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Es wäre eines der leichtesten Dinge gewesen, einfach loszulassen. Mich dem ewigem Frieden hinzugeben und auf ein Wiedersehen zu hoffen. Mein trommelndes Herz kämpfte unablässig gegen den Tod. Mit jedem Schlag wurde mir immer mehr bewusst, dass ich noch nicht gehen konnte. Das meine kleine Schwester zuhause auf mich wartete. Wäre Elly nicht gewesen, hätte ich den anbrechenden Morgen nicht erlebt.

Mit einer geschickten Bewegung beförderte ich Maries Leichnam gegen den Jäger, der seinen Schuss dadurch in die Decke abgab und mit einem Stöhnen mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Ich befreite Maries Brust von der silbernen Klinge und erwies dem jungen Jäger seine letzte Gnade. Lange saß ich dort, in diesem Raum voller Toter und horchte den letzten Atemzügen des einen Jägers, dem ich in das Bein geschossen hatte. Schließlich brachte ich es über mich und zwang mich von ihm zu trinken, damit meine Wunden verheilten.

Was danach passierte, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Der Schock hatte mir jegliche Erinnerungen geraubt. Ich weiß nicht mehr ob ich meinem Vater und Marie die letzte Ruhe erwies und sie irgendwo in den Katakomben beerdigte. Ich kann mich nur doch an die schier unendliche Morgendämmerung des ersten Jännertages erinnern, an dem ich aus dem Untergrund hervor trat und dem wolkenlosen Horizont entgegen blickte.

Wie sich meine Lungen mit der kalten, frischen Luft des Wintermorgens füllten. Schmerzhaft erkannte ich, dass dies endlich jener Morgen war, auf den ich nach der endlosen Nacht meiner Verwandlung gewartet hatte. Es erschien mir nun alles vergangene wie ein Traum, aus dem ich endlich aufgewacht war. Es war ein Morgen voller Hoffnung hereingebrochen.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt