Kapitel 50

156 21 2
                                    

NSY 34, Im Nirgendwo

Luana Taranis

Weit entfernt von Kylo, konnte Luana nicht sagen, wie lange sie schon in ihrer Gefangenschaft war. Irgendwann hatte sie, ihr Zeit Gefühl verlassen. Die Gewalt die sie ertragen musste, machte ihr immer mehr zu schaffen. Ihre Kehle fühlte sich trocken an und ihr Gesicht brannte, wenn sie es mit den Fingern berührte. Das ständige surren der Handschellen, tat sein Übriges. Sie hatte in der ganzen Zeit, in der sie sich jetzt schon in Gefangenschaft befand, schon alles an Gefühlen durchlebt. Wut darüber dass sie sich, nicht befreien konnte, dann darüber das keiner kam um sie zu befreien. Irgendwann die Verzweiflung darüber, dass es alles nie mehr aufhören würde. Die Trauer darüber dass es so enden würde. In den letzten Tagen war ein anderes Gefühl dazu gekommen. Luana musste immer an die Klippe, auf Ajan Kloss denken und die letzten Momente des Friedens die sie dort empfunden hatte.

Sie dachte zwangläufig dann auch an Kylo und an Rey. Würden sie sich gegenseitig umbringen, wenn sie nicht mehr wäre? Mit Sicherheit wäre es so. Ein schluchzen entkam aus ihrer Kehle, sie würde sterben dieser Gewissheit. Der Gedanke war zu schrecklich und so versuchte sie ihn zu verdrängen. Luana wusste sie brauchte all ihr Kraft und das bis zum schluss.

Dies sorgte dafür, dass sie sich bereit machte die Gegenwehr aufzugeben und ihren Tot hinzunehmen. Immer wieder wurde sie befragt und immer wieder hatte sie keine Antworten gegeben. Jedenfalls nicht die gewünschten. Das einzige was sie wiederholte, waren die Lügen, die sie sich ausgedacht hatte. Luana hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, das es jemals enden würde. Sie wollten dass der Vogel sang, doch da könnten sie lange warten. Irgendwann wurde sie wieder, in den Verhörraum geschleift. Sie fand sich wieder von der Decke baumelnd, so wie es immer gewesen war.

Mittlerweile zu geschwächt sich zu wehren und die Macht von ihren Fesseln unterdrückt, viel es ihr immer schwerer nicht einfach aufzugeben. Die Fesseln schnitten immer weiter in ihre Handgelenke, durch ihr eigenes Gewicht. Der schmierige ehrlose Jäger, beugte sich in ihr Gesicht und nahm es in die Hand. Er zwang sie damit, ihn anzuschauen.

Mittlerweile kannte sie sein Gesicht und sie hatte von Anfang an recht gehabt er war ein Mensch gewesen. Leider wurde ihr mit dieser Gewissheit auch klar, dass er nicht vorhatte sie am Leben zu lassen wenn das vorbei war. Sie kannte sein Gesicht und das wäre ein zu großes Risiko gewesen, sie wusste es aus eigener Erfahrung. Doch für alle Fälle hatte sie sich jede Einzelheit von dem Gesicht vor sich genau gemerkt, nie würde sie es vergessen. Ganz nah an ihrem Gesicht, fing er an zu sprechen.

"Was ist los Kleiner Vogel, ich merke das du dich fast nicht mehr wehrst. So ist das ganze ehr langweilig. Doch ich hatte dir ja gesagt dass jeder irgendwann aufgibt. Sag mir doch endlich was ich hören will."

Luana schaute auf ihre beiden Lichtschwerter, die er um sie weiter zu verhöhnen, an seinem Gürtel trug. Er sah ihre Blicke auf die Waffen und lachte während er sagte.

„Die hättest du wohl gerne oder? Ich komm gleich wieder und dann werden wir sehen was weiter mit dir passiert. Mir vergeht langsam die Lust, ob wohl es schön war mit dir kleiner Vogel."

Sie hing dort eine ganze Weile, mindestens sechs paar Augen ihrer Bewacher auf sich gerichtet. Bis er wieder herein kam, denn sie Mehr hassen gelernt hatte, als alles was sie kannte. Er stellte sich vor sie und fing an, sie mit dem Finger anzutippen. Da Luana nur mit ihren Zehenspitzen den Boden berührte, sorgte seine Berührung dafür dass sie sich langsam anfing zu drehen. Dadurch schnitten ihre Handschellen, wieder in die Handgelenke und ein brennender Schmerz durchfuhr sie. Ein zischen kam dabei, über ihre Lippen. Sie dreht sich langsam hin und wieder zurück, während er sagte.

„Kleiner Vogel ich muss dir leider sagen, dass alles irgendwann ein Ende hat. Doch du hast meine höchste Achtung, das du bis jetzt durchgehalten hast."

Luanas Gedanken wurden mit einem mal ganz klar, sie dachte an die Klippe auf Ajan Kloss.

Sie brauchte nicht die Macht, um zu wissen dass es jetzt bald enden würde. Doch komischer weise, war sie bereit. Bis zuletzt hatte sie es durchgehalten, das war das einzige das ihr noch Kraft gab und so sagte sie.

„Na los, bring es hinter dich Feigling. Bis zuletzt hast du nicht bekommen, was du wolltest."

Plötzlich hörte das drehen mit einem Ruck auf und sie schaute in das ihr so verhasste Gesicht. Er strich Luana die Haare aus dem Gesicht, die ruckartig weg zuckte.

„Nicht so schnell, ich finde wir beiden waren so lange zusammen wie wäre es mit einem Abschiedskuss? Das ist das mindeste, den du hast meinen Stolz verletzt indem du mir getrotzt hast."

Mit einem Mal spürte sie seine Lippen auf ihren, Luana zappelte angewidert hin und her konnte aber nichts ausrichten. Nachdem er wieder zurückwichen war, konnte sie nicht anders und spuckte ihn an. Er holte aus und Ohrfeigte sie.

„Ich hoffe dass es ein Trost für dich ist, das du mir nicht gesagt hast was ich wissen wollte. Denn dafür werde ich dir alles andere nehmen, was ich bekommen kann."

Zum ersten Mal hatte er wirklich die Fassung verloren, was Luana eine Genugtuung verschaffte. Doch als ihr klar wurden was seine Worte wohl bedeuteten, war sie es die versuchte die Fassung zu bewahren. Sie wurde wieder gedreht und hinter ihrem Rücken hörte sie sein Lachen, dann konnte sie heißen Atem an ihrem Nacken spüren.

„Das ist deine eigene schuld, ich kann schlecht verlieren."

Trotz ihrer Schmerzen in den Handgelenken, fing sie an sich zu wehren und zappelte hin und her. Seine Hände glitten an ihrem Körper Hinunter und erreichten den Bund ihrer Hose. Es widerte sie an und sie stieß einige Flüche aus. Dann wollten er ihr die Hose herunter zehren. Plötzlich ein lautes Geräusch, sie hörte dumpfe Schüsse. Der Mistkerl hinter ihr sagte.

„Was auch immer da kommt, aufhalten so lange wie möglich."

Ohne Nachzudenken was passierte, reagierte Luana wenige Augenblicke später einfach. Es war ihr mittlerweile egal, das sie den Tod finden könnte, Hauptsache ihr Peiniger würde nicht nochmal versuchen Hand an sie legen. Dieser hatte den Raum schon verlassen, als sie sich drehte. Direkt hinter ihr musste sich jetzt eine der Wachen befinden, sie konnte seine Stimme hören. Jetzt oder nie und so packte mit ihrer Hand, die Kette über sich. Zog ihre Beine Hoch und umschlang den Hals der Wache. Die dumpfen Geräusche, der Schüsse waren Mittlerweile verklungen. Die Restlichen Wachen wussten nicht, was sie tun sollten. Sie konnten nicht auf Luana schießen, sonst hätten sie auch ihr Röchelndes Opfer getroffen, das sie mit den Beinen fest umklammert hielt. Jetzt endlich hoch genug, würde sie mit ihren Fesseln, vom Hacken kommen. Im selben Moment, brach hinter den Wachen die Hölle los. Luana blieb keine Zeit, darauf zu achten, wer denn Raum stürmte.

Nachdem ihre Hände frei waren, wurde mit ihrem Peiniger nach hinten gerissen und landete hart auf dem Boden. Sämtliche Luft in ihren Lungen entwich, bei ihrem Aufprall. Die Wache war halb auf sie drauf gefallen und Luana spürte sein Gewicht auf sich. Ihr war es aber nicht möglich, sich von der Wache zu befreien. Sie war mit dem Kopf auf den harten Boden geschlagen, deshalb nahm sie alles nur noch wie durch einen Nebel wahr. Das einzige das nach wie vor präsent war, das schreckliche Surren der Handschellen.

Trotzdem bemerkte sie, dass die Schüsse um sie herum verstummt waren. Plötzlich verschwand das Gewicht, von ihrem Körper. Das einzige das danach noch zu hören war, handelte sich um ein flehen, auf das eine bedrohliche Stimme antwortete.

„Zeig mir alles was du weiß."

Nur Sekunden später, ein schreien...

Dann eine undurchdringliche Stille. Endlich hörte auch dieses Surren auf. Luana spürte wieder etwas, wenn auch anders, als vor der Zeit ihrer Gefangenschaft. Für sie spielte das alles in diesem Moment, keine Rolle mehr.

Der Vorhang der Welt schloss sich, den die Darbietung der Wirklichkeit hatte ein Ende gefunden. Zurück blieb, nur die Stille und die Gewissheit, endlich los lassen zu können.

To be poisedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt