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Das tiefe Schlagen der Wanduhr im Flur weckte mich auf. Es war sicher weniger als zehn Minuten her, dass mir meine Augenlider vor Müdigkeit zugefallen waren. Das Kaminfeuer war erloschen und alle Kerzen waren heruntergebrannt. Die Dunkelheit füllte das Haus, sowie das unheimlichen Schlagen der Uhr die nach neuen Schlägen verstummte.

Die Stille mischte sich in das tiefe Schwarz und ließ meine Adern gefrieren. Ich war alleine in diesem riesigen Haus mit den leeren düsteren Zimmern. Vielleicht lag es an meiner immer noch nicht auskurierten Müdigkeit, dass zu viel Angst meinen Körper beherrschte um mich aus dem Sessel zu bewegen. Ich traute mich erst die Augen zu öffnen, als ich das raue Gefühl des Briefpapiers nicht in meinen Händen spürte.

Ich stand auf und tastete nach einem Streichholz auf dem Kaminsims, doch ich spürte nur den von der restwärme lauwarmen Stein selbst. Ich fühlte mich wie ein Blinder. Die Schwärze war so dicht, dass man nicht einmal die Umrisse von Möbeln erkennen konnte. Schließlich tappte ich unbeholfen Richtung Flur und schaffte es irgendwie die Schublade der hölzernen Kommode am Ende des Ganges zu öffne und eine neue Packung Streichhölzer herauszuholen.

Erleichtert zündete ich den Leuchter auf der Kommode an. Der schwache Schein der drei Kerzen darauf erhellte einen Großteil des Flurs mit gelblichen Licht. Ich wollte zurück in den Salon gehen, doch ich spürte einen eisigen Luftzug meine Haut streifen. Ich ging den Flur entlang, immer der Kälte nach und gelangte schließlich zur Haustür. Sie stand einen Spalt breit offen. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. War ich wirklich allein? Langsam drehte ich mich um.

Nur der dunkle Flur lag vor mir. Mein Herzschlag beschleunigte sich rasant. Ein Knarren. Es war von oben gekommen, aus einem der leerstehenden Zimmer. Ein Tropfen Schweiß rann über meine Schläfe. Am liebsten hätte ich meinen Mantel genommen und wäre nach draußen geflohen. Doch irgendwas sagte mir, dass ich da draußen auch nicht sicherer war als im Haus. Ich trat leicht zitternd an die Treppe heran und sah nach oben.

Die Furcht traf mich mitten ins Herz, das kurzzeitig aufhörte zu schlagen. Dort am obersten Treppenabsatz stand eine dunkle gestalte. Völlig regungslos verharrte sie dort uns starrte zu mir hinunter. Die Angst packte mich am Hals und erwürgte mich fast. Ich schnappte panisch nach Luft.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt