145

14 3 0
                                    

Er riss mich förmlich aus meinem Tagtraum. Ich blinzelte kurz um meine Gedanken wieder zu ordnen bevor ich ihm widersprach. »Wohl eher Jahrhunderte lange Erfahrung«, sagte ich bescheiden. »Du erinnerst mich an meinen Sohn«, überrascht sah ich Jaronas an.

Hatte er mich deshalb vor über zweihundert Jahren verwandelt? War das die Antwort nach der ich, seit der Nacht in die er Jack mit seinem Blut geheilt hatte, schon so lange suchte? Um mir sicher zu sein, fragte ich ihn »Du hattest einen Sohn?« »Ja...«, Jaronas blickte in das Kaminfeuer. »Wie hieß er?« »Jaron«, antwortete er knapp. »Meine Frau Helena gab ihm den Namen. Er bedeutet so viel wie ,,Er wird glücklich sein'' auf Hebräisch«, in seiner Stimme lag ein Hauch von Traurigkeit »Er starb früh.

Im Alter von fünfzehn Jahren erkrankte er an Malaria, nachdem wir von einer Reise nach Ägypten zurückgekehrt waren« »Konntest du ihn nicht mit deinem Blut heilen?«, Jaronas lächelte schwermütig »Nein, ich war zu dieser Zeit noch ein Mensch«. Jaronas sah zu meiner Schwester und mir hinüber. Es verlangte eine Menge Vorstellungskraft von mir ab, mir dieses Bild im Kopf auszumalen.

Selbst die älteren Vampire, kannten Jaronas nur als Unsterblichen. Elly saß neben mir und zwirbelte aus Langeweile ihre braunen Haare um ihre kleinen, zierlichen Finger. »Ich hätte alles dafür gegeben, um ihn vor dieser abscheulichen Krankheit zu retten«, ich spürte den Anflug von Mitleid in mir. »Hast du mich deswegen verwandelt, weil du deinen verstorbenen Sohn in mir gesehen hast? Ist das der Grund warum du Elly nicht mit deinem Blut heiltest, sondern mich in meiner Verzweiflung hintergangen hast?«, Jaronas schien überrascht »Hintergangen?« »Wie würdest du es sonst bezeichnen? Etwa Nächstenliebe?«, warf ich ihm vor.

»Es war ein Gefallen. Aber du kannst es auch Nächstenliebe nennen«, ich musste daraufhin verächtlich lachen »Das war weder Nächstenliebe noch ein Gefallen. Du hast mich verdammt«. Ruhig betrachtete Jaronas mich, als ob er versuchte heraufzufinden was in mir vorging. »Du bist mit Abstand einer meiner unergründlichsten und schwierigsten Schüler«, das machte mich wütend. »Etwa weil ich mich dir nicht dankend vor die Füße werfe wie Stephan? Du denkst wirklich du bist ein unschuldiger Heiliger, Jaronas!«.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt