139

14 3 0
                                    

Sie schaffte es nicht. Schließlich gab sie auf und kroch an eine Hauswand von der schon der Putz bröckelte. Heiße Tränen rannen über ihr gerötetes Gesicht. »Bitte Monsieur! Tun Sie mi nichts! Ich flehe Sie an!«, flehte sie »Ich bitte Sie! Ich kann Ihnen mein Geld geben, aber mehr trage ich nicht bei mir!«.

Ich trat vor sie und ließ meinen Spazierstock laut auf dem Boden aufschlagen. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen und begann noch lauter zu schluchzen und zu flehen. »Bitte Monsieur! Bitte, bitte, bitte...«, ich packte sie grob an dem gebrochenen Handgelenk. Sie jaulte vor Schmerz auf »Sei leise!«, zischte ich verärgert. Zu meiner Überraschung, zog sie die verletzte Hand mit einem Ruck zurück so dass ich sie losließ.

Das Mädchen setzte sich blitzartig auf und stieß mich von sich weg. Ich war völlig verwirrt, ich fiel nicht um, sondern fand geschickt mein Gleichgewicht wieder. Das Mädchen hatte sich währenddessen an der Hauswand hochgezogen und begann wieder zu rennen. »Verdammt«, murmelte ich und lief ihr nach. Zu meinem Glück, und zu ihrem Verhängnis, endete die Straße in einer Sackgasse. Das Mädchen sah mich mit glasigen Augen an und presste sich gegen die kalte Hauswand.

»Verschwinde, du verdammter Teufel!«, ich tigerte unbeeindruckt über ihre Worte auf sie zu. Als ich sie an der Kehle packte, versuchte sie mit aller letzter Kraft die sie noch aufbringen konnte meine Hand wegzudrücken. Natürlich gelang es ihr nicht. In den dunkelgrünen Augen des Mädchens lag Angst.

Und mit jeder weiteren Sekunde wurde ihr Puls schwächer. Als sie schon halbtot in meinen Armen hang lockerte ich den Griff und warf meinen Spazierstock, den ich die ganze Zeit mit der rechten Hand gehalten hatte, zur Seite. Ich befreite ihre Schultern von den hüftlangen, roten Haaren und biss zu. Von den Lippen des Mädchens kam nur ein leises, kaum merkliches Seufzen.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt