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Ich biss die Zähne zusammen, blendete den pulsierenden Schmerz in meinem Kopf aus und eilte die Treppe in den verwüsteten Salon hinunter. Das Mobiliar lag noch immer genau so verwüstet, wie gestern Abend, in dem Zimmer. Nur das leere Bücherregal stand wieder an seinem ursprünglichen Platz. Die Bücher lagen verstreut auf dem schweren Teppich.

Elly saß wimmernd hinter dem Klavier. Ihre Augen waren gerötet und Tränen strömten über ihre runden Backen. Besorgt kniete ich mich zu ihr auf den Boden »Was ist passiert, Elly?«, fragte ich, während sie in meine Arme krabbelte. »Jaronas...«, schluchzte sie heiser. Sie legte ihren Kopf an meine Brust. Völlig aufgelöst und schutzsuchend klammerte meine Schwester sich an mich. »Er... er ist wütend«, zärtlich strich ich über ihren Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn

»Keine Angst. Wir beide werden ihn bald verlassen und auf eine lange Reise gehen«. Ihre kleinen zierlichen Finger gruben sich durch mein Hemd in meine Haut. »Aber jetzt muss ich gehen«, flüsterte ich mit weicher Stimme. »Bitte geh nicht« »Ich muss Vorbereitungen treffen«, sie begann wieder zu schluchzen »Ich werde sehr bald zurück sein«, versprach ich ihr und löste mich von ihrer Umarmung.

Ich wandte mich und wollte gerade nach dem unheimlichen Buch von Jaronas greifen, als ich erschrocken feststellte, dass der Brief fehlte. Panisch begann ich durch die vergilbten Seiten zu blättern. Verzweifelt suchte ich auch den Boden ab. Jaronas musste den Brief gefunden haben. Das hieß auch, dass er alles gelesen hatte. Alles über meine Pläne ihn zu verlassen.

Jetzt wurde mir auch klar, warum er so wütend war. Er hatte noch nie zuvor seine Wut an meiner Schwester ausgelassen. Mein Herzschlag beschleunigte sich vor Panik. Ich musste sofort zu Marie.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt