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Angestrengt suchte ich in dem dämmrigen Licht auf dem Steinboden nach der Spur aus Maries Blut. Ich spürte wie ein Schub aus wilder Entschlossenheit in einer Welle aus Wärme über meine Körper hinweg rollte, als ich die Tropfen aus dunklem Rot schließlich gefunden hatte. Meine betäubten Sinne erwachten mit einem Schlag.

Ich begann zu rennen, bis mich die undurchdringliche Dunkelheit einholte. Nicht weniger entschlossen begann ich mich mühevoll an den Wänden entlang zu tasten. Die schweigende Schwärze hatte mich komplett verschluckt. Meine eisig blauen Augen starrten wie gebannt in die Schwärze. Zuerst schrieb ich es meinem erschöpften Geist zu, aber dann erkannte ich deutlich den blass orangen Schein einer Fackel.

Ich näherte mich hastig der Lichtquelle und vernahm nach wenigen Schritten, ein leises Schluchzen. Meine erstarrten Hände glitten an den kahlen, rauen Steinwänden entlang. Mit der winzigen Unendlichkeit die verstrich, wurde das dünne Schluchzen lauter. Ein argwöhnisches Gefühl verriet mir, dass mein Lehrer ganz in der Nähe sein musste und auf mich wartete. Jaronas, der älteste Vampir der Welt.

Kein anderer unsterblicher hatte der Menschheit von Anfang an miterlebt. Er selbst war der Ursprung aller Mythen die in den Kulturen rund um den Globus entstanden waren. Und Jaronas allein hatte die Macht, jeden Sterblichen, wie auch Unsterblichen zu töten. In seinen Händen lag eine unvorstellbare Kraft aus Wissen und Geschick.

Er musste einen anderen nur kurz ansehen, um seine Schwäche zu erkennen. Das war jener Grund, warum ich kurz innehielt. Jaronas kannte mich schon seit fast dreihundert Jahren. Mein Lehrer wusste wo er die Klinge ansetzen musste, um mich für immer schweigen zu lassen. Welche Worte benötigte, um mich zu brechen.

Aus der Dunkelheit brach der Lichtschimmer der Fackel schließlich zur Gänze hervor. Maries zittrige Stimme, erfüllt von unsagbarer Angst, drang zu mir hindurch. Am liebsten hätte ich etwas gesagt, um sie zu beruhigen, doch das Schweigen lag schwer auf meiner Zunge.

Ich näherte ich langsam der Lichtquelle und warf einen zögerlichen Blick in den leeren Raum vor mir, von dem zwei weitere Gänge in die tiefen der Katakomben führten. Eine einzige Fackel spendete Licht. Deren angezogenen, zitternden Schatten glichen Dämonen aus der Hölle, die sich an meinem Leid ergötzten.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt