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Mit grimmiger, nachdenklicher Miene starrte Jaronas auf den schwarzen Ruß an den übrig gebliebenen Mauern des Stadthauses. Schließlich wagte Joseph es, ihn zu stören und erklärte »Ich habe die Brandursache gefunden. Jemand hat im Salon des Hauses das Feuer gelegt. Man kann den Brandherd noch deutlich...«

»Ich will nicht wissen wie, sondern wer letzte Nacht zwei Vampire aus meinem Zirkel kaltblütig vermodert hat«, unterbrach Jaronas ihn kalt. »Der Täter wusste, dass Jack und Kate verrückt genug wären um ihre Mutter in den Flammen zu suchen«, fügte Lucien hinzu »Vielleicht einer von uns«. Joseph widersprach ihm »Die beiden Geschwister hatten keine Feinde im Zirkel. Sie waren zwar nur geduldet, aber es hätte keinen Grund gegeben sie zu töten«.

Ich wagte es mich nun auch zu Wort zu melden »Vielleicht waren es die Jäger. Sie halten sich schon ziemlich lange bedeckt«, Jaronas schien meine Meinung zu teilen »Es stimmt. In dem Brief aus Florenz stand, dass ihr nächstes Ziel London sein. Sie wollen den Hauptzirkel vernichten. Es war überhaupt eine absurde Idee einen zweiten Zirkel in einem anderen Land zu erlauben«, er wandte sich zu Joseph um »Verstärkt die Wachen. Dieses Schweigen der Jäger lässt darauf schließen, dass sie den Sommer über geplant haben und Waffen anschafften«.

Wir drei folgten ihm schweigend aus der Ruine zur Kutsche. Nachdem wir eingestiegen waren, erklärte er mit rauer Stimme »Sie haben uns mit dieser feigen Tat den Krieg erklärt«. Joseph knirschte mit den Zähnen »Wir werden sie ohnehin wieder besiegen«, Jaronas dachte kurz nach, ehe er darauf antwortete »Das Viktorianische Zeitalter hat viele neue Erfindungen hervorgebracht... wir müssen darauf gefasst sein, dass sie neue Waffen nutzen«. Lucien nickte zustimmend

»Auch wir sollten anfangen, von neuen Erfindungen gebrauch zu machen. Vielleicht sind wir dadurch nicht besser, aber zumindest mit ihnen gleich gestellt«. Die Kutsche bog auf den Trafalgar Square ein, als ich schließlich hinzufügte »Wieso versuchen wir keine Lösung zu finden, bei der niemand Blut vergießen muss?«, überrascht blickte Joseph in meine Richtung »Es ist mir nicht entgangen, dass die beiden Stewarts dir am Herzen lagen.

Bist du denn nicht wütend und willst Gerechtigkeit?«. Ich schüttelte den Kopf »Nicht auf diese Weise«, müde senkte ich den Blick »Auch wenn ich wütend bin. So sehr, dass ich es nicht in Worte fassen kann«. Mir entging Luciens spöttisches Grinsen nicht »Du willst nur nicht selbst kämpfen?«, fragte er und tauschte einen vielsagenden Blick mit Joseph, der neben ihm saß, aus.

Leicht verärgert konterte ich »Ich suche nur eine andere Weise, um den Zirkel zu schützen. Genau um das geht es doch, oder?«. Luciens selbstgefälliges Grinsen verblasste von seinen Lippen, als Jaronas sich vom Fenster abwandte und ihn ansah »Vincent hat recht, wir sollten zuerst eine Verhandlung...« »Das kann unmöglich dein Ernst sein!«, zum ersten Mal in meinem Leben sah ich wie Jaronas von einem anderen unterbrochen wurde.

Noch dazu von meinem Cousin, der nun mit feurigen Augen in seine Richtung starrte »Sie wollen Krieg... es gibt nichts mehr zu verhandeln!«. Ein bitteres Lächeln entsprang Jaronas Gesichtszügen »Du verstehst meinen Hintergedanken nicht, Lucien. Ich will deine Idee mit der von Vincent zusammenfügen«. Er lehnte sich auf seinen Spazierstock »Im Falle einer Verhandlung, werden sie einen Hinterhalt planen.

Aber dasselbe könne wir auch, wenn wir den Ort genau studieren, in dem sie die Verhandlung vorschlagen«, Lucien lehnte sich zufrieden zurück »Wir lassen sie in den glauben, dass wir nichts ahnen und kommen nur mit ein paar Vampiren. Der restliche Zirkel aber, hält sich versteckt und umkreist das Areal«, Jaronas nickte »Du versteht schnell«. Ich runzelte argwöhnisch die Stirn

»Aber werden sie nicht genau das vermuten?«, Jaronas blickte mich von der Seite selbstsicher an »Nicht, wenn wir sie in dem glauben lassen, dass sie alles unter Kontrolle haben«. Joseph fragte daraufhin, was er damit meine und mein Lehrer antwortet »Wir lassen ihnen den Tag, die Zeit und den Ort aussuchen.

Dadurch werden sie sich in vollkommener Sicherheit wiegen«. Joseph genügte die Antwort nicht »Aber dann sind wir im Nachteil«. Jaronas wandte sich wieder dem Fenster zu »Du hältst einen Gefangen am längsten in seinem Käfig, wenn du ihm nicht erzählst, dass er gefangen ist«.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt