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Panisch drückte Jack mit beiden Hände auf die stark blutende Wunde. Ein Bach aus Rot ergoss sich über seine Finger und tränkte die Ärmel seines weißen Hemdes. Röchelnd ging er auf die Knie. Seine Augen weit aufgerissen. Eine Welle aus Erinnerungen brach über mir zusammen.

Die Bilder und Gefühle meiner eigenen Verwandlung zerrten an meinen Nerven. Nach dem kurzen Schmerz des Bisses, würde das Blut in den Venen anfangen zu kochen. Der schmerzhafte Prozess dieser Ekstase machte einen rasend. Von Schmerz gepeinigt schrie Jack auf. Mit fest zusammen gebissenen Zähnen fauchte er etwas auf Gälisch während sein ganzer Körper sich unablässig schüttelte.

»Du verfluchter Teufel!«, knurrte er schließlich auf Englisch »Was hast du mir angetan?«. Lucien wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen »Stell dich nicht so an. Ich dachte ihr Schotten werd' hart im Nehmen«. Wutentbrannt hob Jack seinen hasserfüllten Blick. Seine Iris hatte sich giftig Grün gefärbt.

Mit wackeligen Beinen erhob er sich vom Boden. Seine Lippen bebten vor Wut. Sein Atem ging nur stoßweise. Wie gebannt starrte ich an ihm vorbei in die Dunkelheit des Raumes. Zögerlich betrachtete Jack seine blutverschmierten Hände. »Was ist mit mir... ich habe... «, seine heiseren Worte verstummten. Mit leicht geöffneten Lippen wandte er sich mir zu.

Sein Hemd war in seinem eigenen Blut getränkt, die dunkelbraunen Locken hingen ihm wirr in das bleiche Gesicht und seine matten Augen musterten mich fragend. So viele Frage mussten in seinem Geist herumschwirren. Für manche würde es Antworten geben, für andere jedoch gab es nur die Ungewissheit der unendlichen Leere. Sein Schockzustand ließ langsam von seinen angespannten Muskeln ab. Eine Weile sagte niemand etwas.

Nicht einmal Lucien, der geduldig mit dem Rücken zur Tür stand und mich auffordernd musterte. Alles schien in diesem warmen, orangenen Licht der einzelnen Kerze so unwirklich. Meine Gedanken überschlugen sich in meinem pochenden Kopf. Ich hatte einen Fehler gemacht. Einen unwiderruflichen, unsterblichen Fehler.

Die gläserne UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt