegeben." Diese verfluchte Göre! „Ist das wirklich wahr, Raisa?", fragte Mipha vorsichtig. „Du musst es natürlich nicht sagen, wenn du nicht möchtest", fügte die Zora noch schnell hinzu.
„Ich verachte ihn nicht mehr", gab Raisa zu, damit die beiden endlich Ruhe gaben. An sich war dies auch nichts, was man wirklich geheim halten musste. „Dann magst du ihn?" War klar, dass so eine blöde Frage nur von Zelda kommen konnte. „Zwischen 'nicht mehr verachten' und 'mögen' liegen Welten, damit das klar ist. Ich kann diesen arroganten Vogel immer noch nicht leiden und glaube bloß nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird!"
Was bildete sich die Prinzessin nur ein? Urbosa's grauenhafte Art, sich in Dinge einzumischen, musste auf Zelda übergegangen sein.
Sie atmete tief durch, genoss es, dass grade niemand etwas sagte. Dank Mipha war ihr einer Arm bereits vollständig geheilt. Und mit einem Arm konnte sie wundervoll andere verletzen, wenn sie es darauf anlegten! „Wie du meinst", sagte Zelda und versuchte die angespannte Situation zu entschärfen. Für Raisa war es jedoch langsam an der Zeit Schloss Hyrule adieu zu sagen. Lange würde sie das nicht mehr aushalten. Sobald ihre Wunden verheilt waren, würde sie verschwinden.
„Ich verstehe nicht, warum du das machst", sagte sie zu Mipha. Nie im Leben würde sie sich so ausnutzen lassen, wie die Zora es mit sich machen ließ. „Ich bin froh, wenn ich dich Wunden anderer heilen kann", erklärte Mipha. Wie konnte man nur helfen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen?
„Wenn du so bereitwillig bist, jemanden zu helfen... Wo gedenkst du, finde ich den besten Schmied in Hyrule?", fragte Raisa. Die Zora schien zu überlegen. „Wenn du zu uns Zoras kommst, wird deine Waffe zwar elegant aussehen, aber ich denke die Goronen sind unschlagbar in der Schmiedekunst. Vielleicht kann Daruk dir ja einen Tipp geben." Dasselbe hatte das Federvieh auch gesagt.
Sollte sie den Weg nach Goronia wirklich auf sich nehmen? Nach der Kälte in Hebra könnte sie sich gut mal wieder aufwärmen.
„Der Pfad zum Todesberg ist momentan sehr gefährlich. Du solltest dir wirklich überlegen, ob du dort hinwillst", sagte Zelda. Der Pfad zum Todesberg, somit auch nach Goronia, sollte gefährlich sein? Der Todesberg war ein Vulkan, wo also sollte der bitte sicher sein? „Du wirst gehen, nicht wahr?" Zelda verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja was glaubst du denn, wenn ihr sagt, dass die Goronen die besten im Waffenschmieden sind?", erwiderte sie.
„Darf ich fragen, warum du überhaupt einen Schmied aufsuchen möchtest?" Mipha entzog ihre Hände, scheinbar, weil sie fertig war, und sah zu ihr. Wozu suchte man wohl einen Schmied auf? Zum Kuchen essen und Tee trinken sicherlich nicht. „Es gibt da etwas, was sich dieser ansehen soll." Dass die Antwort den beiden nicht ausreichte, war ihr gleich. Alles wofür Raisa sich jetzt interessierte, war ihre mögliche Reise nach Goronia.
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Number 6
FanficDie Hylianer fanden einen weiteren Titanen, der gegen die Verheerung Ganon eingesetzt werden sollte. Kurzerhand entschloss sich Prinzessin Zelda noch einen weiteren Recken aufzunehmen. Doch wen? Alle Völker Hyrules waren bereits vertreten. Nach lang...