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Es war Ende Dezember des Jahres 1903 als der kurzzeitige Waffenstillstand zu enden drohte und die Jäger uns in Paris fanden. Schon seit mehreren Tagen berichteten Spione von Jaronas, dass sie Armon und andere seiner Gefolgschaft gesehen hätten. Ich spürte ihre Anwesenheit im Rücken, wenn ich nachts auf die Jagd ging.

Sah ständig Männer die mich, aus dunklen Winkeln und Gassen heraus, beobachteten und verfiel daraufhin einer leichten Paranoia. Die Albträume, die in den scheußlichen Erinnerungen meiner Gefangenschaft Nahrung fanden, kamen zurück und bereiteten mir schlaflose Nächte und Tage. Doch ich ließ mir nichts davon anmerken und spazierte weiterhin alleine durch die Parks und Straßen von Paris auf der Suche nach Ablenkung.

Wie auch am vorletzten Tag des Jahres, an dem ich durch den verschneiten Park Monceau schlenderte. Als ich durch den südlichen Eingang trat, spürte ich wieder die Anwesenheit eines Jägers. Ich umklammerte den Griff meines Spazierstockes fester. Es lag natürlich nicht an meinem Alter, dass ich auf diese Gehhilfe zurückgreifen musste, aber er diente als gute unauffällige Waffe. Ich beschleunigte meine Schritte. Ich sah mich unauffällig um. Der Park war gut besucht an diesem Wintermorgen.

Ich wiegte mich in Sicherheit, als mir klar wurde das mich die Jäger niemals an einem öffentlichen Platz angreifen würden. Trotzdem lockerte ich meinen Griff nicht. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, stieß ich mit einem Mädchen zusammen. Ich hatte meine ganze Aufmerksamkeit den Jägern zugewandt, so dass ich direkt und mit voller Wucht in das Mädchen hineingelaufen war. Sie ließ das Buch, das sie in den Händen hielt, fallen um taumelnd zu versuchen ihr Gleichgewicht wieder zu finden.

Ich ergriff ihr Handgelenk und bot ihr somit sicheren Halt bis sie wieder auf eigenen Füßen stehen konnte. Als ich sie wieder losließ, wanderte mein Blick zu ihrem Gesicht hinauf. Die junge Frau besaß das Gesicht einer Porzellan Puppe. Ihre dunkelblauen Augen leuchteten schüchtern hinter den dunkelblonden Locken hervor die ihr ovales Gesicht einrahmten. Sie roch nach Lavendel und ihre makellose blasse Haut fühlte sich an wie die Blütenblätter einer Rose.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt