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Das Lavendelparfüm betäubte meine Gedanken. Es hang wie ein dunkelviolette leichter Schleier in der Luft. Der süßliche Geruch füllte meine Lungen und folgte mir, wie ein Schatten, überall hin. Während ich die Rue du Allemande entlang schlenderte, senkte sich die schweigende Nacht über Paris. Aus den Fenstern der gutsituierten Bürgerhäuser drang warmes, elektrisches Licht das vor mir auf den Gehsteig fiel und den Schnee orangegelb färbte. Als ich den Place Cécile überquerte begann es zu schneien.

Hunderte von weißen Tupfern schwebten lautlos zu Boden und legten sich auf die Dächer und Straßen der Stadt. Binnen von Minuten war ich völlig durchnässt, doch es störte mich nicht. Der Schnee war tief und fiel in dichten Flocken, und nur wenige Menschen waren an diesem eisigen frühen Abend unterwegs. So hatte ich den Weg für mich und schritt unbeschwert dahin.

Der beißende Geruch von Rauch, der aus den Schornsteinen stieg, ließ den Lavendelgeruch schwächer werden. Ich bog schließlich in die Rue du Croix ein und sah schon von weitem unser Stadthaus. Es lag am Ende der Straße, gegenüber eines kleinen Parks. Hier, in einer der vornehmsten Wohngegenden Paris, befand sich unserer ,,Versteck''.

Das Haus hatte über fünfundzwanzig Zimmer, und einen geheimen Zugang zu den Katakomben, der als Fluchtweg vorgesehen war. Kurz bevor ich meine Hand auf den kalten, silbernen Türknauf legte, sah ich mich noch einmal um. Es war niemand auf der Straße zu sehen, auch aus den Fenstern lugte kein neugieriger Nachbar.

Der Park lag im Dunkeln. Die Äste der Bäume ragten dürr unter dem Schnee hervor, so dass die Schatten länglich zu Boden fielen. Der Schnee erhellte die Nacht, so dass auch ein sterblicher mühelos um diese Tageszeit sehen konnte. Trotzdem, fiel mir ein Detail ins Auge, dass mich skeptisch machte. Ein Paar Fußspuren zog sich von der Straße über den Schnee hinein in den Park. Es gab nur einen Eingang und dieser befand sich hier.

Derjenige der hineingegangen war, schien nicht mehr herumgekommen zu sein. Der dichte Schneefall verstärkte sich und fing langsam an die Fußspuren zu begraben. Stutzig sah ich noch einmal genauer in den Park hinein. Durch die Stäbe des hohen Zauns sah ich genug um mich davon zu überzeigen, dass mich die unbekannte Person zumindest nicht beobachtete. Schließlich trat ich durch die Haustür und ließ die beißende Kälte draußen zurück.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt