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Ich bog hastig ungesehen in eine Seitengasse ein. Der Schlamm am Boden erschwerte das Gehen,aber ich kämpfte mich bis zur Hauptstraße, die zum Tower of London führte, durch. Ich erreichte einen kleinen Markt und beschloss mich kurz unter die Sterblichen zu mischen, falls mein Verfolger mich doch zuvor gesehen hatte.

Nervös spazierte ich durch die Reihe aus Ständen und sah mich unauffällig um.Als ich an einem Tuchstand vorbei kam, blitzte ein Paar von hellgrünen mandelförmigen Augen hinter den Seidenstoffen hervor. Ich spürte wie meine Unsicherheit als blasse Röte in meine Wangen kroch.

Florence senkte das Tuch aus hellblauem Stoff »Mr. Bates«, begrüßte sie mich überrascht. »Miss Walton«,entgegnet ich erfreut »Es ist mir ein Rätsel wie Sie sich noch an mich erinnern können. Der Ball ist immerhin schon Wochen her«. Sie lächelte verstohlen »Wie kann ich einen solch charmanten Tanzpaaren vergessen?«.

Die Röte in meinem Gesicht färbte sich noch intensiver »Sie schmeicheln mir«, bemerkte ich »Aber sie sind eine schlechte Lügnerin, Miss Walton«. Florence errötete leicht »Eine meiner Schwächen«, gestand sie gekünstelt seufzend. Während sie ein Tuch aus grünem Samt in Betrachtung zog entgegnete ich »Ich kann mir nicht vorstellen,dass Sie viele besitzen«.

Ihre blassen Finger fuhren über den Stoff »Wenn Sie nur wüssten, Mr. Bates«. Nach einem kurzen Schweigen deutete sie der Händlerin,einer alten Italienerin, dass sie das Tuch kaufen  wollte. »Sehr gute Wahl«, erklärte die Händlerinin einem gebrochenem Englisch »Stoff hat gute Qualität«.

Florence war geradedabei die zwei verlangten Goldmünzen hervorzuholen, als ich bereits der Händlerin das Geld überreichte. Florence hielt überrascht in ihrer Bewegung inne »Mr. Bates...«, stammelte sie verlegen »Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«.    

    Ich hörte jedoch gar nicht auf ihre beschämten Worte, sondern spürte nur diese wohltuende Wärme um mein Herz. Es schlug so unnatürlich schnell. Fast schien es mir als ob es einwilder, flatternder Vogel wäre, der sich aus dem Käfig meiner Rippen zu befreien versuchte. Florence senkte ihren Blick »Danke«, sagte sie schließlich.

Schließlich lud Florence mich ein, falls es keine zu große Umstände bereite,sie nach Hause zu begleiten. Ich hielt es natürlich für eine wunderbare Idee und willigte sofort ein. Obwohl Florence versuchte so unbesorgt und fröhlich wie möglich zu wirken, spürte ich dennoch ihre Verschlossenheit.

Es war nicht die naive Schüchternheit wie sie manche junge Mädchen besaßen, sondern eine schwere Trauer die sie zwang über jedes Wort lange nachzudenken, bevor sie auf meine Fragen einging. Mich beschlich die Vermutung, dass es wegen meines Geschenkes war.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt