51

28 6 0
                                    

Ich bemerkte das Elly schon die ganze Zeit neben mir stand und mit kalter Miene in das Innere starrte. In ihren Augen glänzte weder Traurigkeit noch Bedauern. Nichts Lebendiges spiegelte sich in ihnen wieder.

Ich trat zurück und wandte mich um, ich konnte das alles nicht mehr ertragen, weder den Anblick noch den Geruch des Todes. Ich hörte Ellys Schritte hinter mir. Dann das Knarren der Tür. Ich wirbelte herum und stolperte ihr nach.

Sie stand nun in dem winzigen Vorraum, die Tür zum Raum des Todes war nur angelehnt und ein blasser Lichtstreifen lag am Boden. Ich riss sie an der Schulter zurück und zerrte sie lautlos wieder hinaus »Das kannst du nicht tun« flüstere ich empört und verzweifelt zugleich »Warum nicht?«. Sie sah mich wütend an, sie hatte es beschlossen: die Familie würde sterben.

Ich ließ sie los, sie war mir in diesem Augenblick so fremd. »Eleonora...« »Nenn mich nicht so« ihre Stimme war so drohend das selbst ich mich eingeschüchtert fühlte »Sieht du es denn nicht?« fragte sie aufgebracht. Sie deutete zum Fenster »Die Eltern, sie sind beide krank.

Man kann es förmlich spüren wie der Tod sie aufzehrt. Und der Junge, welche Zukunft würde er haben ohne jegliche Familie?« sie trat auf mich zu und packte mich mit beiden Händen an den Armen »Siehst du es den nicht das niemand in diesem Raum eine Zukunft haben wird?« »Du müsstest dich selbst reden hören« flüstere ich fassungslos. Wütend stieß sie mich weg.

Wortlos drehte sie sich um und verlies beleidigt das Haus. Ich begann ihr nachzurennen und während ich ihr nachrief, dass sie doch stehen bleiben solle, begann es wieder zu regnen. Die Tropfen trommelten auf die Dächer und durchnässten mich von neuem.

Nach wenigen Metern bog sie um eine Ecke und verstand Richtung Whitechapel. Ich weiß nicht wie lange ich umhergelaufen war und sie gesucht hatte. Es mussten Stunden gewesen sein.

Ich weiß auch nicht mehr woher ich die Kraft nahm ein Pferd zu stehlen, aber ich erreichte das Anwesen kurz vor Sonnenaufgang. Vor dem Tor ließ ich es frei und es galoppierte nach Süden davon.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt