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Gegenwart

Vincents Augen glänzten matt im Licht der Lampe auf dem Klavier in der Ecke des Raumes. Auch wenn er fast vierhundert Jahre später darüber sprach, schien die Traurigkeit dieses Morgens ihn noch genauso sehr zu schmerzen wie damals. Das Mädchen musterte ihn von ihrem Platz aus mit einem mitfühlenden Blick

»Was hast du deiner Schwester erzählt?«, fragte sie in die Stille die sich gebildet hatte. Vincent lächelte müde »Das ich ihr Bruder war und das sie Eleonora Bates hieß, aber Elly bevorzugte«. Das Mädchen lehnte sich zurück »Und diese Blair Winston? Wer war sie?« »Ich habe dir davon erzählt wie ich meine Eltern hintergangen und ein unschuldiges Mädchen kaltblütig ermordetet habe, Alice. Und du fragst mich nach dem Kindermädchen?«.

Sie musste daraufhin lächeln. Vincent ging dennoch auf ihre Frage ein »Sie war die Tochter des Arztes. Er war ein Vampir und sie somit ebenso, auch wenn sie eine sterbliche Mutter gehabt hatte. Das spricht alles ziemlich gegen die Legenden, ich weiß«, erriet Vincent die Gedanken von Alice »Aber ich lernte mit der Zeit, dass nichts wirklich unmöglich oder seltsam war.

Auch wenn Blair nie krank wurde, brauchte sie dennoch eine winzige Dosis des Gifts, um sie in dem Alter von gerade mal zweiundzwanzig wortwörtlich einzufrieren«. Alice verschränkte ihre Arme vor der Brust »War es für Elly schwer zu töten? Ich meine, weil sie so klein war?« »Blair wendete die gleiche Methode an, wie ihr Vater damals bei ihr. Sie ging auf die Jagd und nahm eine kleine Flasche voll Blut mit zurück zu Elly.

Meiner Schwester gestand ich erst Jahre später, dass es Blut war, aber nur weil sie mich dazu gedrängt hatte«. Vincent blickte wieder nachdenklich aus dem Fenster »Blair war für Elly kein Mutterersatz, sondern mehr eine Schwester. Ich war froh, dass sie in diesem Anwesen voller Männer jemanden hatte, der sie ein kleinen wenig verstand. Auf der anderen Seite, schien Elly auch Blair ans Herz gewachsen zu sein«. Alice begann kurz daraufhin zu grinsen. Verwundert wandte sich Vincent ihr zu

»Was ist daran zu amüsant?«, wollte er wissen. Ihr schelmisches Grinsen wurde noch breiter »Es ist alles zu perfekt«, stellte sie fest »Lass mich raten, wie in jeder guten Geschichte hast du dich in das Kindermädchen verliebt«. Vincent errötete jedoch nicht wie von ihr angenommen und stritt es auch mit ruhiger Stimme ab, ohne in peinliche Verlegenheit zu geraten. Entweder, dachte Alice, war er ein ziemlich guter Schauspieler oder es war die Wahrheit.

»Du willst also eine weithergeholte Liebesgeschichte?«, fragte er etwa beleidigt »Ist meine Lebensgeschichte denn wirklich so ermüdend?«. Alice stritt dies sofort ab »Nein, ganz im Gegenteil...«. Vincents Wangen färbten sich leicht rot

»Dann werde ich eben ein Jahr überspringen, das, um ehrlich zu sein, nur gefüllt mit dem Lernen von Etiketten, schreiben und rechnen war, eigentlich ziemlich langweilig verlief«. Alice stützte ihren Kopf auf ihre Hände und sah ihn gespannt an »Wie hieß sie?« »Florence Walton«.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt