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Nachdem ich zurück zu dem kleinen Markt gegangen war, stellte ich missmutig fest, dass mein Verfolger dort auf mich gewartet hatte. Meine ohnehin schon getrübte Stimmung verwandelte sich langsam in einen gereizten Zustand, als ich feststellte, dass er nichtvalleine war.

Ein Mann seines Alters, von irischer Abstammung, lehnte nervös unmittelbar neben ihn an einem Stand und führte eine hitzige Diskussion. Es schien, als hätte mich der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen noch nicht gesehen.

Auch wenn dessen adlerartiger, starrer Blick ruhig über den Platz wanderte und er trotz dem eifrigen Gerede seines Komplizen konzentriert wirkte.Die beiden zu umgehen ließ sich nicht vermeiden, da die alten Häuser London dicht beinander gedrängt der Hauptstraße entlang standen und von hier nur wenige kleine Schleichwege ungesehen wegführten.

Glücklicherweise würde sich das 1666 ändern, als das Große Feuer von London die halbe Stadt niederbrannte und die Metropole neu und lebenswerter wiederaufgebaut wurde. Doch das war noch Jahrzehnte entfernt und die Stadt ähnelte einem Schlammloch aus Krankheit und Armut. Verstohlen senkte ich meinen aufmerksamen Blick und schob mich durch die Menschen auf die andere Seite der Straße.

Hastig beschleunigte ich meinenSchritt, als ich direkt gegenüber der beiden Männer war. Angespannt drehte ich meinen Kopf ein wenig zur Seite und tat so, als würde ich etwas unter meinem Umhang hervor holen, so das sie mein Gesicht unmöglich sehen konnten. Die Stimme des Iren drang mit einem starken Akzent zu mir hinüber

»Wie glaubst du soll ich es Armon erklären, dass du diesen Untoten aus den Augen verloren hast?«,wollte er gereizt wissen. Mein Verfolger konterte »Wenn du deine verfluchte Klappe nur für eine Minute halten könntest, McKlein...«. Ich verschwand ungesehen in einen kleinen Hinterhof und lugte vorsichtig, im Torbogen stehend, um die Ecke über die Hauptstraße auf die beiden Streithähne.

McKlein verschränkte erzürnt die Arme vor der Brust »Wenn du nicht unser bester Spurenleser wärst, Richmond, dann hätte ich dich schon längst an die Untoten im Verlies verfüttert«. Richmond lächelte siegessicher »Siehst du, die ganze Bruderschaft ist auf mich angewiesen«. Mit einem tiefen Knurren erklärte McKlein »Vielleicht Armon und die anderen Jäger, aber sicher nicht ich«

»Dann geh und such diesen Vincent Bates selbst«, schlug Richmond vor. Mit einem Schlag lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Der Ire nickte »Das werde ich jetzt auch tun, Richmond«. Selbstsicher fügte er noch hinzu »Und seine kleine Schwester werde ich auch noch finden«. Richmond lachte abschätzig »Du kannst ja nicht einmal auf deine zehnjährige Nicht aufpassen, wie willst du dann ein unsterbliches Kind in London finden?«.

Mit hochrotem Kopf packte McKlein ihn am Kragen »Na gut du Besserwisser, dann sag mir doch wie du es anstellen willst?«. Richmond befreite sich aus seinem Griff ehe er antwortete »Wir werden jetzt zu den Eltern gehen, das versprochene Geld abholen und dann auch Informationen über die beiden sammeln.

Immerhin behauptet der alte Bates, dass er seinen Sohn mit eigenen Augen vor wenigen Wochen gesehen hat«. Mit einem zufriedenen Lächeln deutete er McKlein, dass er ihm folgen sollte. »Und wenn wir Glück haben«, fügte er noch hinzu »Läuft der Junge uns vielleicht noch über den Weg«

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt