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Ich gehörte dort nicht hin. Ich war Engländer und liebte das regnerische London mit seinem wirren Straßennetz und den dunklen Verstecken mehr als die Stadt der Lichter, als was Paris schon damals bekannt war. Schließlich riss ich mich von der monotonen, ermüdenden Leinwand los, verdrängte die betäubenden Gedanken und machte mich auf dem Weg zum Schiff.

Auf halben Weg, nahm ich im Augenwinkel eine Bewegung war. Skeptisch wandte ich meinen Blick nach links und rechts. Ich dachte an die Jäger und spürte wieder das Brennen in meiner Brust. Die Wunde war zwar durch den üppigen Blutkonsum der letzten Tage vollständig verheilt, doch der Schmerz saß noch immer tief in meinem Fleisch. Ich biss die Zähne zusammen.

Plötzlich huschte der Schatten erneut an mir blitzschnell vorbei und verschwand hinter einer Ladung Holzkisten. Die dunkle Gestalt war nur in dem flüchtigen Moment eines Sekunden Bruchteils zu sehen gewesen, Von Neugierde angetrieben lugte ich vorsichtig dahinter. Niemand war dort. Langsam beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Doch auch pure Wut mischte sich in diesen bunten Topf voller Empfindungen.

»Komm raus und zeigt dich«, knurrte ich verärgert. Es knarrte leise hinter mir. Abrupt wandte ich mich um, so dass mein Mantel hochwirbelte. Ich fletschte die Zähne. Hinter mir war keine Menschenseele. Ich ließ mich doch nicht zum Narren halten! Rasend vor Wut sah ich hinter den nächsten Stapel von Kisten. Nichts! Ich wurde verrückt. »Vincent?«, es war Jaronas Stimme, die von weit her zu mir hinüberdrang und fast im Rauschen der Wellen unterging.

Ich wollte gerade umkehren, da sah ich einen dunkelbraunen lockigen Haarschopf rechts von mir aufblitzen. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit warf ich mich über die Holzkiste und landete mit einem leisen Fluchen auf dem Boden. Niemand war dort. Ich stand auf und klopfte mir den Dreck von der Kleidung. Ich spürte plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Mit einem Ruck packte ich sie und wollte meinen Angreifer gerade Wegs zu Boden schleudern, da befreite er sich geschickt aus meinem Griff.

Ich drehte mich um und holte aus um ihm mit meiner Faust einen kräftigen Schlag ins Gesicht zu verpassen, da bemerkte ich erst das es Jaronas war. Mit einer nicht wahrnehmbaren Handbewegung stoppte er meinen Arm nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht. »Was ist nur in dich gefahren, Junge!«, murmelte er gereizt. »Mach jetzt, dass du an Bord kommst bevor wir ohne nicht ablegen«, befahl er streng und ließ meinen Arm los. Wortlos folgte ich ihm.

Nur wenige Augenblicke nach dem wir das Schiff betreten hatte, wurden die rauen Seile gelöst und das Schiff trieb auf das offene Meer hinaus. Ich stand an der Reling während Elly meine Hand hielt und Blair winkte. Ich wandte mich nur kurz ab, um noch einmal meinen Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt