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Ein lautes Knacken zerriss die Stille, als er versuchte sich mit seinen Händen abzufangen. Während Michael sich das schmerzende, rechte Handgelenk rieb kroch ich zur offenen Tür. Das Blut strömte ungehindert aus der Wunde und färbte das Stroh dunkelrot. Ein brennender Schmerz durchzuckte meinen linken Fußen.

Ich blickte hinter mich und stellte entsetzt fest, dass Michael seinen Dolch wieder hervor geholt hatte und damit quer über meinen Unterschenkel geschnitten hatte. Aus der tiefen, fast fünfzehn Zentimeter langen Wunde, drang Blut und durchtränkte meine zerrissene Hose.

Ich kämpfte mich dennoch weiter. Mühevoll zog ich mich am Gitter hoch. Michael tat es mir gleich und schnaubte verärgert, als ich die Tür zu warf und den Schlüssel, den James stecken gelassen hatte, ganze zweimal im Schloss herumdrehte und abschließend abzog.

Mit einem siegessicheren Lächeln humpelte ich mit zusammen gebissenen Zähnen zur anderen Zelle und sah durch die Gitterstäbe die zwei anderen Vampire. Beide knieten ausgehungert und eng umschlungen auf dem Stroh.

Eilig schloss ich die Tür auf »Kommt«, forderte ich sie nervös auf »Wir müssen weg, bevor noch andere Jäger kommen«. Lucas half der Frau auf und führte sie behutsam aus der Zelle. Seine grünen Augen funkelten matt im Licht der Fackeln »Danke«, flüsterte er.

Ich nickte stumm und wandte mich zu der Treppe um. Plötzlich schoss McKlein hervor und packte mich gewaltsam. Überrascht taumelte ich. Lucas ließ von der Frau ab und packte McKleins Kopf von hinten. Mit einem kräftigen Ruck drehte er ihn zurück. Ein furchtbares Knacken hallte an den kahlen Steinwänden wieder.

Sein lebloser Körper ging zu Boden. Die Frau schlug entsetzt ihre Hände vor den Mund. »Elena«, sprach Lucas mit ruhiger Stimme auf sie ein »Komm jetzt«. Wir steigen die Treppe hastig hoch und trat auf einen kleinen, leeren Innenhof hinaus.

Die Dunkelheit der Nacht kroch bereits als tiefe Schatten über den Platz. Eilig lief ich unter stechenden Schmerzen zum Tor. Mit aller letzter Kraft schob ich die linke Holzflügel zur Seite. Der Spalt war gerade groß genug um hindurch zu passen.

Ich deutete den beiden anderen Vampiren, die auf dem letzten Treppenabsatz verharrt waren, mir zu folgen. Plötzlich hallte ein Schrei über den Innhof, jemand hatte uns bemerkt. Lucas und Elena waren inzwischen am Tor angelangt und zwängten sich durch die schmale Öffnung.

Bevor ich ihnen folgte, sah ich wie Richmond aus einem der gegenüberliegenden Fenster im zweiten Stock zu mir herunter starrte. In seinem grimmigen Ausdruck lag der Hauch von Bewunderung.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt