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Einen Tag später brachte ein Bote der Jäger eine Antwort auf Jaronas Schreiben. Es war für niemanden überraschend, das deren Anführer sich in unsere Falle begab. Am vierten September würde das Treffen in einem verlassenen Lagerhaus in Whitechapel stattfinden. Sofort schickte Jaronas Lucien aus, um dessen Baupläne zu beschaffen und auch eine Karte um die Straßen und Nachbargebäude zu studieren.

Währenddessen wurde Joseph beauftragt sich um die Waffen zu kümmern und ein kleines Heer aufzustellen. Die alten Vampire, die vor der Neuzeit verwandelt wurden, hatten bereits einen Krieg gegen die Jäger um 1380 geführt, in dem sie mit Leichtigkeit gewonnen hatte. Und genau auf diesen Sieg, der schon über vierhundert Jahre her war, stützten sie ihre Selbstsicherheit. Es kam mir vor, als würde Joseph sich nicht im geringsten bemühen die neusten Waffen zusammen zu tragen, sondern sich auf seine alten Methoden zu verlassen.

Ich teilte diese Vermutung nur ungern mit Jaronas, der mir versicherte, dass er sich selbst um neue Waffen kümmern würde. Schlussendlich wurde das Ergebnis am Morgen des vierten Septembers in der Bibliothek verkündet. Doch zuvor hatte Jaronas selbst, jeden sterblichen Angestellten im Anwesen entlassen. Der Plan entsprach genau dem Modell, dass in der Kutsche entstanden war. Die alten, erfahrenen Vampire würden mit Jaronas gehen. Lucien würden mit den restlichen draußen, als Passanten getarnt, auf das Signal von meinem Lehrer warten.

Ich war nicht sonderlich erfreut, als ich erfuhr, dass ich Jaronas ebenfalls begleiten sollte. Sein schwaches Argument war, dass die Jäger stutzig werden würden, wenn nur die uralten auftauchten. Dennoch hinterfragte ich nichts und spürte wie sich eine Angst in meinen Magen legte. Das nervöse und unentschlossene Gefühl bereitete mir Übelkeit. aus diesem Grund verließ ich die Bibliothek und verschwand hinaus in den Park. Mit zittrigen Knien spazierte ich zum Stall, um mein Unbehagen an der frischen Luft loszuwerden.

Mit blassem Gesicht schlenderte ich gerade am Eingang des Stall vorbei, als ich plötzlich leises Kichern vernahm. Ich kannte dieses mädchenhafte Lachen und wusste sofort, dass Blair schon wieder meine Schwester aus den Augen verloren hatte. Ich konnte ihr nicht böse sein, denn wenn man eine für immer siebenjährige seit fast dreihundert Jahren jeden Tag über bemuttern musste, schlich sich irgendwann der Gedanke in den Geist, dass es an einem gewissen Punkt genug war. Also schlich ich den den Stall, in dem nur dummer licht herrschte und spähte hinter einen Haufen Heu.

Schockiert musste ich fest stellen, dass Ellys Mund blutverschmiert war. Noch schlimmer aber, war jenen Tatsache, das der Stalljunge Fox neben ihr saß. An seiner unnatürlich hellen Augenfarbe erkannte ich schnell, welches Malheur sich in dem Stall zu getragen hatte. Elly hatte, auch wenn es schien unmöglich war, den zwölfjährigen Jungen des Stallmeisters verwandelt. Es lässt sich so einfach sagen, aber ich fragte mich woher sie überhaupt wusste wie dies von Statten ging. Entsetzt stellte ich sie zu reden »Eleonora!«, begann ich im strengen Tonfall und krallte mein Finger in meine Haare »Was zum Teufel hast du angerichtet?«.

Meine Schwester legte ihren Kopf fragend schief und zuckte mit den Schultern »Jaronas sagte das alle, die nicht so sind wie wir, gehen. Deshalb musste Fox so werden wir ich, weil ich ihn mag und er bleiben soll«. In dieser kindischen Naivität lag eine verfluchte, einfache Logik.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt